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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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ab.«
    »Ja, Sir.« Sie straffte die Schultern. »Der Angeklagte vertritt die Ansicht, dass eine moralische Bewertung der vom Imperator sanktionierten Handlungen unzulässig ist. Artikel 110, der die Verantwortung eines Offiziers gegenüber den ihm unterstellten Schiffen regelt, ist strikt zu befolgen, damit eine feindliche Partei keine Bedrohung darstellen kann. In Verbindung mit der Autorität, die dem Angeklagten als Admiral der Flotte übertragen wurde, ist der Vorwurf gegen ihn komplett unhaltbar.« Nach einem letzten wütenden Blick in Aronoffs Richtung nahm sie Platz.
    Auf der Konsole von Premierministerin Tolliver leuchtete das Signal für eine eingehende private Nachricht auf, als sie soeben Landwirtschaftsbeihilfen mit einem unterwürfigen Mitglied der Versammlung besprach, um für die Zusammenkunft des Parlaments in der nächsten Woche gewappnet zu sein. Angesichts der Priorität der Nachricht und des Absenders – sie stammte von der Direktorin des Imperialen Geheimdienstes auf Callisto – musste sie annehmen, dass es sich um ein erheblich wichtigeres Thema handelte. Sie bat den Abgeordneten um eine Unterbrechung.
    Nachdem sie den Kanal gesichert hatte, ließ sie die aufgezeichnete Nachricht ablaufen, die nur aus einem kurzen Text bestand: »Tattoo verschoben. Eingriff von unbekannter Seite verhindert Erledigung der Aufgabe. Videoaufzeichnung beigefügt. Ende der Nachricht«
    Tolliver war außer sich vor Wut, widerstand aber dem Impuls, auf der Stelle die Direktorin anzurufen, um die Frau ihres Postens zu entheben. Die linke Hand war zur Faust geballt, als sie auf eine Taste schlug, um sich die beigefügte Aufzeichnung anzusehen. Es war ein forensischer Bericht, der die Ergebnisse einer in der streng gesichelten medizinischen Einrichtung von Dakar vorgenommenen Autopsie zeigte …
    Smith hatte Dakar mit dem ersten Airbus verlassen und war in Orly in einen Mondshuttle umgestiegen. Seine Reise wäre wohl ein paar Stunden kürzer ausgefallen, hätte er sich mit einem privaten Fahrzeug direkt nach Grimaldi bringen lassen, doch er wollte nicht, dass irgendjemand vorgewarnt war.
    Die Ereignisse der letzten zwölf Stunden – angefangen bei der Entdeckung in Offutt bis hin zur Enthüllung in Dakar – hatten bei ihm Zweifel an der weiteren Vorgehensweise aufkommen lassen. Violet war eindeutig tot, doch wie er ums Leben gekommen war, ging über Smiths Vorstellungsvermögen hinaus. Laut den Informationen aus dem Datennetz der Agency hielt sich Hsien seit Tagen in seinem Haus in Bayern auf, nachdem er sich mit einem Agenten des innersten Kreises getroffen hatte. Falls er eine Rolle bei diesen Vorkommnissen spielte, war er zumindest nicht aktiv an Violets Tötung beteiligt gewesen.
    Damit blieb nur ein Verdächtiger übrig, der zugleich seine einzige Spur darstellte: der mysteriöse Captain Stone, der vor viereinhalb Jahren urplötzlich zu existieren begonnen hatte, kaum dass Violet in den innersten Kreis der Agency berufen worden war. Smith kam auf der Erde nicht mehr weiter, aber vielleicht würde ihm Admiral Marais auf dem Mond weiterhelfen können.
    Im Mare Imbrium angekommen, machte sich Smith seine Sicherheitseinstufung zunutze, um ein Bodenfahrzeug mit Chauffeur zu bekommen, damit er die zweistündige Fahrt nach Grimaldi zurücklegen konnte. Ein Shuttle wäre sicher schneller, aber viel auffälliger gewesen. Wenn bislang noch niemand auf ihn aufmerksam geworden war, konnte er auch weiterhin auf das Überraschungselement hoffen.
    Weniger als einen Kilometer von der Grimaldi-Basis entfernt, wurde das Fahrzeug von einem Trupp Marines angehalten und gründlich durchsucht. Zwei der Männer trugen das Abzeichen der Lancaster, was Smith natürlich sofort auffiel. Einer der Marines übernahm den Platz des Fahrers und brachte das Fahrzeug von einer Eskorte begleitet zur Anlage, wo Smith dann aussteigen durfte.
    »Bogey auf fünfzehn Grad Steuerbord«, meldete der Steuermann der Charlemagne. Der Captain der Charlie nahm sofort auf dem Pilotensitz Platz.
    »Identifizieren«, befahl er, »und auf den Schirm.«
    »Es sendet kein ID-Signal«, erwiderte der Steuermann. »Und sein Profil passt auf kein Schiff in unserer Datenbank.« Er nahm einige Einstellungen an seiner Konsole vor. »Es müsste jetzt in Sichtweite sein.«
    Auf dem Schirm war ein verschwommener vielfarbiger Streifen zu sehen, nicht größer als das kleinste bekannte Raumschiff. Seine Zusammensetzung war nicht zu bestimmen, aber es war eindeutig mehr ein

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