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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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festzustellen, von welchem Schiff nun die Befehle kamen. Minutenlang blieb die Vorgehensweise der Zor unverändert, und die Schiffe behielten die Formation bei, die an einen breiten Kegel erinnerte, während sie weiter auf den Gegner feuerten. Die Flotte war der der imperialen Schiffe erheblich unterlegen, zumal sie in den letzten Stunden Verluste von mehr als einem Drittel hatte hinnehmen müssen.
    Marais ging davon aus, dass die Zor so wie bei allen früheren Gefechten weiterkämpfen würden, bis die Flotte völlig aufgerieben war. Das würde Marc Hudson genug Zeit geben, um den Stützpunkt einzunehmen. Sobald das geschehen war, saßen alle noch lebenden Zor ohnehin in der Falle. Captain Sal Roberts bewachte den Sprungpunkt, und wenn die Station besetzt worden war, konnten die Zor sich nur noch ergeben oder – was wahrscheinlicher war – den Freitod wählen.
    Der neue Zor-Commander schien diese Strategie zu durchschauen. Offenbar wurde ihm bewusst, wie wichtig die Basis für seine Feinde war, denn auf einmal befahl er, den Angriff abzubrechen. Es wurden noch einige Schüsse abgefeuert, doch dann beschrieb seine Einheit ein Manöver, das die Besatzungen einer Kraft von mehreren g aussetzte und die Schwerkraftkontrollen der Schiffe hoffnungslos überforderte – für Menschen eine schmerzhafte Erfahrung, für die noch viel leichteren und zerbrechlicheren Zor zweifellos eine Qual. Dann nahmen die Zor-Schiffe Kurs auf die inneren Regionen des Systems und damit auf den Stützpunkt.
    Die imperialen Commander wurden von diesem Manöver völlig überrascht. Auf den ersten Blick sah es so aus, als würden die Zor-Schiffe einfach nur schwächer, da sie Energie von ihren Abwehrschilden abzogen, die sie für den Antrieb benötigten. Zwei Schiffe erreichten fast gleichzeitig ein kritisches Absorptionsniveau. Das feindliche Feuer, das sich durch die Hülle fraß, ließ den Maschinenraum in einer gleißenden Explosion zerbersten. Vielleicht gehörte das sogar zur Taktik des Zor-Commanders, da die Explosionen und die damit verbundene Strahlung die Schiffssensoren ihrer Feinde überlasteten, während die anderen Zor-Schiffe ihr Manöver vollzogen, den Kurs änderten und in Richtung Schwerkraftfeld flogen – mit mehreren Sekunden Vorsprung vor den Menschen.
    Raum für Raum drangen die Marines tiefer in die Station vor, die ihnen surreal, ja, fast schon beklemmend vorkam. Die Wände waren mit wirbelnden Mustern überzogen, die zunächst willkürlich aussahen. Erst bei näherem Hinsehen wurde eine Geschlossenheit erkennbar, die jedoch zu komplex erschien, als dass man sie begreifen könnte. Es war eine Art Kunst, die aber allem Anschein nach auch einen Hinweis auf Form und Funktion des jeweiligen Raums gab und auch die Position des Raums in Relation zur ganzen Station zeigte. In das von den Zor bevorzugte rote Licht getaucht, sah alles nur noch bizarrer aus.
    Die Marines rückten nur noch vorsichtig voran. Seit dem Eindringen in die Station hatten sie zwei automatische Fallen ausgelöst. Inzwischen waren sie aber wachsam und achteten auf minimalste Änderungen bei Temperatur und Luftdruck. Gleichzeitig lauschten sie über ihre Helmmikrofone auf jedes Geräusch, das von den Maschinen ausging. Irgendwo auf dieser Station mussten sich Zor aufhalten, doch es konnte Tage dauern, sie aufzuspüren. Bis nicht der letzte Zor gefunden und gefangen genommen oder getötet worden war, stellte die Station keinen sicheren Ort dar. Chris Boyd wollte gar nicht erst darüber nachdenken, wie viele Marines man für eine solche Aufgabe benötigte.
    »Alles frei, Sarge«, hörte er über den Helmfunk. Hans Loudon, sein zäher alter Corporal, winkte ihm von einer der Türen der großen Kammer zu, in der sie sich gerade befanden. Boyd gab seinen Leuten ein Signal, damit sie die anderen Ausgänge bewachten, dann eilte er zu Loudon.
    »Was ist …«
    Er sah in den angrenzenden Raum, der so anders war als die Kammer, in der sie nun standen, dass er erschrak und das Gefühl hatte, im Nichts verschwinden zu müssen, sobald er eintrat.
    Als Erstes fiel ihm das Licht auf. Dort herrschte nicht der rötliche Schimmer wie überall sonst auf der Station, sondern ein greller Schein, der an eine strahlende zinnoberrote Sonne erinnerte, die dicht über dem Horizont stand, als würde sie gerade untergehen oder aufgehen. Die Wände waren so gestaltet, dass sie verschwommen erschienen und nahtlos in die Decke übergingen, mit der zusammen sie einen kobaltblauen Himmel

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