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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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bildeten. Es war eine gelungene Illusion von der Art, wie man sie auf dem Erholungsdeck eines jeden imperialen Raumschiffs fand. Dies hier vermittelte jedoch etwas Beunruhigendes, da die Szene nicht von und nicht für Menschen geschaffen worden war.
    Fast mitten im Raum schwebte ein Torus, den eine Null-Grav-Platte in seiner Position hielt. Der Torus schien aus Stein gefertigt und wies die gleichen Gravuren auf wie alle Wände auf dieser Station. Er war groß genug, um drei Personen von der Größe eines Menschen oder eines Zor Platz zu bieten.
    »Geben Sie mir Deckung«, sagte er und winkte zwei Schützen zu sich, die sofort die Waffen vor sich hielten. Boyd bewegte sich langsam weiter, eine Hand ausgestreckt, die andere um den Griff seiner Pistole gelegt. Schritt für Schritt näherte er sich dem Torus und achtete gleichzeitig auf jede noch so minimale Veränderung in seiner Umgebung, die auf eine Falle hinweisen konnte.
    Nach einer schieren Ewigkeit stand er dann endlich neben dem Torus. Als er sich umdrehte und in die Richtung blickte, aus der er gekommen war, nahm er wahr, wie leicht es war, sich der Illusion eines blauen Himmels und einer fernen Sonne hinzugeben, die wie eingefroren über dem Horizont hing.
    Später fragte er sich immer wieder, was ihn dazu getrieben hatte – war es wirklich seine Idee gewesen, oder hatte etwas in dem Raum oder der Torus selbst ihn auf diesen Gedanken gebracht?
    »Ich werde hinaufklettern«, sagte er und hörte einen bestätigenden Laut von Loudon. »Wenn irgendetwas passiert, evakuieren Sie den Raum und formieren sich draußen neu. Verstanden?«
    »Aye, Sergeant«, erwiderte der Corporal. Die beiden Schützen bewegten leicht ihre Waffen, um ihm zu signalisieren, dass sie ihn gehört hatten.
    Dank der geringen Schwerkraft konnte Boyd sich mühelos hochziehen und sich auf den Tonis stellen. Dabei fiel ihm auf, dass die Innenseite rau war und völlig anders wirkte als die nach außen gewandte Seite. Im Ring stehend ließ die falsche Sonne, die sich direkt hinter ihm befand, ihn einen langen Schatten werfen. Es gab keine Instrumente und auch nichts anderes, das den Sinn und Zweck des Torus hätte erkennen lassen. Verblüfft verschränkte er die Arme vor der Brust und überlegte.
    Auf einmal hörte er aus weiter Ferne etwas. Es war aber zu weit entfernt oder zu leise, dass er es deutlich hätte wahrnehmen können. Das Geräusch schien im Torus widerzuhallen und sich durch den ganzen Raum auszubreiten.
    Boyd sah zu seinen Leuten an der Tür, die nicht erkennen ließen, ob sie ebenfalls etwas gehört hatten. Er zögerte, es laut auszusprechen, da er fürchtete, in dem Geräusch zu ertrinken. Stattdessen lauschte er umso angestrengter.
    Es klang wie ein ferner Chor, doch stellte es keine Musik dar. Es enthielt nichts, was klar und deutlich ausgesprochen wurde, mehr eine Art Sprechgesang, gefolgt von einer Verschiebung in Tonhöhe und Akkord. Mal begleiteten die Worte die Melodie, dann wieder war es genau umgekehrt. Der Sprechgesang wirbelte in Ohren und Augen, erjagte durch die Korridore seines Verstands. Musik, Worte und die Illusion von Himmel und Sonne peitschten auf ihn ein.
    esLi, hörte er, und dann, deutlicher: esLi, Schöpfer, Träger des Großen Schwerts.
    Wieder sah Boyd zu seinen Leuten, während er gebeugt dastand und zu erkennen versuchte, ob die anderen wohl auch etwas davon wahrnahmen. Noch immer aber wagte er nicht, etwas zu sagen, da er fürchtete, das Geräusch könnte übertönt werden. Er lauschte weiter angestrengt und bemerkte, dass es an Intensität weiter zunahm.
    Aus dem Tal der verlorenen Seelen und der Niemals Endenden Schlacht, von der Ebene der Schmach rufen wir dich, esLi, esLi, Überbringer der Gerechtigkeit, Bringer der Hellen Schwinge.
    Bevor er reagieren und fragen konnte, was diese Worte zu bedeuten hatten und wie er sie überhaupt wahrnahm, entstanden Bilder in seinem Kopf und vor seinen Augen. Sie ließen ihn den Raum nur noch am Rande wahrnehmen, bis er weit entfernt und nicht mehr real erschien.
    Eine orangerote Sonne schien auf ihn herab, und er war von einer Wüste umgeben. Allmählich nahm er es bewusst wahr: Der Flug wurde gewählt … er konnte den Sprechgesang hören, der um die Klauen seines Verstandes kreiste.
    Der Innere Frieden ist Dein, esLi, und auch der Äußere Frieden. Es gibt keine Wahrheit ohne das Gleichgewicht zwischen beiden.
    Für Deinen eigenen Zweck hast Du uns geschaffen, um weiterzuleben in Deinem Abbild – und um das

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