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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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registrierten die Sprungsensoren ein eintreffendes Schiff.
    Die Sevastopol steuerte von Backbord und achtern auf das Zor-Schiff zu und eröffnete sofort das Feuer. Im Kreuzfeuer der Sevastopol und der Mycenae war das kleine Schiff chancenlos.
    Das Geschwader näherte sich dem inneren System. Die Hauptwelt von L’alChan, der vierte Planet des Systems, besaß eine Orbitalbasis, auf der die drei Zor-Schiffe stationiert gewesen waren. Der massierten Feuerkraft der menschlichen Angreifer konnte diese Basis nichts entgegensetzen. Nachdem ein großer Teil der Hülle zusammengebrochen war, verlor die Station rasch ihre gyroskopische Stabilität, geriet aus ihrem Orbit und tauchte in die Planetenatmosphäre ein. Von den angreifenden Schiffen verfolgt, stürzte sie auf den Planeten. Was beim Wiedereintritt in die Atmosphäre nicht verglühte, versank im nördlichen Ozean dieser Welt, einige hundert Kilometer von der nächsten Landmasse entfernt.
    Sergei war von diesem Punkt an bereit, eine Kapitulation der Bodentruppen zu akzeptieren, und gab eben den Befehl, eine Verbindung zur planetaren Basis herzustellen, als Marais diese Anordnung widerrief.
    »Sie hatten bereits eine Gelegenheit, sich zu ergeben«, sagte er ruhig und legte die Hände gefaltet in den Schoß.
    »Die Situation ist seitdem aber eine andere, Sir«, stellte Sergei klar. Der Waffencomputer identifizierte bereits erste Ziele auf dieser Welt, vorrangig dicht besiedelte Gebiete und Industriekomplexe.
    »Sie haben Ihre Befehle, Commodore. Führen Sie sie aus.«
    Sergei spielte mit dem Gedanken, ihm zu widersprechen. Es gab keinen wirklichen Grund mehr, die Einrichtungen auf dem Planeten zu vernichten, nachdem die militärische Schlagkraft des Systems neutralisiert worden war. Es gab keinen wirklichen Grund, es sei denn … es sei denn, man nahm Pergamum oder Alya als Grund.
    Nach einem Moment, der sich unendlich lang hinzuziehen schien, erteilte Sergei den Feuerbefehl.
    In der Stille seiner Kabine, die nur vom Geräusch seiner auf der Tastatur tippenden Finger und dem leisen Schaben des Stylus unterbrochen wurde, schien die Gewalt, die die Flotte auf die landwirtschaftlich genutzte Welt der Zor hatte niederregnen lassen, unendlich weit entfernt. Es gab keine Aufzeichnung des Angriffs aus erster Hand, da man nicht auf dem Planeten gelandet war, doch wenn Sergei seine Augen schloss, konnte er sich fast vorstellen, was sich dort unten abgespielt hatte …
    Er dachte an einen warmen Nachmittag im Frühling. Der Himmel war klar, Blumen blühten, eine sanfte Brise wehte. Womöglich waren aus weiter Ferne Laute der einheimischen Tierwelt zu hören. Er hielt dieses Bild vor seinem geistigen Auge fest und ließ es auf sich einwirken – das Wetter, die Brise, das Zwitschern der Vögel (oder welche Arten von Tieren es dort gab), die Pflanzenwelt.
    Und dann wurde diese Idylle mit einem Mal in den siebten Kreis der Hölle verwandelt.
    Feuer regnete vom Himmel, die Vegetation wurde durch chemische Kampfstoffe in Brand gesetzt, der Boden zitterte bei jeder Explosion, in der Luft trieb ein stechender Brandgeruch – nach Holz, Kunststoff und Fleisch.
    Mit geschlossenen Augen hatte er sich das Szenario vorgestellt, aber so plötzlich, wie das Bild entstanden war, verdrängte er es auch wieder. Die Bilder von Tod und Zerstörung verblassten, und sein Blick fiel auf den noch nicht fertig gestellten Bericht auf seinem Wandschirm.
    Lange musste er nicht überlegen, um zu dem Schluss zu kommen, dass er lieber an etwas anderes dachte. Doch die Eindringlichkeit dieser Bilder suchte ihn immer wieder heim, ganz gleich, wie sehr ihn diese Gedanken abstießen. Irgendwie brachte er sie in Zusammenhang mit den Bombardements von Buenos Aires oder St. Louis, von London oder Paris, nicht aber mit einer Metropole der Aliens auf L’alChan. Es war wie Alya, eine Welt, die ganz zu Beginn des langen Kampfs von den Zor verwüstet worden war. Auf Alya gab es einen Kontinent, der aufgrund radioaktiver Strahlung für Jahrhunderte unbewohnbar bleiben würde.
    Der Gedanke machte die Tatsache, dass nun L’alChan zerstört worden war, in keiner Weise erfreulicher. Es fiel ihm nur leichter, daran zu denken.
    »Herein.«
    Die Tür glitt auf, und Chan stand mit Captain Tina Li von der Sevastopol da. Sie trug ihre Galauniform. Sergei stand von seinem Schreibtisch auf, während sie beide salutierten, dann bedeutete er Captain Li, sich in einen Sessel zu setzen, während er seinen XO wegtreten ließ. Er nahm ihr

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