Bd. 3 - Der dunkle Stern
gewesen waren. Ich habe die harte Tour geritten, als du an Bord kamst …«
»Ich hatte dich um keinen Gefallen gebeten.«
»Ich hatte dir keinen Gefallen angeboten. Ich meinte das, was ich dir sagte, als du bei Cle’eru an Bord kamst. Und wenn es anders gelaufen wäre … ich war bereit, eine sehr nette Summe Geld zu kassieren, um dich über die Grenze zu bringen und mit dir von einem Freihafen zum nächsten zu fliegen, ganz gleich, ob wir etwas finden würden oder nicht. Aber dann warst du auf einmal verschwunden. Du gingst bei Crossover auf die Station, und dann warst du weg. Einer von meiner Crew – Ch’k’te – wurde tot im Verwaltungstrakt gefunden, neben einem … einem … neben irgendwas. Erst da wurde mir bewusst, wie ich mich angehört haben musste.«
»Du hast dich angehört wie der Captain eines Schiffs.«
»Jay, um Himmels willen, spar dir den wandelnden Eisschrank für Anderson und den Rest auf«, fuhr er sie an und deutete mit einer Kopfbewegung auf das Porträt, während er weiter ihre Hand festhielt. »Ich habe dich vor Jahren aus meinem Leben gestrichen, und vor ein paar Wochen ließ ich dich erneut gehen. An dem Abend, als wir den Sprung von Crossover nach Tamarind machten, kam Pyotr in meine Kabine und erzählte mir, wie froh er war, die Verantwortung für euren Transport los zu sein. Ich habe ihn praktisch zu Boden geschickt. Dann verschloss ich die Tür und betrank mich. Und zwar so richtig.« Er grinste sie auf die spitzbübische Art an, die sie noch gut in Erinnerung hatte. Er ließ sie los und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Ich machte mir Vorwürfe, dass ich ein Idiot gewesen war, und ich nahm mir vor, dich nicht noch einmal entwischen zu lassen.«
»Dan, das kann nicht dein Ernst sein …«
»Lass mich ausreden. Ich erwarte nach so langer Zeit nicht wieder eine Romanze. Ich würde mich darüber freuen, aber ich kann sie nicht erwarten. Du … du bist … ich weiß nicht … du verkehrst jetzt in ganz anderen Kreisen als ich. Es ist nicht mehr das Gleiche. Es geht mir nicht darum, mit dir zu schlafen. Jedenfalls nicht nur.«
Er lächelte sie an und schien sich zu verkrampfen, vielleicht weil er befürchtete, sie könnte ihn so wie auf Cle’eru wieder schlagen. »Ich habe mit dem Sultan und den anderen Offizieren darüber gesprochen. Ich habe mich formell bei Captain Maartens beworben, der einverstanden ist, die Bewerbung zu befürworten. Wir sehen alle, woher der Wind weht. Wir … ich … es wäre mir ein Vergnügen, wenn du mir gestatten würdest, dir die Fair Damsel zur Verfügung zu stellen. Wir können den Ausgang des Kriegs nicht entscheiden, aber du … du könntest vielleicht jemanden gebrauchen, der dir ab und zu Rückendeckung gibt.«
»Was willst du sein? Mein Gefolge? Meine Begleitband? Dan, ich weiß dieses Angebot zu schätzen, aber ich glaube nicht, dass das richtig ist.«
»Würdest du dich besser fühlen, wenn ich dir sage, dass es nicht völlig selbstlos ist? Dass ich noch ein anderes Motiv habe?«
»Und das wäre?« Diesmal war es Jackie, die nervös wurde, da sie überlegte, ob sie ihn tatsächlich noch einmal würde schlagen müssen.
»Das da.« Er zeigte auf das gyaryu. »Aus all meinen Quellen weiß ich, dass es im Sol-Imperium keinen Ort gibt, an dem man vor dem Feind sicher ist – außer in der unmittelbaren Nähe dieses Schwertes. Ich denke mir, wenn es auf meinem Schiff befördert wird, dann sind wir sicherer als sonst irgendwo.«
»Bist du verrückt?« Sie ließ eine Hand auf dem Heft ruhen, fast ohne dass es ihr bewusst war. »Als ich das letzte Mal an Bord war, da kam Sh …« Sie senkte die Stimme, als wolle sie den Namen nicht laut aussprechen. »… da kam Shrnu’u HeGa’u an Bord und wollte mich umbringen. Er hat während des Sprungs die Hangartore geöffnet, oder hast du das schon vergessen?«
»Ich erinnere mich gut daran. Aber da hattest du das da noch nicht dabei.«
»Mein Vorgänger hatte das dabei, als die Vuhl Cicero einnahmen. Es sieht nicht so aus, als hätte es ihm geholfen.«
»S’reth sagte, dass er nach Cicero ging, weil er wollte, dass es ihm abgenommen wurde. Ich schätze, du würdest dich dagegen zur Wehr setzen.«
»Allerdings.«
»Dann wollen wir bei dir sein. Ein paar Wochen bevor du von deiner … deiner Mission zurückkamst, war ich mit Maartens’ Geschwader bei Corcyra. Ich war in Thon’s Well und sah, wie groß die Schiffe dieser Aliens sind. Nirgendwo ist man noch in Sicherheit, Jay, nirgendwo.«
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