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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Schweigen diese Wut wohl nur weiter schürte. Aber da der Adjutant des Admirals ebenfalls anwesend war, würde jedes seiner Worte offiziellen Charakter bekommen -und damit würde er sich nur noch tiefer hineinreiten. Schlimmer aber war, dass er nicht wusste, worauf es der Admiral abgesehen hatte.
    »Die Geschichte hat das Gegenteil gezeigt, Torrijos. Berufsoffiziere«, meinte der Admiral mit einem spöttischen Grinsen, »Männer und Frauen wie Sie haben sechzig Jahre lang gegen die Zor gekämpft und dennoch die Gefahr nie auslöschen können, die von ihnen droht.« Die Art, wie er »auslöschen« sagte, ließ Sergei schaudern, doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Und jetzt versucht ihr Akademie-Männer mein Kommando zu untergraben, sowohl hier als auch zu Hause. Das werde ich nicht zulassen, haben Sie verstanden, Commodore?«
    »Wenn der Admiral die Güte hätte …«
    »Haben Sie verstanden, Commodore?«
    »Klar und deutlich, Sir. Allerdings muss ich klarstellen, dass ich kein ›Akademie-Mann‹ bin, Sir.«
    »Sie sind McMasters’ Mann, Torrijos, was keinen Unterschied ausmacht.«
    »Sir?«
    »Sein Schützling. Sie sind McMasters’ Schützling. Da er selbst nicht mitkommen konnte, hat er dafür gesorgt, dass Sie hier sind. Wenigstens verstehe ich jetzt, warum.«
    »Mylord, ich … ich muss Ihnen widersprechen. Ich verfolge keinen Plan, weder einen eigenen noch irgendeinen Plan von Admiral McMasters. Ich bin auch bereit zu garantieren, dass Admiral McMasters nach meinem Dafürhalten ebenfalls kein Interesse daran hat, Ihre Position zu untergraben. Wenn Sie wollen, dass ich meinen Posten aufgebe, müssen Sie das nur sagen. Allerdings war ich davon ausgegangen, dass wir noch Arbeit vor uns haben.«
    Marais hielt Sergeis Blick stand. »Das ist nicht der Eindruck, den ich gewonnen habe.«
    »Admiral, ich kann nicht exakt bestimmen, welchen Eindruck Sie stattdessen gewonnen haben. Sir, ich bin der Ansicht, dass ich mit keiner meiner Bemerkungen Trotz, Insubordination oder gar Meuterei angedeutet habe. Ich bin bereit, mich allen formellen Anschuldigungen zu stellen, die Sie gegen mich vorbringen wollen.«
    »Wahlweise könnte man Sie auch zusammen mit den anderen Verschwörern aus einer Luftschleuse stoßen«, hörte Sergei auf einmal eine ruhige Stimme.
    Er und Marais drehten sich gleichzeitig zu Captain Stone um, der noch immer schwach lächelte. Einige Sekunden verstrichen, während Sergei zum ersten Mal Nervosität empfand, als würde sich der feste Boden unter seinen Füßen plötzlich in Morast verwandeln.
    »Auch wenn es sicher Vorbilder für ein abgekürztes Gerichtsverfahren in einem Kriegsgebiet gibt, Stone, halte ich das in diesem Fall nicht für angemessen.« Der Admiral sah wieder Sergei an. Stones Gesichtsausdruck hatte sich nur minimal verändert, doch auf den Commodore wirkte es so, als sei da eine Spur von Enttäuschung zu sehen.
    Sergei und Stone wechselten einen flüchtigen Blick, und den Commodore überkam ein Unbehagen, das nicht mal durch die unverhohlene Drohung aufgekommen war. Es kam ihm so vor, als sei Stone ein Eindringling auf seinem Schiff und in dieser Flotte.
    Stone beendete als Erster den Blickkontakt, woraufhin sich Sergei wieder Marais zuwandte.
    »Meine Quellen am Hof sagen mir, dass der Premierminister Ihrem Mentor vor einigen Wochen den Posten des Admirals der Flotte angeboten hat. Es bildet sich vor allem in der Versammlung bereits eine Opposition gegen diesen Feldzug und meine Methoden. Da McMasters mich nicht leiden kann, gehe ich davon aus, dass man mich in Kürze bitten wird, meinen Posten aufzugeben. Vielleicht ist diese Mitteilung auch schon auf dem Weg. Die Politik reicht mit ihren Tentakeln sogar bis in ein Kriegsgebiet, und noch bevor dieser Feldzug vorüber ist, wird man mir ganz sicher Insubordination und vielleicht sogar Meuterei vorwerfen. Was Sie angeht, Torrijos, scheint es so, als hätte ich Sie völlig falsch eingeschätzt.«
    »Sir.« Ein weiterer blitzschneller Stimmungswandel war mehr, als Sergei ertragen konnte. Es war verwirrend, und er brauchte einen Moment, ehe er etwas erwidern konnte. »Bei allem Respekt, Sir, aber ich muss mich meinen Aufgaben widmen.«
    Als der Admiral mit einem minimalen Kopfnicken reagierte, salutierte Sergei, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum und das Deck, so schnell er konnte. Er brauchte jetzt die vertraute Umgebung der Brücke der Lancaster.
    »Machen Sie weiter, Chan.«
    In der Offiziersmesse wurde

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