Bd. 3 - Der dunkle Stern
bezaubernd, aber die Warteliste ist so lang, dass es Jahre dauert, ehe man sich hier auf Dauer häuslich niederlassen kann, außer natürlich auf der großen Insel, aber die liegt so schrecklich weit ab vom eigentlichen Geschehen.«
»Eine Schande«, sagte sie.
»Natürlich gelten für das Militär ganz andere Regeln. Ich darf wohl annehmen, dass Sie in Schofield unterkommen werden, oder? Wie ich hörte, sind diese Quartiere der Flaggoffiziere einfach atemberaubend schön.«
»Nein, ich werde hier auf Diamond Head bleiben.« Hansie machte daraufhin eine verblüffte Miene. »Als Gast des Imperators.« Seine Augenbrauen rutschten noch ein Stück höher. »Abgesehen davon trage ich dies hier« – sie zeigte auf ihre Uniform – »nur kurze Zeit. Ich verlasse die Navy und gehe in den Ruhestand.«
Hansie Sharpe ließ die Schultern sinken, und plötzlich begriff Jackie, warum der kleine Mann sich an sie gewandt hatte: Er suchte jemanden, der für ihn ein gutes Wort beim Imperator einlegte. Ein Admiral beispielsweise würde vom Imperator viel mehr Beachtung erfahren.
»Ruhestand?«, wiederholte er. »Ich dachte, Ihre Karriere würde … würde jetzt erst so richtig in Gang kommen.«
»Oh, das ist auch der Fall. Nur nicht so, wie ich es erwartet hatte.«
»Ich glaube nicht, dass ich das verstanden habe, Madam«, sagte er, während sein Blick kurz zu einem anderen im Saal ging und dann zurück zu ihr zuckte.
Sie zeigte auf den Aufnäher am Ärmel ihrer Uniformjacke. »Ich bin jetzt offizielle Repräsentantin des Hohen Nests, Hansie.«
»Des Hohen Nests?« Er schien ernsthaft besorgt, vielleicht fühlte er sich sogar unbehaglich. »Im Büro des Gesandten? «
»Eigentlich nicht.«
»Das ist aber doch ein Abstieg, oder nicht, Admiral?«
»Sie meinen, weil ich mit den Zor arbeiten werde«, konterte sie mit einem Anflug von Verärgerung, obwohl sie Hansies Einstellung kannte.
»Nun ja … ich meine, man kann sich nur schwer vorstellen, dass jemand mit Ihren Talenten nicht etwas Geeigneteres findet …«
»Mit der Arbeit für das Hohe Nest ist weit mehr verbunden, als auf irgendwelchen verdammten Empfängen g’rey’l zu trinken und Kanapees zu essen«, herrschte sie ihn an, woraufhin Hansie zusammenzuckte. Wie es in einem Raum voller Menschen, die sich alle unterhalten, manchmal vorkommt, gab es plötzlich ein deutliches Absinken des Geräuschpegels.
Sie nippte an ihrem Drink und überlegte, wie sie sich aus dem Fettnäpfchen befreien konnte, in das sie sich soeben kopfüber gestürzt hatte.
»Lassen Sie mich Ihnen einen freundlich gemeinten Ratschlag geben, Admiral«, sagte Hansie Sharpe mit verkniffener Miene, nachdem es wieder etwas lauter geworden war. »Nach meiner Erfahrung wird über alles, was für das Wohl und Wehe des Sol-Imperiums und seine ihm untergebenen Rassen – die Zor eingeschlossen – von Bedeutung ist, entweder hier oder auf der anderen Seite des Planeten in der Imperialen Versammlung in Genf entschieden. Die großartige Autonomie der Zor« – er sprach ihren Namen aus, als habe der einen üblen Beigeschmack – »ist eine geschickte Fiktion, die vor achtzig Jahren erfunden wurde, um sie davon abzuhalten, wieder einen Krieg gegen uns anzuzetteln. Es ging nur darum, dass sie ihr Gesicht wahrten, sonst nichts. Meiner Meinung nach ist die größte Leistung, die je ein Hoher Lord der Zor vollbracht hat, die Vernichtung seines eigenen Schiffs, die drei feindliche Schiffe mit in den Untergang riss. Nichts von dem, was sie sonst tun oder sagen – selbst wenn man ein Wort von dem verstehen könnte, was sie von sich geben –, trägt in einer materiellen Weise zu unseren Kriegsanstrengungen bei. Wenn wir den Krieg gewinnen, was uns auch zweifellos gelingen wird, dann wird der Imperator ein abschließendes Urteil über ›Alliierte‹ fällen, die sich unkooperativ zeigen. Und dann werden wir ja sehen, was ihnen von ihrer ›Autonomie‹ noch bleibt.«
Jackie öffnete den Mund, um ihrer Wut Ausdruck zu geben, doch bevor sie etwas erwidern konnte, redete Hansie eindringlieh weiter: »Wir befinden uns im Krieg, Admiral Laperriere. In diesem Klima werden Vermögen angehäuft und auch wieder verloren.« Dabei legte er eine Hand auf die Brust und verbeugte sich ein wenig. »Wenn Sie eine vielversprechende Karriere wegwerfen wollen, um mit sogenannten Verbündeten zu arbeiten, die nicht mal genug Anstand besitzen, ihre Beschützer und Gönner zu unterstützen, dann tun Sie mir wirklich leid. Wenn Sie
Weitere Kostenlose Bücher