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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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beispielhaft gewesen. Bei seiner Arbeit für die Agency hatte er alle nur erdenklichen Bedingungen erlebt, und mit seiner Umgebung war es nie zu nennenswerten Problemen gekommen.
    Dennoch erforderte es besonderen Mut, in das leere Apartment einzutreten, das zum Meer hin offen war, und die Korridortür hinter sich zu schließen. Der Wind war eisig kalt und jagte mit einem unheimlichen Stöhnen durch den Raum, was die Szene nur noch bizarrer wirken ließ.
    Das Apartment war leer. Nicht im Sinne eines leer geräumten Zimmers, in dem Steckdosen und andere Anschlüsse an den Wänden und auf dem Boden darauf warteten, vom nächsten Mieter benutzt zu werden. Es war völlig leer. An der Decke, an den Wänden und auf dem Boden gab es nichts mehr. Es war so, als hätte jemand den Raum komplett ausgelöscht und an seiner Stelle ein Loch zurückgelassen.
    Smith berührte eine Wand und fühlte eine derartige Glätte, die praktisch keinen Reibungswiderstand bot. Er bückte sich und holte den Sensor aus seiner Tasche, richtete den Stab langsam vor sich aus und machte vorsichtig einen Schritt nach dem anderen. Ihm kam es vor, als würde die orangegelbe Sonne ihn durch das Loch in der Wand anstarren, wo sich zuvor das Fenster befunden hatte. Nach ein paar Schritten stand er in der Mitte des Raums, weiter ging er nicht an die Öffnung heran.
    Der Sensorstab registrierte fast sofort die Energieausstrahlung. Er hängte sich den Detektor über die Schulter und ging – den Sensorstab in der einen, die Pistole in der anderen Hand – durch eine Tür in den Nebenraum, der vielleicht als Schlafzimmer gedient hatte.
    Dort fand er auch den Leichnam.
    Seine erste Reaktion war ein purer Reflex. Er ließ den Stab fallen, ging in die Hocke und richtete die Pistole auf die Gestalt von menschlicher Größe und Form, die quer auf dem leeren Boden lag und in orangefarbene Sonnenstrahlen getaucht war. Mehrere Sekunden lang verharrte er in dieser Haltung, bis er davon überzeugt war, dass die Gestalt sich nicht mehr regen würde.
    Genau genommen war nicht einmal klar, ob sie jemals dazu in der Lage gewesen war. Er konnte nicht mal mit Sicherheit sagen, was er da vor sich hatte. Das Ding hatte menschliche Form: Torso, Beine, Arme, Kopf. Aber es schien keine Kleidung zu tragen, und es waren keinerlei Gesichtszüge zu erkennen. Arme und Beine schienen aus Knochen zu bestehen, über die eine rötlich-graue Masse geschmiert war. Die Brust hatte eine Struktur, die der eines Brustkorbs ähnelte, doch sie war halb unter den inneren Organen verborgen, die so bloßgelegt worden waren, dass Smith sich zwingen musste, sich nicht zu übergeben. Was den Kopf anging … er sah aus, als hätte jemand die Schädeldecke entfernt und den Inhalt geteilt, um zu sehen, was sich darunter befand.
    Wenn es ein Mensch gewesen war, dann war er jetzt eindeutig tot. Nachdem Smith sich mit ein paar tiefen Atemzügen wieder gesammelt hatte, fühlte er sich in der Lage, den Sensorstab aufzuheben und rasch eine Analyse vorzunehmen. Die bestätigte, dass er etwas Organisches und Menschliches vor sich hatte.
    Während er in dem leeren Raum kauerte und auf eine perverse Weise von diesem grässlichen Etwas fasziniert war, das da vor ihm lag, wurde ihm auf einmal bewusst, was er da eigentlich sah.
    Knochen!
    Bei der rötlich-grauen Masse auf ihnen handelte es sich vermutlich um Knochenmark. So wie beim Schädel und der Hirnmasse befand es sich zuoberst. Das Innerste des Körpers befand sich außen. Obwohl er nur raten konnte, wusste er doch, dass er richtig lag: Das war ein menschlicher Körper, dessen Innerstes nach außen gestülpt worden war! Irgendwo inmitten der Masse aus Fleisch, Knochen und Organen befanden sich die Gesichtszüge des Opfers.
    Smith war mit keiner Technik vertraut – und er kannte mehr technologische Neuerungen als die meisten anderen Mitglieder der Agency –, die so etwas bewerkstelligen konnte. Es musste irgendwie mit diesen seltsamen Energiefluktuationen zusammenhängen – und das wiederum hieß, dass es etwas mit Violet zu tun hatte.
    Er wusste, Violet war genau der Typ Mensch, der eine derart blutige Visitenkarte hinterließ, wenn er mit jemandem fertig war.
    Was wiederum bedeutete, dass …
    … dies vermutlich der mysteriöse Captain Stone war, der Marais hatte umbringen sollen. Weder die Agency noch sonst jemand konnte Stone verhören und Violet auf die Schliche kommen.
    Blieb nur die Frage nach der Methode. Wie war das bewerkstelligt worden? Und wer hatte

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