Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
Vom Netzwerk:
akzeptieren – und nicht selbst den besten »Kandidaten« auswählen kann. Bisher scheinen alle auf diese Weise zustande gekommenen Babys allerdings nicht ungesünder zu sein als per »normaler« IVF gezeugte. Allerdings gibt es Forschungen, die darauf hindeuten, dass künstlich gezeugte Babys später aber immerhin eher zu verschiedenen Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes neigen könnten. Erfahrungswerte gibt es jedoch noch nicht: Das älteste Retortenbaby, die Britin Louise Joy Brown, ist gerade mal Mitte 30.
    Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernehmen leider (momentan) nicht die kompletten Kosten für künstliche Befruchtungen, sondern nur 50 Prozent und auch die nur für drei Versuche. Außerdem müssen die werdenden Eltern über 25 und verheiratet (!) sein. Die Mutter darf bei Behandlungsbeginn nicht über 39 und der Vater nicht über 49 Jahre alt sein. Die Kosten, die man selbst übernehmen muss, liegen pro IVF zwischen etwa 1.500 und 2.000 Euro, bei einer ICSI sogar noch etwa 1.000 Euro darüber. Unverheiratete und ältere Paare, die nicht privat versichert sind, zahlen – tata! – alles selbst. Und die Kosten einer Fertilisation per Samenspende eines Dritten werden weder von der gesetzlichen noch von der privaten Krankenversicherung übernommen. Das führt mich zu:

HEY, BIG SPENDER? SAMEN-SHOPPING, EI-EINKAUF UND DAS KLEINGEDRUCKTE
    Ein Katalog mit Schnuckelchen von Top-Model-Format, unter jedem Bild das Ergebnis des selbstverständlich überdurchschnittlich bestandenen IQ-Tests – und aus diesen Kandidaten dürfen wir uns das Leckerli casten, dessen Luxus-Samen unser anspruchsvolles Ei befruchten soll. Hatten Sie sich eine Samenspende in etwa so vorgestellt? Ich jedenfalls hatte es. Leider muss ich Ihnen eine traurige Mitteilung machen: Is nich.
    Das tiefgefrostete Ejakulat unseres Big Spenders wird von der Samenbank aus dem Eisfach gepflückt, nachdem der Doc die spärlichen Kriterien durchgegeben hat: Mr. X soll dem zukünftigen sozialen Vater in äußerlichen Merkmalen ähneln – wie Haut-, Haar- und Augenfarbe – und einen vergleichbaren Bildungsstand haben. Damit das Kind nicht aussieht wie Boris Becker, wenn Daddy eher der Typ »Roberto Blanco« ist oder umgekehrt. Das war's dann aber auch schon. Hübsch oder hässlich, Schlaumi oder Dummerle, alles ist theoretisch drin. Hier bekommt man den Kater im bzw. aus dem Sack.
    Kleines Trostpflästerchen: Nicht jeder Spacko mit Omnipotenz-Fantasien wird als Samenspender zugelassen, die Jungs haben einige Bedingungen zu erfüllen. Sie müssen zwischen 18 und 39 sein, Sperma von Spitzenqualität absondern, kerngesund sein, drogenfrei, und in ihrer Familie dürfen in den letzten drei Generationen keine vererbbaren Krankheiten aufgetreten sein.Viele Samenbanken rekrutieren ihre Hobbyhengste außerdem per Aushang an Unis – die Chance, dass »uns Vaddi« immerhin ein gesundes Menschenmännchen mit Abi ist, stehen also gut.
    Zumindest, wenn wir zu den Glücklichen gehören, die in unserer »fortschrittlichen« Heimat Deutschland überhaupt als samenspendenwürdig gelten. Bitte festhalten: Nach einer Richtlinie der Bundesärztekammer müssen Frauen, die eine Samenspende aus einer offiziellen Samenbank erhalten möchten, verheiratet sein – und zwar mit einem Mann – oder in einer festen heterosexuellen Beziehung leben. Lesbische Frauen mit eingetragener Partnerschaft gelten gesetzlich blöderweise nur als »verpartnert«. Ob auch diesen Mädels eine Samenspende zusteht, ist umstritten. Derzeit wird die Sache nur von wenigen mutigen Ärzten unterstützt und dann auch nur per »Bechermethode« – der simpelsten Technik von allen. Singlefrauen bleibt allerdings selbst die verwehrt. Da kann ich nur sagen: Bye-bye Gleichberechtigung, hello Diskriminierung!
    Das Prinzip »Diskriminierung« gilt aber auch für Eizellspenden. Frauen, deren Eierstöcke zum Beispiel aus Krankheitsgründen keine Eier abgeben, haben die ultimative Ätsch!-Karte gezogen. Denn ein Arzt, der ein Spender-Ei besorgt und einsetzt, wird (in Deutschland) automatisch zum Kriminellen. Ein zwischenzeitlich gefälltes Urteil des Europäischen Gerichtshofes, das besagte, dass es sich dabei um eine nicht zu begründende Ungleichbehandlung handle, weil ja Samenspenden nun mal erlaubt sind, wurde sofort wieder rückgängig gemacht. Ah ja.
    ----

    BAUSTELLENVERLEGUNG INS AUSLAND? LEIHMUTTERSCHAFT UND IHRE HAKEN
    Nicole Kidman hat's getan, Sarah Jessica Parker auch: Sie haben ihre

Weitere Kostenlose Bücher