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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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Minuten maximal befüllt. Und die Aussicht, wie meine Wauzis an jeder Ecke »das Bein heben zu müssen«, fand ich nicht so sexy. Himmel, was sollte ich jetzt bloß tun gegen diesen Heißhunger!?! Auf der Suche nach einer Notlösung pilgerte ich zum Kühlschrank. Bäh, nur gesunde Sachen und mein verwaistes Schokoladen-Topping. Schokosoße pur futtern? Würde das helfen? Wieso, verdammt noch mal, konnte man nicht Gelüste nach Vollkornbrot, Spinat und anderem Grünzeug haben?
    Wie eine eingesperrte Raubkatze tigerte ich durch die Wohnung. Meine Hunde beobachteten mich verstört, während mein Gehirn panisch nach einem Weg zum Eis fahndete.
    »Sonya, jetzt beherrsch dich doch mal!«, kam es aus dem Schlafzimmer. »Du machst ja alle völlig irre.« Hatte mein Typ es tatsächlich gewagt, mir vorzuschreiben, was ich tun und lassen sollte? Er hatte! In diesem Augenblick wurde mir klar, was Beschaffungskriminalität wirklich bedeutete. Ich hätterohe Gewalt angewendet, um an seine Autoschlüssel zu kommen – leider standen die Chancen gegen meinen Mucki-Man schlecht. Vielleicht ließ er sich ja mit Sex bestechen? Mist, meine Lust fokussierte sich leider gerade ausschließlich auf Kalorienreiches.
    Aber vielleicht gab es ja einen Eis-Home-Delivery? Fein, wenn ich nicht zum Eis kam, musste das Eis eben zu mir kommen. Tja, das Internet gab da leider nix her, der Bofrost-Mann lag wohl schon im Bettchen.
    Aber hey, wozu hatte man denn Freunde? Meine Steffi würde mir bestimmt ein, zwei Packungen vorbeibringen ... nur urlaubte die gerade auf Malle.
    Während ich noch im Geiste meinen Freundeskreis durchging und überlegte, wer eventuell Verständnis für meinen bekloppten Wunsch nach einem Eis-Shuttle haben könnte, kam mir der zündende Gedanke: Natürlich! Ein Taxi musste her und mich aus meinem selbst verordneten Hausarrest befreien.
    Ich wählte den Taxiruf und landete in der Warteschleife. Eine günstige Gelegenheit, noch einmal kurz zu reflektieren, was ich gerade im Begriff war zu tun. Nämlich mal mindestens 20 Euro für 'ne Taxe zu McDreck auszugeben, um dann fünf Portionen Softeis mit Soße einzuatmen und damit mein Baby schon im Mutterleib zuckerabhängig zu machen. Völlig außer Kontrolle, anders konnte man meinen Geisteszustand, neutral gesehen, wohl nicht beschreiben. War mein Gehirn proportional zum Wachstum meines Bauches geschrumpft? Und wo waren denn bitte schön mein Stolz und meine Würde geblieben? Ich legte auf, horchte in mich hinein und war mir sehr sicher zu spüren, wie mein Magen sich vor Verzweiflung selbst verzehrte. Ich litt Qualen, wollte jemandem die Augen auskratzen, verfluchte alle, die nicht schwanger waren, aber ich blieb standhaft. Statt meinen Monstermagen mit kühlen Köstlichkeiten zu beglücken, füllteich ihn leidenschaftslos mit Hüttenkäse plus Honig. Und ging ungefähr so befriedigt ins Bett wie eine Nymphomanin nach einer Nummer mit einem Eunuchen …
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    Ja, es war ein brutaler Kampf – den ich am Ende gewann! Nach ein paar Tagen eisenharten Entzugs schmeckte der Hüttenkäse schon gar nicht mehr so übel (ehrlich!), und mein Arzt war mit meinen Blutzuckerwerten mehr als zufrieden. Juhu! Die Sache war ein Aha-Erlebnis, das mich auf den Pfad der kulinarischen »Tugend« brachte: Das, was ich mir oben reinstopfte, waren nämlich die Lego-Bauklötzchen, aus denen das Baby gemacht wurde. Normalerweise bin ich ein totaler Genussmensch und achte ungern auf feste Regeln – aber in diesem Moment ging es um die Gesundheit meines Babys und natürlich meine eigene. Netter Nebeneffekt meiner Anstrengung: Ich blieb bis zur Geburt nicht nur supergesund – danach musste ich auch keine Ich-hab-für-zwei-gefuttert-Pfunde mit mir rumschleppen.
    Vor allem regelmäßige Mahlzeiten habe ich mir damals angewöhnt, die mir bisher so wesensfremd waren wie ein Kicker -Abo. Aber wer regelmäßig futtert, hält nun mal den Blutzuckerspiegel konstant. Außerdem lernte ich, dass die Gewohnheit, den Süßkram nach dem Essen einzuwerfen – auch »Dessert« genannt –, unter Blutzucker-Aspekten geradezu katastrophal ist. Denn dadurch muss unser armer Körper nach dem opulenten Mahl noch mal ordentlich in die Insulinproduktion gehen. Ergebnis: Wir haben schneller wieder Hunger. Und worauf? Auf Süßkram. Ein Teufelskreis! Kein Wunder, dass ich immer noch viel mehr Eis vertilgen konnte als gut für mich und das Baby war … Wenn es denn unbedingt Süßes sein muss, dann ist es besser, vor dem Hauptgang zu

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