BAUhERrNOPFER
aufwecke, bereite ich ihn auf die Konfrontation mit dem Tod vor, was er ziemlich leicht wegzustecken scheint. Ganz im Gegenteil, neben dem toten Fisch schwimmen zwei Fischbabies, und die Welt ist wieder in Ordnung für Alex. Mit dem Kescher fischt er den Leichnam heraus und verabschiedet diesen mit einer kurzen Denksekunde in der Toilette.
Zwei Stunden später sitze ich wieder an meinem Platz im Großraumbüro und greife zum Telefon, um mit den üblichen drei Tassen Espresso auf ein aufnahmefähiges Niveau gebracht, die Nummer des Berker -Schauraumes zu wählen. Da ich die Stimme erkenne, nehme ich an, die gleiche Dame wie gestern zu sprechen. Ihr erkläre ich, an welcher Wand wir gestern den gesuchten Taster entdeckten und in welchen Ausführungen wir diesen gerne hätten. Woraufhin sie mich um etwas Geduld bittet und mir kurz darauf verspricht mich zurück zu rufen sobald sie die gewünschten Informationen hätte.
Zwei Stunden später ist es soweit. »Es war ein bissl schwieriger die Bestellnummern heraus zu finden, da es sich bei den Schaltern um Modelle aus der Manufaktur handelt.« So jetzt stehe ich an, was sind Manufakturschalter, wo kann man sie kaufen und was sollen sie kosten? Als ich die Dame um Aufklärung bitte, kommt mir ein regelrechter Informationsschwall entgegen. Offensichtlich hat sie in der Früh noch einen gesteigerten Redebedarf und erzählt mir, dass Berker Schalter herstelle – was mir so nicht ganz neu ist, muss ich zugeben – und neben den angebotenen Standardserien versuche jeglichen Sonderwunsch in Bezug auf Materialien und Formen zu erfüllen. Diese Sonderwünsche würden in der Manufaktur erfüllt.
Warum sie nicht einfach Fabrik dazu sagen? Vielleicht weil Manufaktur nobler klingt und sich damit höhere Preise rechtfertigen lassen. Na zum Glück haben wir von den Swarovski-Kristallen Abstand genommen und auch auf Ledereinlagen im Schalter verzichtet. Obwohl die Ledertaster wirklich cool gewesen wären. Wer hat schon ein Stück Kuh an der Wand, um damit sein Licht einzuschalten.
»Also gut, was sollen denn die Dinger nun kosten?« möchte ich nun wissen. 'Blablabla ....Bestellnummer... blabla...etc., etc.' Lange Rede kurzer Sinn. Unterm Strich kosten die grauen Plastikdrücker dasselbe wie die aus gebürstetem Edelstahl. Das finde ich wegen des geringer wertigen Materials zwar etwas vermessen, aber wir werden die Taster, wenn alles gut geht zumindest fünfzehn Jahre lang an der Wand haben, da sollen sie auch was gleichschauen. Vielleicht kann ja der Großhändler noch was mit dem Preis machen. Wir werden sehen.
Vom Großhändler brauchen wir mehr, als nur die Schalter, da der komplette Zählerschrank mit Inhalt, Leerverrohrung und Einbaudosen, alle Steckdosen, Montagerahmen, Wandradios für die Bäder, die komplette Alarmanlage und ein Server für das Bussystem auch mitbestellt werden sollen. Um einen guten Preis auszuhandeln, müssen wir zuvor einen Überblick bekommen, welche Preise für die einzelnen Komponenten überhaupt gut sind. Dazu schlage ich mir gleich die nächste Nacht um die Ohren und trage die Einzelpreise der verschiedenen Artikel in eine Tabelle ein, wo ich den jeweils günstigsten Anbieter markiere. Bei diesen Preisen ziehe ich alle Rabatte der entsprechenden Onlineshops ab. Kurz vor Sonnenaufgang liegt das Ergebnis meiner Bemühungen vor, eine Liste mit allen benötigten Teilen und den günstigsten Einzelpreisen, die ich unserem Elektriker per Mail schicke. Außerdem schreibe ich jedem in Frage kommenden Onlineshop ein Mail mit einer Anfrage bezüglich eines Sonderpreises für das komplette Elektromaterial. Da dieser Auftrag einen Wert von etwa zwanzigtausend Euro haben wird, könnte da noch was gehen.
Die ersten Onlineshops reagieren auch sehr schnell, nämlich mit Absagen. Von einem Mitarbeiter eines großen deutschen Versandhandels erhalte ich wenig später einen Anruf, in dem er Antworten auf seine Fragen zu den eigenartigen Bestellnummern der Schalter, unserer Flexibilität bei der Marke, der angefragten Leerrohre und noch ein paar Dingen die er nicht versteht, sucht. So kann er scheinbar einige Preise in unserer Liste nicht nachvollziehen, da er, laut seiner Aussage, bei dem einen oder anderen Artikel ein saftiges Minus machen würde. Ich bedenke meinen Gesprächspartner umgehend mit meinem mitleidvollsten Blick, den er
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