Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
ich womöglich doch die Wahrheit sage. Als er mich am Ende wegschickte, spürte ich etwas … als erwarte er von mir irgendeinen Beweis, dass ich wirklich esHu’ur diene.«
»Lift anhalten«, sagte Sergei abrupt, die Kabine stoppte sofort. »Sie spürten das?«
»Sir?«
»Wollen Sie sagen, der Zor sagt etwas, meint aber das Gegenteil? Wie? Wie wird diese verborgene Bedeutung vermittelt? Woher wussten Sie das?«
Boyd sah Sergei verständnislos an. »Nun, ich sah es an der Art, wie er seine Flügel anordnete, Sir.«
»Seine Flügel?« Sergei studierte das Gesicht des jungen Marine. »Seine Flügelstellung hat eine Bedeutung?«
»Ja, Sir.«
Einen Moment lang grübelte Sergei. »Die Flügel. Sie kommunizieren mit ihren Flügeln. Gestensprache. Bei jeder Begegnung mit den Menschen, bei jeder Friedensverhandlung haben sie mit ihrer Stimme und ihren Flügeln gesprochen, darauf möchte ich wetten. Sie können nichts mit unserer Mimik anfangen, und wir verstehen nicht die Stellung ihrer Flügel. Wenn das stimmt …« Er sah zur Decke der Liftkabine. »Deck dreiundzwanzig«, sagte er, der Lift setzte sich wieder in Bewegung. »Wir werden uns noch einmal mit diesem Zor unterhalten, Sergeant. Und diesmal gibt es ein paar Fragen, die Sie für mich stellen werden.«
12. Kapitel
(Aus dem Protokoll der Imperialen Versammlung, 16. August 2311)
VORSITZENDER: Der Vorsitzende erteilt Mr Hsien das Wort.
ABGEORDNETER HSIEN: Herr Vorsitzender, ich bitte um einstimmigen Beschluss für den Antrag, eine Präsentation vornehmen zu können (s. Dokument Anhang 2311-A231918-17).
VORSITZENDER: Wenn es keine Einwände gibt, ist das …
PREMIERMINISTERIN: Wird der Abgeordnete eine Frage zulassen?
VORSITZENDER: Wird der Gentleman eine Frage zulassen?
ABGEORDNETER HSIEN: Gewiss doch.
PREMIERMINISTERIN: Ich danke Mr Hsien für sein Entgegenkommen. Herr Vorsitzender, sollte die Versammlung sich mit dem Dokument des Anhangs beschäftigen, das uns der Abgeordnete freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, wird sich herausstellen, dass es nur wenig darin gibt, was von der öffentlich geäußerten Meinung des Abgeordneten über den Krieg und die Kriegführung abweicht. Ich möchte den Abgeordneten fragen, Herr Vorsitzender, was er damit zu erreichen hofft, wenn er das Dokument noch einmal der Imperialen Versammlung präsentiert.
ABGEORDNETER HSIEN: Herr Vorsitzender, ich möchte fragen, ob die Premierministerin ihre Frage vollständig gestellt hat, damit ich darauf antworten kann.
PREMIERMINISTERIN: Herr Vorsitzender, ich bin der Ansicht, dass ich meine Frage deutlich gestellt habe.
ABGEORDNETER HSIEN: Nun, Herr Vorsitzender, ich habe um eine Präsentation vor der Versammlung gebeten, weil mir vor kurzem eine Information bekannt geworden ist, die auch in der Öffentlichkeit kursiert: nämlich dass unsere Befehlshaber an der Front im Namen des Sol-Imperiums eine Reihe von Kriegsverbrechen begangen haben, die beschämend und …
(MEHRERE ABGEORDNETE): Herr Vorsitzender! Wird der Gentleman das zurücknehmen? Hört, hört! Ausreden lassen! (etc.) (Hammer des Vorsitzenden)
VORSITZENDER: Ruhe im Saal. Wird der Gentleman das zurücknehmen?
ABGEORDNETER HSIEN: Ich werde es nicht zurücknehmen, Herr Vorsitzender, tut mir Leid.
(Hammer des Vorsitzenden, weitere Bitten auf Erteilung des Wortes)
VORSITZENDER: Die Abgeordneten werden Ruhe bewahren. Der Abgeordnete Hsien hat das Wort, aber er wird ermahnt, seine Bemerkungen diesmal auf das Thema zu konzentrieren, also auf die Fragen von Premierministerin Tolliver zu antworten.
ABGEORDNETER HSIEN: Ich entschuldige mich für jegliche Störung, die ich verursacht haben könnte, Herr Vorsitzender. Die Premierministerin will wissen, warum ich die Versammlung weiter mit dieser Angelegenheit befasst sehen möchte. Meine Antwort darauf ist, dass ich diesmal mehr zum Thema zu sagen habe. Ich glaube, die Versammlung vergeudet keine Zeit, wenn sie sich meine Anmerkungen anhört. Außerdem hat meine Partei die notwendige Gebühr für den Antrag bezahlt. Es ist nicht üblich, dass … (Weitere Störungen und Hammer des Vorsitzenden)
ABGEORDNETER HSIEN: Es ist nicht üblich, dass die Versammlung einen Antrag verweigert, wenn die Zeit dafür regulär gekauft wurde. Gleichgültig, wie sehr die Regierung die Wahrheit fürchtet – diese Wahrheit wird ohnehin ans Tageslicht kommen. Herr Vorsitzender, ich verschiebe meine Frage auf später.
Die Mitglieder der Regierung Seiner Imperialen Majestät
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