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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Unregelmäßigkeiten gegeben, als sie zum Sprung ansetzten, und niemand wollte irgendein Risiko eingehen. Sein Erster Offizier Chan Wells saß auf dem Platz des Piloten und überprüfte den Kurs auf einem Holo-Display. Als er Sergei sah, sagte er: »Captain auf der Brücke.« Wer nicht mit einer wichtigen Aufgabe beschäftigt war, nahm Habtachtstellung ein.
    Auf dem Bugmonitor herrschte die absolute, undurchdringliche Schwärze des Sprungraums, da das Licht nicht bis hier vordrang. Der Anblick hatte auch nach zweihundert Jahren Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit noch immer etwas Beklemmendes, wenn man in diese Schwärze blickte und sich fragte, ob man je wieder das Licht zu sehen bekommen würde.
    Doch das war nicht der einzige Grund für die Anspannung. Da ein Schiff im Sprung vom Universum abgeschnitten war, konnte niemand sagen, ob am Zielpunkt feindliche Schiffe auf einen warteten. Die Bedingungen des stellaren Reisens ermutigten förmlich zu Überraschungsangriffen – der Krieg (vor allem der gegen die Zor) war ein trickreiches Falschspiel, aber mit Zeitverzögerung: Die Offensive kam kraftvoll, die Verteidigung bestand darin, zur rechten Zeit am rechten Ort genügend Schlagkraft zur Verfügung zu haben. Die Admiralität stellte wohldurchdachte Mutmaßungen über die Gesamtstärke des Feindes an, bediente sich hoch entwickelter Computersimulationen, um den nächsten Angriff vorauszusagen, und verlagerte Streitkräfte in ausreichender Zahl, damit der Attacke begegnet werden konnte.
    Eben diese Simulationen waren es, die die imperiale Regierung vor zwei Jahren davon überzeugt hatten, die Zor seien nicht stark genug, um an irgendeiner Stelle wieder anzugreifen. Die Simulationen hatten dabei auch einwandfreie Arbeit geleistet, denn der Fehler steckte in den grundlegenden Annahmen. Um eine ausreichend starke Streitmacht losschicken zu können, hatten die Zor von einem halben Dutzend wichtiger Welten die Verteidigung abgezogen – eine Entscheidung, die bei der Simulation nie als Möglichkeit in Betracht gezogen worden war.
    Weil ein menschlicher Admiral so etwas niemals machen würde.
    Die Maschinen- und Navigationscrews gaben ihre Berichte an Sergei, der ihnen befahl, mit der Prozedur zum Beenden des Sprungs fortzufahren. Schiffsweit schallte aus dem Interkom der Befehl, das Schiff gefechtsbereit zu machen, gefolgt vom Alarm, der das Sprungende ankündigte.
    Der Navigator begann mit der Sequenz und war bereit zum erneuten Sprung, sollte die Lancaster zu nahe an einem anderen Schiff materialisieren. Die totale Schwärze des Sprungraums wich einer Farbe, die der von Quecksilber glich. Dann tauchte das Tuuen-System vor ihnen auf: acht Planeten, darunter drei erdähnliche Welten mit äußerst fruchtbarem Boden. Sie gehörten der landwirtschaftlichen Kooperative Marais-Tuuen, einem Zusammenschluss von zwei Familien zum beiderseitigen kommerziellen Vorteil. Die Tuuen, denen das System ursprünglich zugestanden worden war, hatten wegen eines finanziellen Engpasses vor einem Jahrhundert sechzig Prozent ihres Unternehmens an die größere Marais-Familie verkauft. Seitdem war das System aufgeblüht, man war mit einen Sitz in der Imperialen Versammlung vertreten, besaß einen lukrativen Versorgungsvertrag mit der Navy und verfügte über die Gönnerschaft aller Verbindungen, die der mächtige und vermögende Marais-Clan besaß.
    Die Lancaster flog in das System ein, das Geschwader folgte ihr in geordneter Formation.
    »Aaachtung!«, rief der Bootsmann, als Torrijos mit den Offizieren aller Abteilungen im Schlepptau den Wartebereich betrat. Der Hangar war hell erleuchtet und leer, da der Druck auf dem Deck auf null heruntergefahren wurde, damit die Schleuse geöffnet werden konnte. Die Wartezone war vom Hauptdeck durch ein Glastahl-Schott abgetrennt, das enormem Druck standhalten konnte, dabei aber völlig durchsichtig war. Eine Ehrengarde aus Offizieren und einer entsprechenden Anzahl Marines wartete in makellosen Galauniformen auf die Barkasse des Admirals.
    Torrijos stand einen Moment lang da und betrachtete das vertraute Deck der Lancaster. Vor vielen Jahren hatte Ted McMasters ihn dieses ganze verdammte Deck schrubben lassen, als er noch Offiziersanwärter war. Die ganze Zeit über hatte er an jenem Tag Bruce Wei beobachtet, den Lieutenant, der damals Dienst gehabt hatte, und ständig hatte er sich gefragt, ob Wei auf die Idee kommen könnte, die Schleuse zu öffnen und ihn hinaus ins All zu schicken.
    Sie waren damals

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