BAUhERrNOPFER
seine Absicht, in der kommenden Woche den Elektrobock fertig zu machen. Unser Baugrund wird unter Strom gesetzt, wie schön. Gerade bin ich dabei mich von Wolfgang zu verabschieden als mein Handy eine neue Email ankündigt. Es kommt vom Amperus Shop und enthält ein vierzehnseitiges Offert. Schnell scrolle ich mich durch und versuche einen Überblick zu erhalten, ob alles enthalten ist. Endlich nähert sich die letzte Seite und bei mir steigt die Spannung. Die Summe ist noch niedriger als erhofft. Letztendlich liegt der Gesamtpreis um mehr als ein Viertel unter dem Großhändlerpreis meines Elektrikers.
Sofort sende ich eine Auftragsbestätigung per Mail an Amperus, denn dieses Offert unterbietet mit Sicherheit niemand mehr.
Der Erdbeweger
Heute ist ein großer Tag für uns, da eine Baubesprechung mit dem Baumeister Ramoser und Herrn Kipping, dem Unternehmer, der sich um die Entstehung der Löcher in unserem Bauvorhaben kümmern soll, auf unserem Baugrund stattfinden wird. Am späten Nachmittag ist das Treffen anberaumt, und wir sind froh, dass es überhaupt dazu kommt, denn in den letzten Tagen versuchten wir vergeblich bei einigen Aushubunternehmen ein offenes Ohr zu finden. Doch derzeit sind alle vollkommen mit Arbeit eingedeckt, ohne auch nur einen Tag Zeit zu haben für unsere kleinen Löchlein im Garten. Jetzt, Ende April, ist Hochbetrieb bei den Maulwürfen vom Bau.
Kurz vor sechs Uhr legt unser Baumeister mit mir den zukünftigen Standort für den Lagercontainer fest. Schließlich sollte dieser die Bauarbeiten nicht durch eine schlechte Platzwahl behindern. Nach einigen Minuten des gemeinschaftlichen Wartens erfolgt der Auftritt des Erdbewegers.
Ein frisch gewaschener und glänzend polierter, weißer PickUp biegt in unsere Straße. Ein mächtiger Anblick - das Auto - mit einem Kühlergrill auf dem die Rehe Walzertanzen könnten, bevor sie unter dem Auto verschwinden. Aber wenigstens verzichtete er auf einen protzigen Hirschfänger. Gut genährt, in eine blaue Latzhose gezwängt und mit sichtlich schwindendem Haarwuchs, schreitet er bestimmt auf uns zu und begrüßt uns mit den Worten: »I bin z'spät. Oba des mocht ma nix aus! Griaß Ihna.« Gleich gefolgt von »Waun fong ma o? I hob nächst'n Montag Zeit. Dann hobt's sechs Wochn ka Schaunz!« Langes Gerede ist nicht seine Spezialität, er kommt gleich auf den Punkt. Wieder einmal würde sich ein Mundartwörterbuch bezahlt machen. Seine Verspätung lässt ihn genauso ungerührt, wie die Tatsache, dass er eigentlich nur einen einzigen Tag für die Grabearbeiten vorschlägt und keinerlei Alternativtermine anbieten kann. Damit bringt er Herrn Ramoser etwas in Bedrängnis, bevor der anfangs etwas ruhige Baumeister seine Gedanken sammelt und feststellt, dass er erst am sechzehnten Mai anfangen kann und damit die Baugrube für zwei Wochen offen stehen würde. Außerdem ist auf dem Grundstück noch nichts angezeichnet.
Er wird vom Maulwurf sofort wieder in die Defensive gedrängt »Da is ja nix zum mach'n. Die paar Seil' hobt's in an zwa Stund g'spannt. Wir komman dann am Montag und fetz'n erst des Pool raus, und nocher grob ma das Locherl für die Bodenplatt'n. Was wir aus'm Pool raushol'n schütt' ma einfoch da her.« Klingt wirklich ganz einfach, aber da es bereits Mittwoch ist und Herrn Ramosers Arbeiter nur bis Donnerstag arbeiten, wird das mit dem Seilgerüst zur Markierung der Baugrube in dieser Woche nichts mehr werden.
Unser Baumeister bietet an, am kommenden Montag seinen Polier zu unserem Grundstück zu schicken, um die entsprechenden Markierungen für den Aushub zu machen. Babsi und ich sind herzlich dazu eingeladen dabei zu sein, damit möglichst nichts schiefgeht. Das werden wir mit Sicherheit wahrnehmen. Herr Kipping scheint mit diesem Angebot zufrieden zu sein und wird am Dienstag, obwohl er ja angeblich nur am Montag Zeit habe, einen Bagger schicken, der den Aushub der Baugrube erledigen soll.
Nachdem also die Entscheidung für einen Aushub in der kommenden Woche gefallen ist, merkt Herr Ramoser an, dass der Regen unter Umständen die Gruben ausspülen könnte. Auch mit dieser Sorge kann er den Gräber nicht beeindrucken »Wann's den Gatsch in die Grub'n reindrückt, dann müss' ma halt nachgrob'n. Des moch ma scho.« Diesen Mann erschüttert nun wirklich
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