Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
Vom Netzwerk:
jeden, der ihm dabei im Weg steht.«
    Und so saß Sergei jetzt wieder im Pilotensitz und kam sich klein und hilflos vor, überlegte, wie wohl die Befragung verlief, und fragte sich, ob sie von irgendwem da draußen beobachtet wurden.
    McMasters nippte an seinem Becher mit heißem Kaffee, dann stellte er ihn vor sich hin und faltete die Hände.
    »Admiral Marais«, sagte er und warf einen Seitenblick zum mürrisch dreinblickenden Aronoff. »Mir ist die Situation bewusst, in der wir uns befinden, aber ich kann nicht das Gericht hier auf Ihr Flaggschiff verlegen.«
    »Ich vertraue den Sicherheitsvorkehrungen von Commodore Torrijos«, erwiderte Marais. »Aber Ihren vertraue ich nicht.«
    »Ich verstehe Ihre Haltung, Mylord.« McMasters griff erneut nach seinem Becher, stellte ihn aber gleich wieder hin. »Ich bitte Sie aber, auch meine Position zu verstehen. Sie haben entschieden, diesen … Disput … vor einem Kriegsgericht zu klären. Damit haben Sie einige Leute gegen sich aufgebracht, die Ihren Tod wollen. Wie es scheint, will jemand nicht, dass dieser Prozess bis zu seinem Ende durchgeführt wird. Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand – ob Einzeltäter oder Verschwörer, ob aus zivilen oder militärischen Kreisen – dieses Gericht davon abhält, seine Arbeit zu machen. Ihre Sicherheit ist mir wichtig, aber Sie müssen auch verstehen, dass ich nicht einmal den Hauch eines Anscheins erwecken darf, ich könnte parteiisch sein. Eine Verlegung des Verfahrens auf die Lancaster muss einfach den Eindruck der Einflussnahme erwecken. Das würde dem Zweck des Verfahrens vollständig zuwiderlaufen.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Eine Verlegung an einen für beide Seiten akzeptablen Ort, an dem Ihre persönliche Sicherheit garantiert ist.«
    »Die war mir zuvor auch schon garantiert worden«, gab Marais knapp zurück.
    McMasters wollte darauf etwas erwidern, doch Aronoff kam ihm zuvor. »Das Militärgesetzbuch verlangt nicht, dass dem Angeklagten dieses oder irgendein anderes Zugeständnis gemacht wird, Sir. Admiral Marais hat zwei Möglichkeiten. Entweder er akzeptiert die Vorgehensweise des Gerichts, und dazu gehört auch der Ort der Verhandlung, oder er lehnt ab und verabschiedet sich von seinem Wunsch, von den Vorwürfen freigesprochen zu werden. Ich bin mir sicher, dass der Kriegsgerichtsrat diesen Versuch eines … Entgegenkommens … nicht günstig beurteilen wird.« Er sprach es aus wie ein Schimpfwort. Wie er zu Marais stand, war nicht schwer zu erraten.
    »Die Meinung des Kriegsgerichtsrats interessiert mich nicht«, konterte Marais. »Er trifft nicht die Entscheidung.«
    »Ich glaube, es ist nicht nötig, Ultimaten zu stellen, Commander«, sagte McMasters und trank einen Schluck Kaffee. »Und ich glaube, wir können uns nicht einfach so über Formvorschriften hinwegsetzen, Admiral. Wären Sie der Captain eines Schutzschiffes, dem man vorwirft, die Flugrouten anderer Raumfahrzeuge gekreuzt zu haben, dann wäre dieses Verfahren schnell aus der Welt. Niemand würde versuchen, Sie umzubringen, und es wäre nicht nötig, über die Sicherheit des Verhandlungsortes zu diskutieren. So aber gibt es nur wenige Alternativen. Das Verfahren kann nicht auf einem Schiff stattfinden, das unter Ihrem Kommando steht. Jede nur einfach gesicherte Basis auf der Erde könnte einem Attentat ausgesetzt sein, wie wir es eben erst erlebt haben. Beim nächsten Mal ist der potenzielle Attentäter womöglich deutlich zielsicherer. Ich bevorzuge einen Ort, der sicher ist und zu dem nicht viele Personen Zutritt haben. Daher schlage ich die Mondbasis Grimaldi vor.«
    »Anstelle von Mare Imbrium«, sagte Marais. Mare Imbrium war der Standort der ursprünglichen Mondbasis, die Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts von der UN erbaut worden war. Im Lauf der Jahre war die Bevölkerungszahl bis auf mehrere Millionen angestiegen, die Basis reichte längst bis tief ins Innere des Mondes. Sie hatte sich auch auf der Oberfläche ausgebreitet, sodass man sie von der Erde mit bloßem Auge sehen konnte.
    »Grimaldi hat eingeschränkten Zugang. Sie ist an der Tag-und-Nacht-Grenze gelegen und damit abseits der Anflugrouten für Passagier- und Frachtschiffe. Es wäre nicht zu übersehen, wenn sich jemand über Land oder aus dem All nähern würde.«
    »Was ist mit der Lancaster? Erlauben Sie, dass sie in den Mondorbit einschwenkt?«
    »Nein«, rief Aronoff. »Das Büro des Kriegsgerichtsrats wird unter solch bedrohlichen Bedingungen nicht arbeiten.

Weitere Kostenlose Bücher