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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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das für Hudson von Nutzen, denn als ergrauter Veteran der letzten beiden Kriege gegen die Zor hatte er eine allzu gute Vorstellung von den taktischen Fähigkeiten seiner Widersacher. Zwar waren sie im Kampf voller Eifer und unerbittlich, zugleich gingen sie aber auch so verbohrt vor, dass es einem wunden Punkt gleichkam.
    Bei einer Strategiebesprechung zu Beginn dieses Feldzugs hatte Marais einen soziokulturellen Grund für dieses Verhalten genannt. Hudson hatte darauf erwidert, es sei nur wichtig, dass die Zor verdammt stur waren und auch verdammt dämlich sein konnten. Eine kulturelle Motivation für ein bestimmtes Verhalten des Feindes änderte schließlich nichts an der Tatsache, dass man ihm im Gefecht gegenübertreten musste.
    Problematisch würde es für Hudson, wenn die Hauptflotte es nicht schaffen sollte, die Zor an den Randbereichen des A’anenu-Systems zu schlagen. Dann wäre der Feind in der Lage, die Basen zurückzuerobern. Für Hudsons Männer, die sich dann tief im Schwerkraftfeld befanden, gäbe es kein Entkommen, da die Zor sich zwischen ihnen und dem zurück nach Sol führenden Sprungpunkt befinden würden.
    Hudson war ein Einzelkämpfer und hasste es, sich auf das taktische Vermögen eines Militärtheoretikers wie Marais verlassen zu müssen, selbst wenn der einen so guten Mann wie Sergei Torrijos unter sich hatte. Marais konnte sich jeden Augenblick für einen idiotischen Zug entscheiden und damit Hudsons Auftrag in Gefahr bringen … und Hudson würde womöglich nicht überleben, um anderen davon zu berichten.
    Während die Schlacht tobte, beobachtete er mit einem Auge permanent den Masseradar-Transponder, damit er Gewissheit hatte, dass der Flotte nahe dem Sprungpunkt nicht ein einziger Zor entkam.
    Das Abwehrfeld polarisierte bis zum infraroten Bereich, dann ließ es wieder nach, während Lichtblitze über den Schiffsrumpf tänzelten. Das Schiff war bereits dem Untergang geweiht, doch der Artillerieoffizier konzentrierte weiter sein Feuer auf das Ziel. Dennoch vergingen einige Sekunden, ehe das Schott des Maschinenraums nachgab und der Sprungantrieb sich selbst und alles in seiner unmittelbaren Umgebung mit ungeheurer Wucht auslöschte.
    In den Jubel, der auf der Brücke der Lancaster ausbrach, rief Lieutenant DeClerc: »Commodore, wir haben soeben eine Nachricht erhalten.«
    »Von wem?«
    »Sie kommt von außerhalb des Systems, Sir.«
    Ihr Schlachtplan war im Geheimen vorbereitet worden. Marais hatte nicht die Absicht, seinen Zeitplan bekannt zu geben, nachdem die Flotte den Sprung nach A’anenu unternommen hatte. Bis zur Einnahme von A’anenu sollte keine Information nach außen dringen. Anders ausgedrückt: Niemand hätte wissen können, dass sie sich bereits hier befanden.
    »Speichern«, sagte Marais, ohne den kritischen Blick vom Bugschirm abzuwenden.
    »Die Nachricht trägt einen Kode der Admiralität von hoher Priorität, Admiral …«
    »Speichern, Lieutenant«, wiederholte Marais, dessen Miene verriet, wie viel Mühe es ihn kostete, seine Wut im Zaum zu halten. »Mich interessiert Ihre Nachricht nicht mal, wenn sie den persönlichen Kode des Allmächtigen tragen würde.«
    »J-ja, Mylord.« DeClerc wirkte ein wenig erschrocken. Er war es nicht gewohnt, wütende Antworten dafür zu bekommen, dass er seinen Job erledigte.
    Auf der Brücke der Lancaster war es auf einmal sehr ruhig. Marais sah von Offizier zu Offizier, von Station zu Station. »Ich habe hier das Kommando, und daran wird sich nichts ändern, solange diese Bedrohung weiterhin besteht. Lieutenant, Sie werden alle eingehenden Nachrichten annehmen, ohne sie zur Kenntnis zu nehmen, und zwar so lange, bis ich Ihnen das Gegenteil befehle. Haben Sie verstanden?«
    DeClerc nickte ein wenig unsicher. »Ja, Mylord.« Während er sprach, war auf dem Schirm zu sehen, wie ein weiteres feindliches Schiff detonierte. Ein heller Kranz wie der einer neuen Sonne ließ den Schirm über und rings um Marais’ Kopf aufflammen, bis sich die Polarisationsfilter einschalteten.
    Selbst mit der Hilfe von Computern erforderte es höchstes Geschick, im All die Geschwindigkeit eines Schiffs an die eines anderen Objekts anzupassen. Ein Steuermann musste ein angeborenes Gefühl für das Schiff besitzen, das er steuerte, sowie für die relative Bewegung des Ziels und natürlich auch für alle anderen Kräfte, die dabei auf die beiden Objekte einwirkten. An der Flottenakademie fielen regelmäßig viel versprechende Kadetten durch, denen es an diesem

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