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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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ihm überhaupt bewusst war.
    »Wir fliegen gemeinsam? Pah! Wie sollte das möglich sein? Sie haben keine Flügel, Sie tragen kein chya. Sie sind kein Zor-Krieger, und Sie werden nie sein, was ich einmal war. Wenn Sie kein esGa’uYe sind, dann sind Sie immer noch esHara’e. Grund genug für mich, Sie zu verabscheuen.«
    Rrith drehte sich ganz von dem Menschen fort, die Flügel zum Mantel der Abwehr arrangiert, die Muskeln angespannt, während er aufmerksam dem nahenden Angriff lauschte. Doch der kam nicht. Wären die Rollen vertauscht gewesen, hätte Rrith wohl jeden angefallen, der ihn so sehr beleidigte.
    Er wusste nicht, welchen Schluss er daraus ziehen sollte.
    »Ich sagte Ihnen, ich diene nicht dem Lord der Schmach«, sagte der Mensch schließlich. »Ich bin ein Gefolgsmann von … esHu’ur.«
    Rrith wirbelte so schnell herum, dass der Mensch einen Schritt zurückwich. »Sie nehmen sich viel heraus«, fauchte er wütend, hielt aber die Flügel in der Haltung der Ehrerbietung gegenüber esHu’ur. Der Mensch wich nicht weiter nach hinten, als wüsste er um die Bedeutung der Geste.
    »Ich spreche nur die Wahrheit. Ich werde in der Gegenwart von esLi sprechen, wenn Sie das wünschen, da Er mir die Fähigkeit gab, mit Ihnen zu reden. Ich muss annehmen, dass er es aus einem bestimmten Grund tat.«
    »Dieser Schwur muss ernst genommen werden.«
    »Dessen bin ich mir bewusst, se Rrith. Auch wenn Sie das nie akzeptiert haben, stellt ein Schwur bei meinem Volk auch eine ernsthafte Verpflichtung dar. In meiner Truppengattung lautet das Motto: ›Für immer treu.< Ich habe jenen Schwur nie verletzt, und ich würde auch diesen nicht verletzen.«
    Ein Teil von Boyds Gedanken kreiste um die Frage, was es überhaupt bedeutete, vor esLi einen Schwur abzulegen. Ein anderer Teil zeigte Ehrerbietung gegenüber der abstrakten Vorstellung von esLi, der seinen Geist berührt hatte, als er in das esLiHeShu-Sa ’a gestiegen war. Während der Zor grübelte, kam Chris zu dem Schluss, es würde ihm wohl nicht schaden, wenn er diesen Schwur ernst nahm.
    »esHu’ur ist eine gewaltige Kraft«, erwiderte Rrith schließlich. »Wenn er sich wirklich manifestiert haben sollte, warum nimmt er dann nicht die Gestalt von einem des Volks an? Erklären Sie mir das, Flügelloser.«
    »Ich bin mit Ihrer Kultur nicht vertraut, se Rrith, aber nach allem, was ich gelernt habe, weiß niemand, was esHu’ur eigentlich ist. Woher wollen Sie es dann wissen? Wenn jemand, der von sich behauptet, die Dunkle Schwinge zu sein, in diesem Moment eintreten würde« – er deutete auf die Tür hinter sich –, »würden Sie das dann wirklich wissen?«
    »Sie beleidigen mich mit Ihrer Blasphemie«, antwortete Rrith wütend und hob seine Stimme an. »Ich werde nicht länger darüber reden. Ich kann Ihnen nicht befehlen, mich zu verlassen, doch ich wünsche keine weitere Unterhaltung mit Ihnen.« Er hob seine Flügel, damit sie ihn einhüllen konnten – eine Geste, die etwas ganz anderes zu vermitteln schien: Angst und Erwartung.
    Boyd wusste nicht, ob er den Worten oder der Haltung des Zor glauben sollte. Schließlich ging er zur Tür und klopfte. Der Wachmann öffnete, dann verließ Boyd die Zelle, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    »Ich kehre jetzt auf das Flaggschiff zurück«, sagte Sergei, als sie nebeneinander durch den Korridor gingen. »Ob es nun erfolgreich war oder nicht – Sie sind unser bester Mann für eine Kommunikation mit dem Gefangenen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie auf die Lancaster versetzt werden. Mir ist klar, dass eine solche Veränderung in Ihrer Routine das Letzte ist, was Sie im Moment brauchen. Aber ich will Sie an Bord haben, damit ich Sie einsetzen kann, wenn es nötig ist. Der Admiral wird Sie sicher auch einiges fragen wollen.«
    »Aye-aye, Sir.« Sie betraten den Lift, zwei Offiziersanwärter traten zur Seite und salutierten.
    »Hangar, Deck C«, sagte Sergei, und der Lift fuhr sofort nach unten. »Der Zor schien Ihnen gegenüber recht feindselig, Sergeant, auch wenn er an einer Unterhaltung interessiert zu sein schien. Jedenfalls bis kurz vor Schluss.«
    »Ja, Sir, das stimmt. Aber … nun irgendwie bin ich nicht so ganz davon überzeugt, dass er auch wirklich das meinte, was er sagte.«
    »Erklären Sie das.«
    »Während des Gesprächs kam es einige Male vor, dass er etwas nicht so sagte, wie er es meinte. Als ich behauptete, ich diene der Dunklen Schwinge, wirkte er beleidigt, aber er gestand sich offensichtlich ein, dass

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