Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
Vom Netzwerk:
erwiderte darauf, ich würde so etwas niemals befehlen.«
    »Sie haben Wort gehalten. Ihr Handeln zeigte Mitgefühl und Gnade. Doch das sind keine Eigenschaften von esHu ’ur, dem Zerstörer. Waren Sie nicht besorgt, Ihre Behauptung, die Dunkle Schwinge zu sein, könnte in dem Moment zum Scheitern verurteilt sein?«
    Marais schwieg lange, als müsse er seine Worte erst mit Bedacht wählen. »Ich sprach damals die Wahrheit, Hoher Lord, so wie ich es hoffentlich jetzt auch tue. Wenn ich derjenige bin, der zu sein ich behaupte, muss ich dies dann bis zu seinem logischen und schrecklichen Ende führen? Wollen Sie das damit sagen? Werden Sie mich nur als die Dunkle Schwinge akzeptieren, wenn Sie für mich sterben müssen? Ich bin nicht nach Zor’a gekommen, um einer Hinrichtung oder einem Massenselbstmord beizuwohnen. Es muss doch sicherlich noch einen anderen Weg geben.«
    Irgendwo im Garten stieß ein Vogel einen fröhlichen Pfiff aus. Der Hohe Lord hielt inne und legte den Kopf schräg, lauschte aufmerksam, konzentrierte sich dann aber wieder auf die Menschen.
    »In unserer Literatur und Kultur gibt es eine feste Tradition, die sich ›Verdammung zum Lebern nennt. Als jemand, der in unseren Traditionen bewandert ist, wird Ihnen dies sicher bekannt sein. Auch für diejenigen, die idju sind, gibt es die Möglichkeit der Wiedergutmachung, wenn Lord esLi es will. Da esLi viel weiser ist als wir und Seine Gründe den Sterblichen nicht immer bekannt sind, befiehlt Er manchmal einem vom Volk, sich nicht zu vernichten, damit er für einen höheren Zweck weiterleben kann. Admiral, ich glaube, dass alle vom Volk genau auf diese Weise gerufen worden sind, auch wenn ich den Grund dafür noch nicht kenne.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Vor einem Bruchteil eines Mondes hatte ich einen Traum, in dem Sie und Ihre Begleiter eine wichtige Rolle spielten. Sogar mein Cousin se Rrith war anwesend.«
    Er drehte sich zu Rrith um, als wolle er etwas zu ihm sagen, fuhr dann aber an Marais gewandt fort: »Admiral, Ihr Traumbild sprach zu mir und sagte mir, wir müssen uns treffen und etwas besprechen. Ich glaube, esLi sprach durch Sie zu mir, da Er Sie als eine traditionelle Figur in unserem Glauben zeigte.«
    »Die Dunkle Schwinge«, sagte Marais.
    »Nein, Admiral. Dieses Gespräch würde völlig anders verlaufen, wenn das der Fall wäre. In meinem Traum waren Sie nicht die Dunkle Schwinge, sondern die Helle Schwinge, die Leben gibt und die den Verstand öffnet. Darum glaube ich, dass Sie und Ihre Flotte nicht als Zerstörer hergekommen sind, sondern um Leben zu geben. esLi hat die Zor zum Leben verdammt, und nun sind sie bereit, Ihnen zu folgen, der Hellen Schwinge, die ihren Verstand öffnen und ihr Leben verändern wird.«
    Marais war sprachlos; er wirkte fast so, als seien diese Worte wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Abrupt stand er auf, sah erst seine Offiziere, dann Chris Boyd, Rrith und schließlich den Hohen Lord an.
    »Lord Sse’e, ich …« Er fuhr sich durch sein silbergraues Haar. »Ich weiß nicht …«
    »Bedenken Sie eines, Admiral.« Der Hohe Lord veränderte ein wenig seine Position auf der Sitzstange und spreizte die Flügel, um die Balance zu wahren, dann legte er die Klauenhände in den Schoß. »Wir befinden uns an einem entscheidenden Punkt, an dem sich die jeweilige Geschichte unserer beiden Spezies kreuzt. Dies ist so wie alle anderen Situationen, die ich Ihnen beschrieb, ein aLi’e’er’e, die Wahl des Fluges. Als wir Ihrer Spezies zum ersten Mal begegneten, wurden wir von dem Glauben angetrieben, wir müssten sie auslöschen, weil Lord esLi es uns gesagt hatte. Es stand nicht im Widerspruch zu dem, was wir schon immer geglaubt hatten und was ein fester Teil unserer Kultur war. Es stand im Einklang mit der Gewalttätigkeit unserer Kultur und mit der Art, wie wir schon immer unseren Äußeren und Inneren Frieden erreicht hatten. Ich bin jedoch zu dieser Ansicht gelangt: Da Sie die Fähigkeit besitzen, uns zu vernichten – es aber nicht getan haben –, arbeiten auch Sie im Sinne von esLi, dessen Absicht es war, dass wir von Ihnen besiegt werden und Ihrer Gnade ausgeliefert sind. Nun ist für uns der Zeitpunkt gekommen, unseren Blick auf das Universum weiter zu fassen. Sie als die Helle Schwinge werden uns dazu bringen und uns helfen zu überleben, damit wir esLi auf die Art und Weise dienen, die Er für uns vorgesehen hat.«
    »Und was genau bedeutet das, hi Sse’e?« Marais sah den Hohen Lord eindringlich

Weitere Kostenlose Bücher