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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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am besten rational nachvollziehbare Wünsche der Eltern fließen in die Entscheidung ein. Wenn wir unsere vor Jahren nach Timbuktu ausgewanderte Schulfreundin als Wunsch-Erziehungsberechtigte benennen oder den völlig mittellosen und in einer Ein-Zimmer-Butze lebenden Cousin, deckt sich das möglicherweise nicht mitden Wunschkandidaten des Jugendamtes. Da haben Großeltern oder in der Nähe lebende Blutsverwandte mit geregeltem Einkommen, die unser Kind regelmäßig zu Gesicht bekommen (werden), deutlich bessere Karten.
    Noch was! Falls wir einen neuen Partner haben, kann der unter bestimmten Umständen nach einer Weile des Zusammenlebens die Stiefkind-Adoption beantragen. Wenn der leibliche Vater nicht mehr lebt, sowieso. Ansonsten muss der Erzeuger einverstanden sein oder darf aus anderen Gründen nicht (mehr) als Sorgeberechtigter in Frage kommen (vielleicht, weil er im Gefängnis Däumchen dreht oder kein Interesse an seinem Spross zeigt).
• Unser Kind braucht einen Namen – und zwar einen guten!
    Sie finden, Namen sind Schall und Rauch? Reine Buchstabenfolgen ohne tiefere Bedeutung? Absolut nicht! Ein Name schürt Erwartungen – und der falsche kann sogar die Zukunft verbauen: Kürzlich bin ich über die Untersuchung einer Absolventin der Uni Oldenburg gestolpert. Sie hatte 500 Grundschullehrer nach ihrer Einschätzung von Kindern befragt – allein auf Basis des Vornamens . Man sollte ja erwarten, dass Pädagogen in der Lage sind, Dinge einigermaßen objektiv zu beurteilen. Aber weit gefehlt! Bei der Befragung kam raus, dass die Pauker extreme Vorbehalte gegenüber Mädchen haben, die Chantal, Mandy oder Jacqueline heißen, bei den Jungs belegten erste Plätze in den Negativcharts Namen wie Kevin, Dennis oder Marvin. Diese Kinder wurden allein aufgrund ihres Namens von den Lehrern als verhaltensauffälliger und dümmer eingestuft! Angeblich auf Erfahrungswerten beruhend, weil Kids mit exotischen Namen doch häufiger aus der Unterschicht stammen. Ja, nee, is klar, liebe Lehrer, fragt euch mal, wer hier der wirkliche Dösbaddel ist!
    Aber das war noch nicht alles: Als besonders schlau wurden Kinder mit Namen wie Sophie, Charlotte, Maximilian oder Alexander eingeschätzt.
    Für die Kinder können solche Vorurteile gravierende Folgen haben, denn in anderen Studien kam heraus, dass Lehrer bei Schülern, die sie für besonders schlau halten, eher Fehler übersehen. Bei vermeintlichen Doofies werden hingegen Diktate und andere Tests superpenibel korrigiert und schlechtere Noten verteilt.
    Aber auch noch ein paar andere Namen wecken, sagen wir, interessante Assoziationen. Als ich nach der Niederkunft im Krankenhaus an der Tafel mit den Namen der Neugeborenen vorbeischlurfte, stach mir ein gerade geschlüpfter »Osama« ins Auge – dahinter prangte ein ultradeutscher Name wie Schulze oder Meier. Ich hatte es gerade noch geschafft zu denken: »Das arme Kind kann vermutlich nur froh sein, dass es nicht Adolf heißt«, da kam mir ein trotz sengender Hitze komplett verhülltes schwarzes Tschador-Nachtgespenst entgegen. Ich konnte gar nicht verhindern, mich zu fragen, ob ich da gerade Frau Schulze begegnet war …
    Ich habe meinem Kleinen jedenfalls gleich zwei Vornamen gegeben, die ich – nein – nicht verrate. Am Ende liest das hier noch sein zukünftiger Grundschullehrer und zieht Rückschlüsse von meiner Haarfarbe auf die Intelligenz meines Sohnes (da muss man aufpassen!). Aber auf diese Weise hat mein Süßer immer Ausweichmöglichkeiten, falls sich einer der Namen als hinderlich rausstellt.
    Der Vorname ist allerdings nur die eine Seite der Medaille, auch der Nachname will sorgfältig gewählt sein! Wenn beide Eheleute (was für ein Wort!) nach der Hochzeit ihren Geburtsnamen behalten haben, hat man nämlich auch hier die Qual der Wahl: Innerhalb eines Monats nach der Geburt muss man bestimmen, welchen Namen das Kind trägt. Doppelnamen sind dabei verboten, sonst entstehen schnell unschöne Schlangennamen.
    Bei unverheirateten Eltern – wie meinem Freund und mir – wird's interessant. Normalerweise bekommt das Kind lediger Mütter automatisch den Nachnamen der Mama. Bei uns lief das anders:
    Wir haben kurz nach der Geburt
eine gemeinsame Sorgerechtserklärung abgegeben.
In diesem Fall kann man – wie verheiratete Paare –
innerhalb eines Monats nach der Geburt einen der beiden Nachnamen für das Kind festlegen.
    Nachdem sich »mein« Kindsvater allerdings in meiner Schwangerschaft ein paar Klöpse geleistet

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