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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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weiterhin eine Bedrohung für jede Welt darstellen, die in Sprungreichweite liegt, und dass ihre logischste militärische Strategie sein wird, unsere Flotte auf eine Vielzahl möglicher Ziele zu verteilen – entsprechen in jeder Hinsicht einer militärischen Denkweise, auch mit Blick auf die jüngsten Ereignisse.«
    Er deutete auf den Schirm. »Damit haben wir uns auch beschäftigt. Computer, Text in Standard übersetzen.« Eine Wellenbewegung lief über den Schirm, dann war der Text für alle Anwesenden lesbar. »Wir haben uns mit dieser Nachricht beschäftigt, Sir, um herauszufinden, welche strategische Position die Zor eingenommen haben. Was wir fanden, war ein mythologischer Text. Ein Gedicht. Unsinn. Die poetischen letzten Worte eines Commanders kurz vor seinem Tod.«
    »Es ist kein Unsinn, Commodore. Das ist ein Auszug aus dem Klagelied vom Gipfel, und das …«
    »Ich gebe Ihnen in diesem Punkt Recht, Mylord, und ziehe mein Fehlurteil zurück. Doch ungeachtet der kulturellen Bedeutung sind wir nicht entsprechend gerüstet, um einschätzen zu können, welche Folgen das für die strategische Position zwischen uns und den Zor haben könnte. Wir wurden vor ein militärisches Problem gestellt, und wir haben eine militärische Lösung geliefert. Wenn das nicht das ist, was der Admiral von uns bekommen wollte, hätte er sich deutlicher ausdrücken sollen.«
    Sergei war unübersehbar wütend, bemühte sich aber, seinen Ärger zu bändigen. Marais war im Begriff gewesen, aus der Stabsbesprechung etwas völlig anderes zu machen, indem er versuchte, einen jungen Captain zu blamieren – und im Zuge dessen vielleicht sogar den gesamten Planungsstab. Sergei war sich nicht sicher, was von beidem es hätte werden sollen, doch er fühlte sich in eine Ecke gedrängt. Jetzt hatte er einen Schritt nach vorn getan, ein Rückzug war nicht mehr möglich. Bryant, den Marais vom Beginn der Zusammenkunft an im Visier gehabt hatte, war unübersehbar erleichtert, nicht länger in der Schusslinie des Admirals zu stehen. Die anderen Stabsoffiziere wirkten so, als gehe es ihnen vor allem darum, unauffällig dazusitzen. Lediglich den Adjutanten des Admirals, Captain Stone, schien es zu amüsieren, wie sich sein Vorgesetzter und der Commodore sekundenlang nur anstarrten.
    Der Admiral hatte schon zuvor seinen starken Willen demonstriert; vielleicht war das der Grund, dies jetzt nicht zu wiederholen. Womöglich war ihm aber auch bewusst geworden, dass es nicht genügte, wenn die ihm unterstellten Offiziere ihm gehorchten. Er war auch auf ihre Kooperation angewiesen.
    »Captain Bryant, Sie können sich wieder setzen«, sagte er schließlich und sah zur Seite. »Ihnen und Ihren Kameraden ist mein Dank dafür gewiss, dass Sie so schnell und effizient gearbeitet haben. Es scheint …« Als sich die Stimmung änderte, wechselte auch sein Gesichtsausdruck, und es wirkte, als sei ihm durch die Konfrontation eine große Last aufgebürdet worden. »Es scheint, als hätte ich unsere übergreifende Strategie nicht deutlich genug erklärt. Und offenbar habe ich auch nicht klar genug meine Sicht der Weiterführung unseres Feldzugs zum Ausdruck gebracht.«
    Bryant und Sergei nahmen wieder Platz, dann erst fuhr Marais fort: »Das Dokument, das Sie hier sehen« – er deutete auf den Schirm –, »ist extrem wichtig, weil es eine Veränderung in der Sichtweise der Zor belegt. Dass dem so ist, mag auf den ersten Blick nicht so ganz deutlich werden. Wie Commodore Torrijos ganz richtig gesagt hat, enthält das Dokument nichts weiter als ein Gedicht aus der Zor-Mythologie, doch es steht völlig im Einklang mit der Sichtweise der Zor, auf diese Art zu kommunizieren, sogar über einen offiziellen Kanal.«
    Marais atmete durch, dann sprach er weiter: »Die ausgewählte Passage entstammt dem Gedicht Klagelied vom Gipfel. Es beschreibt die Reise des berühmten Zor-Helden Qu’u, der vom ersten Hohen Lord A’alu zur Ebene der Schmach geschickt wird, einer Art … eisiger Unterwelt. Von dort soll er ein Objekt aus der Feste esGa’us, des Täuschers, bergen und zurückbringen. Der Täuscher ist ein gefallener Engel der Zor-Mythologie, der dort gefangen ist. Qu’u ist im Rahmen eines größeren Plans dort hingeschickt worden, aber er hat sich aus freien Stücken hinbegeben: Er spricht von aLi’e’er’e, oder von der Wahl des Fluges – dass er getan hat, was er tun musste, doch nach wie vor aus freien Stücken. An dem Punkt, der in dieser Passage beschrieben wird,

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