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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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ist er verzweifelt, ob er jemals seine Welt wiedersehen wird, und er fühlt, dass sich die Dunkle Schwinge auf ihn herabsenkt.«
    »Die ›Dunkle Schwinge‹, Sir?«, fragte Sergei.
    »Die zerstörerische Macht. Die Dunkle Schwinge ist weder gut noch böse, sondern sie existiert einfach nur und löscht alles aus, was sich in ihrem Weg befindet. esHu ’ur ist in der Hochsprache der Zor ein Wort voller Anspielungen und Verweise, die ein Mensch niemals ganz wird verstehen können. Auf seine eigene Weise hat der Absender dieser Nachricht sich mit Qu’u gleichgesetzt, und -was noch wichtiger ist – uns vergleicht er mit der zerstörerischen Dunklen Schwinge. Zum ersten Mal sind wir Teil ihrer Kosmologie geworden. Uns ist die Rolle des Zerstörers zugefallen.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Admiral«, warf Sergei ein, »aber was bedeutet das mit Blick auf unsere Strategie?«
    »Die Zor sind eine fatalistische Spezies.« Marais verschränkte die Arme so vor der Brust, als würde er sich selbst umarmen. »Überall sehen sie irgendwelche Zeichen und Symbole, und angeblich lassen sie sich von den vorhersehenden Träumen ihres Hohen Lords leiten. Wenn sie davon überzeugt sind, dass wir diese Dunkle Schwinge sind, werden sie ihre Aktionen an unsere Bewegungen anpassen. Sie werden versuchen, uns auf die Probe zu stellen, um ihren Glauben zu belegen oder zu widerlegen. Wir müssen unsererseits alles tun, um diesen Glauben zu verstärken.«
    »Admiral«, meldete sich Bryant zu Wort. »Wollen Sie sagen, Sir, dass wir diesen Feldzug führen, indem wir die Zor in ihrer religiösen Wahrnehmung manipulieren? Dass wir eine Art Schlupfloch in ihrem Glauben zu unserem Vorteil nutzen?«
    »Es ist kein Schlupfloch in ihrem Glauben, Captain Bryant.« Marais beugte sich vor und stützte sich auf die Tischplatte. Die übersetzte Zor-Nachricht schwebte unheilvoll über ihm auf dem Schirm. »Wenn die Zor weiter gegen uns kämpfen und wir sie weiter besiegen, dann erfüllen wir damit die Rolle, die sie für uns vorgesehen haben. Wir sind die Dunkle Schwinge, der Zerstörer ihrer Spezies.«
    Der letzte Satz schien im ruhigen Konferenzraum in der Luft zu hängen. Bryant, der im Vergleich zu den anderen anwesenden Offizieren ein junger Mann – aber auch der Enkel eines Admirals und der Sohn eines Admirals – war, ordnete sorgfältig die Papiere, die vor ihm auf dem Tisch lagen, und faltete schließlich die Hände.
    »Sie schlagen damit die Auslöschung einer ganzen Spezies vor, Sir.«
    »Das ist die logische Folgerung«, gab Marais ruhig zurück. »Ich sehe keine vernünftige Alternative.«
    »Man könnte eine Einigung …«
    »Nein.« Wieder erhob sich Marais und zeigte auf den Schirm. »So sehen sie uns im Moment. Das ist die Sprache, die sie sprechen. Es ist die Botschaft, die sie verstehen. Es gibt keinen Spielraum für eine Einigung. Keine Einigung ist denkbar, die die Zor dazu bringen könnte, uns zu respektieren und bei ihren Zusagen zu bleiben. Diese Art von Krieg führen wir nicht mehr. Wir führen jetzt einen Eroberungskrieg. Verstehen Sie das, Captain? Die Zor müssen sich uns bedingungslos ergeben, sonst werden sie ausgelöscht.«
    »Sie werden sich niemals ergeben«, sagte Sergei ruhig.
    »Dann erwartet A’anenu das gleiche Schicksal wie L’alChan, S’rchne’e und R’h’chna’a und die kleineren Einrichtungen. Danach werden wir zur Heimatwelt der Zor fliegen und auf die gleiche Weise vorgehen. Das wird dann das Ende der Bedrohung sein, die die Zor für die Menschheit darstellen. Ein für alle Mal.«
    Die Stabsbesprechung war kurz darauf beendet. Als die Offiziere den Konferenzraum verließen, sagte Marais: »Commander Torrijos, wenn Sie noch einen Augenblick Zeit hätten.«
    Die anderen Offiziere schienen sich daraufhin noch mehr zu beeilen, nach draußen zu kommen. Als die Tür sich schloss, waren nur noch der Admiral, sein Adjutant und Sergei anwesend. Marais nahm Platz und legte die Hände aneinander. Sergei blieb dagegen stehen und verharrte beinahe in Habtachtstellung.
    »Es scheint da ein Problem mit meiner Interpretation der Zor-Strategie zu geben. Ich muss wohl nicht erwähnen, Torrijos, dass es mir nicht gefallt, wenn ich vor dem versammelten Stab herausgefordert werde.« Er wartete auf eine Antwort, doch Sergei schwieg. »Vielleicht glauben die Offiziere der Flotte, sie können den Ablauf der Operationen besser leiten als ich.«
    Wieder sagte Sergei nichts dazu. Er spürte Marals’ Wut, und ihm war klar, dass sein

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