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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Kinderspiel. Es wäre viel klüger gewesen, die Zor-Basis einfach zu zerstören, von den Seabees eine behelfsmäßige Station errichten zu lassen und dann eine Raumstation an Bord eines der großen Frachtschiffe heranzuschaffen. Das hätte jedoch Wochen gedauert, und so lange wollte Marais nicht warten – womöglich weil er einfach zu ungeduldig war, vielleicht aber auch, weil der imperiale Unterhändler auf dem Weg hierher war. Die Einnahme der existierenden Station war die einzig sinnvolle Alternative.
    Das zweite Ziel bestand in der Zerstörung der Zor-Flotte. Marais ging davon aus, dass die Zor weder Zeit noch Ressourcen aufwenden würden, um andere Welten zu schützen. Vielmehr würden sie alle verfügbaren Kräfte bei A’anenu zusammenziehen, um die Station vor dem Herannahen der Dunklen Schwinge zu verteidigen. Strategisch machte das Ganze sogar Sinn, wenn man die mythologische Seite außer Betracht ließ. Angesichts der zusätzlichen Kräfte, die das Imperium ins Rennen schickte, war eine Verteidigung der Basis die einzige Chance für die Zor, einen zahlenmäßigen Gleichstand herbeizuführen. Marais hoffte, die gegnerische Flotte komplett zu eliminieren und den Weg frei zu machen für die eigenen Leute, damit sie die Antares-Verwerfung überqueren und die Heimatwelten der Zor angreifen konnten.
    Das Vorrücken der Flotte gegen A’anenu setzte allen Gerüchten ein Ende, der Krieg könnte vorüber sein. Das Thema war mehr als nur motivierend, denn die Flotte war voller Offiziere, die gute Verbindung oder großen Ehrgeiz oder beides besaßen. Eine erfolgreiche militärische Karriere war ein guter Ausgangspunkt für eine politische Karriere, während die Beteiligung an Kriegsverbrechen solche Bestrebungen unweigerlich zunichtemachte. Sergei wusste das so gut wie jeder andere.
    Der gesunde Menschenverstand sagte ihm, dass eine Einnahme des letzten Stützpunkts der Zor in diesem Sektor den Krieg mit einem Sieg beenden könnte. Marais’ Erfolge würden in der Öffentlichkeit sicherlich großes Gewicht haben und Begriffe wie »Massaker« und »Kriegsverbrechen« schneller vergessen lassen. Sergei wusste nur zu gut, dass in den Offiziersmessen überall in der Flotte Bedenken laut wurden, man werde einen Pyrrhussieg erringen, wenn der Feldzug zu tief ins Territorium der Zor hineinführte.
    Wenn die Zor der Flotte allerdings zu hohe Verluste beibrachten oder wenn es sogar feindliche Schiffe gab, die sich unbemerkt auf den Weg ins Sol-Imperium gemacht hatten, dann würde ein Sieg keinen Wert mehr haben. Wenn St. Louis oder Genf bombardiert wurde, war eine Flotte nichts wert, die vierhundert Lichtjahre weit entfernt war.
    »Zwanzig Minuten bis zum Abfangpunkt, Captain.«
    Marc Hudson nickte dem Steuermann zu. Vor ihm auf dem Schirm wurde die Sonne des Systems allmählich größer, war aber zum Teil vom wichtigsten bewohnten Planeten verdeckt. Die Orbitalbasis kam soeben ins Bild.
    »Jim« – er drehte sich zu seinem Waffenoffizier Jim Allison um –, »scannen Sie die Basis.« Er betätigte das Interkom an seiner Armlehne. »Marines auf Gefechtsstationen.«
    Schiffsweit ertönte der Alarm. Auf seinem Transponder beobachtete Hudson, wie sein Geschwader in Gefechtsformation ging: Die erste schwer bewaffnete Staffel ging in Kampfformation und steuerte die Planetenoberfläche an, während die beiden verbliebenen sich die Orbitalstation vornahmen.
    »Station bei sechzig Prozent Leistung, Sir. Abwehrfelder aktiviert.«
    »Irgendwelche Schiffe angedockt?«
    »Nein, Sir. Soweit ich das erkennen kann, sind alle Docks frei.«
    »Also gut, Lieutenant. Feuern Sie nach Belieben.« Er drehte sich ein wenig zur Seite, um zu seinem Kom-Offizier zu blicken. »Ensign Zhu, geben Sie allen Schiffen grünes Licht zum Vorrücken.«
    Dann begann der Angriff. Der interplanetare Raum war mit einem Mal von Lichtsäulen erfüllt. Während sich die schwer gepanzerte Basis mit zwei Geschwadern befassen musste, tauchte das dritte in die Atmosphäre ein und nahm die Einrichtungen auf der Nachtseite des Planeten unter Feuer. Sobald die Artillerie am Boden sowie die Raketenwerfer ausgeschaltet waren, würden die Marines abspringen, um diese Planetenbasen zu sichern.
    Es war riskant. Die gesamte Operation hing von einer zuverlässigen Einschätzung des Admirals ab, der glaubte, das Hauptziel der Zor bestehe darin, die Flotte der Menschen zu vernichten, während sie die dahinter gelegenen Stützpunkte sich selbst überließen. Traf dies zu, so war

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