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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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»seine liebste Banausin«. Warum müllte er mich jetzt trotzdem wieder mit seinen Einladungen zu?
    Eine Millisekunde lang überlegte ich, die Mail ungelesen zu löschen, aber so etwas macht man einfach nicht bei Menschen, die man mag. Ein Klick – und auf meinem kleinen Display erschien ein Bild. Ein Babyfoto in Quietschrosa? Sollte dieser Kitsch Kunst sein? Waren Babymotive jetzt das Must Have der Art-Now-Bewegung? Ich versuchte im grellen Sonnenlicht diepinke Schnörkelschrift zu entziffern, die das Foto zierte: »Lena, 14. Juli 2008, 3.276 Gramm.«
    Ach so! Süß, so ein euphorischer schwuler Patenonkel. Dann las ich weiter: »Die stolzen Eltern ...« Moment mal, wie bitte? Eltern? Mein Schwuppen-Radar hatte mich doch noch nie getäuscht! Im zartesten Teenie-Alter konnte ich einige Freunde bereits darüber informieren, dass sie verzaubert sind. Und zwar, bevor sie's selbst wussten. Bei Daniel war mir von Anfang an klar: total rosarot verzaubert! Daher hatte ich mit ihm nie über seine sexuelle Orientierung gesprochen. Er selbst war ein klassisches Klischee: Typ Intellektueller, schlaksig mit Nickelbrille, Hochwasserhosen und etwas – drücken wir's mal diplomatisch aus – egozentrischen Armbewegungen. Außerdem hatte er doch immer so herzlich mitgelacht, wenn ich schmutzig-sexistische Bemerkungen über seine Schar extrem gut gebauter Mitarbeiter fallenließ. Seltsam. Konnte ich mich so geirrt haben? Ich las noch mal. Ja, da stand: »Die stolzen Eltern, Pia Petra & Daniel.« Hatte Daniel mir jemals eine Pia Petra vorgestellt? Nein, das wäre so grotesk gewesen wie Harald Glööckler mit Ehefrau.
    Meine Neugier war geweckt, um nicht zu sagen: Sie war maßlos. Ich schnappte mir mein Handy, beschloss, auf die unverschämten Roaming-Gebühren zu sch... und dem Phänomen »Papa Daniel« auf den Zahn zu fühlen.
    Es klingelte. Wunderbar, zumindest keine Mailbox! Meine Chancen, den busy Businessman tatsächlich an die Strippe zu bekommen, stiegen. Neugier ist wie ein Splitter im Fuß, man kann sie nicht ignorieren; bevor man nicht davon befreit ist, hat man keine Ruhe. Darum hatte ich sogar extra meine Rufnummer-Unterdrückung ausgeschaltet und hoffte jetzt auf eine Telefonaudienz bei Kunstpapst Daniel.
    »Soooonya-Schatzi!!!«
    »Hallo Papa! Herzlichen Glückwunsch zum Töchterchen!«
    »Oh, danke schön!« Daniels Stimme überschlug sich ein wenig vor Freude. »Ist sie nicht perfekt? Und so süüüüß …«
    Tja, um ehrlich zu sein, hatte ich dem nackten Balg auf rosa Schaffell nicht wirklich viel Beachtung geschenkt. Für mich sahen sowieso alle Neugeborenen irgendwie gleich aus. Hundewelpen waren definitiv süßer, doch das verschwieg ich instinktiv. Ein lustiger Kommentar sollte mich retten.
    »Ja, total! Der gespuckte Papa ...«
    »Echt? Findste auch? Tja. Du, alle sagen das.« Daniel klang so high, als hätte er sich gerade eine Krankenhauspackung Antidepressiva geschmissen. Wohin war der Mann, dessen zweiter Vorname »Ironie« war, verschwunden? Und: Wer waren, bitteschön, ALLE? Die Patienten der geschlossenen Psychiatrischen?
    Mit frischgebackenen Eltern konnte man einfach nicht reden, ohne dass diese ein dämlich-verklärtes Dauergrinsen aufsetzten, das man kurioserweise auch am Telefon erahnte, und alle zwei Minuten selige Seufzer von sich gaben.
    Daraus kombinierte Sherlock Kraus haarscharf: Daniel war tatsächlich Vater geworden. Shocking!
    Aber wie? War er etwa bi? Niemals! Ich war mir absolut sicher, dass Daniels Zauberstab schon beim Gedanken an eine nackte Frau den Dienst verweigerte. Während ich noch grübelte, plapperte er aufgeregt weiter:
    »Ach, Sonya, meine Prinzessin hat ein Häutchen, so zart, als hätte sie neun Monate in La Prairie gebadet ...« Entschuldigung, aber so was sagt doch kein heterosexueller Mann!
    Scheinheilig fragte ich: »Und wie geht's der Mama?«
    »Ohhhh, was bin ich froh, dass ich keine Frau bin! Aber Pia hat das super gemacht, ich bin ja draußen geblieben. Schreiende Frauen, das ist nix für mich ...« Ich war fassungslos, jetzt entpuppte sich mein Daniel auch noch als Mega-Macho! Tja, so konnte man sich täuschen.
    »Na, du bist mir ja ein schöner Vater!«, schimpfte ich.
    »Du, Petra war ja drinnen bei ihr, die konnte ihr viel besser helfen.«
    »Petra??? Who the fuck is Petra?«, rutschte es mir verwirrt heraus.
    »Na, Pias Freundin!«
    Pia, Petra & Daniel! Lag es an der Dezimierung meiner grauen Zellen durch zu viel Sangría, oder hatte ich im hellen Sonnenlicht

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