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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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es dunkel, der Projektor erwachte zum Leben und zeigte ein Holo-Luftbild der Welt, die sie wenige Tage zuvor erobert hatten. Gekennzeichnet waren die größten Einrichtungen und Siedlungen, die alle blau kodiert waren. Es bedeutete, dass man sie »neutralisiert« hatte, eine recht freundliche Umschreibung für das Wort »ausgelöscht«.
    »Der Bericht, den ich um 0600 erhielt, Sir«, erklärte Chan, »zeigte an, dass alle uns bekannten besiedelten Gebiete neutralisiert wurden. Entsprechend der Standardprozedur gab mir Captain Bell außerdem das Logbuch des Überflugs. Ich habe einen Auszug vorbereitet, den ich Ihnen jetzt vorspielen kann.«
    »Enthält der irgendetwas, was wir noch nicht wissen?«
    »Tut mir Leid, Sir, ich …«
    »Nein, schon gut, machen Sie weiter.« Sergei betrachtete den Teppich. Er war sehr müde, doch als er die Gelegenheit zum Schlafen gehabt hatte, hatte er kein Auge zubekommen. Und nun würde ihn seine Verantwortung zwingen, noch einige Stunden länger auf den Beinen zu bleiben. Dank der modernen Medizin war es ihm möglich, seine Aufmerksamkeit weitestgehend aufrechtzuerhalten. Das änderte aber nichts an der extremen Müdigkeit, die ihm in den Knochen steckte.
    Chan schob den Zeigefinger über das Pad, das Holo verschwand daraufhin. An seine Stelle trat ein Bild, das eine der Küsten nahe einer großen Stadt von Qu’ueyAn zeigte. Je näher der Fighter kam, umso deutlicher wurde das Ausmaß der Zerstörungen.
    Die fremde Architektur, die vormals elegant und beeindruckend gewesen war, bestand nun nur noch aus Ruinen. Schmale, hohe Häuser, Fußwege, die auf verschiedenen Ebenen zwischen ihnen verliefen, Balkone, Sitzstangen. Bei der niedrigen Schwerkraft, die nur knapp über einem halben g Standard lag, war es den Zor möglich gewesen, auf dieser Welt ihre Flügel zu benutzen. Das grelle Sonnenlicht zeigte unerbittlich die Trümmer, in die diese prachtvolle Stadt verwandelt worden war. Nichts regte sich dort noch, was den Eindruck erweckte, als würde man das Monument einer Zivilisation sehen, die vor langer Zeit vergangen war – wären da nicht die Leichname der Zor gewesen, die in verkrümmten Körperhaltungen dalagen.
    Hinter der Küstenstadt folgte eine weite Ebene, unübersehbar Ackerland. Während Sergei den Aufnahmen folgte, erinnerte er sich daran, davon gelesen zu haben, wie außergewöhnlich fruchtbar der Boden dieser Welt war. Er ermöglichte eine extrem ertragreiche landwirtschaftliche Nutzung, was die Welt für die Zor umso wertvoller gemacht hatte.
    Doch das gehörte jetzt der Vergangenheit an. Die chemischen Kampfstoffe, die beim Angriff auf die nahe gelegene Stadt zum Einsatz gekommen waren, hatten ganze Arbeit geleistet. Das Ackerland war verwüstet und ohne Leben, das Getreide, das niemand jemals ernten würde, war versengt und zermalmt worden.
    Der Flug führte weiter ins Landesinnere, das von Flüssen und Gebirgsketten durchzogen wurde. Dazwischen lagen tiefe Täler, die vormals grün gewesen, jetzt aber von den Phage-Sporen verbrannt waren. Nahe einer Stelle, an der zwei Flüsse zusammentrafen, kauerten die Überreste einer Zor-Stadt. Die ehemals eleganten Häuser waren dem Erdboden gleichgemacht worden, Brücken waren eingestürzt, und aus den Ruinen eines Gebäudes, das wohl eine Fabrik beherbergt hatte, stieg noch immer dichter Rauch auf. Niemand hatte die Toten dieser Stadt beerdigen können.
    Der Flug führte weiter über die Berge. Die Täler lagen im Schatten, der blauweiße Sonnenschein konnte sie nicht erreichen. Zunächst war es unmöglich, in der Dunkelheit außer ein paar Rauchfahnen etwas zu erkennen.
    Nach und nach wurde das Bild aber klarer: ein großer Gebäudekomplex, der sich an einer Bergwand nach oben erstreckte, dicht darüber die Gipfel, ein dichter Wald bedeckte das Tal darunter, komplett in tiefe Schatten gehüllt. Das meiste, was man sehen konnte, schien von Bomben und Feuer verschont geblieben zu sein, die anderswo Tod und Verderben gebracht hatten. Sergei wollte bereits fragen, was er da zu sehen bekam, da fiel ihm mit einem Mal auf, dass der Boden an vielen Stellen aufgerissen war und große Löcher in dem felsigen Untergrund klafften.
    »Das ist ein L’le, ein Nest«, erklärte Chan. »Bakterielle Kampfstoffe wurden auf der Oberfläche eingesetzt, und wärmesuchende Geschosse für den Untergrund. Die meisten Opfer finden sich dort unten, in den Stollen und den … Brutstätten. Die Einrichtungen an der Oberfläche sind intakt geblieben,

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