Bd. 3 - Der dunkle Stern
ihr umzudrehen. »Jay, was zum Teufel ist …«
Auf den Kom-Leitungen kam eine Flut von Nachrichten herein. Dan hielt einen Finger auf Pyotr Ngo an der Kom-Station gerichtet. Einen Moment später hatte die Software alle Meldungen bis auf eine gefiltert. Links oberhalb des Pilotensitzes tauchte das Holobild von Admiral Hsien auf.
»McReynolds! Was ist denn da los?«
»Ich weiß auch nicht, Sir. Alle rufen uns gleichzeitig und wollen mit Jay … mit Admiral Laperriere sprechen. Sie hat gerade eben nur ein Wort gesagt, ›Stone‹, aber sie hat sich seit fünf oder sechs Minuten nicht mehr gerührt.«
»Auf meiner Brücke befindet sich ein … ein Bild«, sagte Hsien, der sich nur mühsam beherrschen konnte. »Ein Mann mit einem Schwert in der Hand. Laperrieres Schwert. Und so wie es aussieht, findet sich auf jedem Schiff in der Flotte ein ähnliches Bild. McReynolds, es ist Marais. Auf meiner Brücke steht Admiral Marais und hält das gyaryu in der Hand.«
Sheng Di gab sich alle Mühe, gelassen zu wirken, als sein Geschwader auf die Schwarm-Schiffe zuflog. Von einem kurzen Kopfnicken abgesehen, hatte die Projektion das Treiben auf der Brücke ignoriert. Die Kom-Meldungen der anderen Schiffe seines Geschwaders – und wie es schien auch von jedem anderen Schiff im Josephson-System – bestätigten, dass sich auf jeder Brücke ein ähnlicher Gast befand.
Seine Fühlenden berichteten, die Störversuche von … außen … seien sofort schwächer geworden. Wenn ihm das die Möglichkeit gab, ins Gefecht zu ziehen, ohne sich über Dinge Gedanken zu machen, die sich seiner Kontrolle entzogen, dann sollte ihm das recht sein. Unter diesen Umständen war Sheng Di auch froh darüber, die Projektion eines Zor-Kriegers auf seiner Brücke zu haben.
Die Kampfformation stand. Die Sheng Long und ihre Schwesterschiffe Sheng Feng, Sheng Biao und Sheng Jian befanden sich in der Mitte des Geschwaders, da diese Schiffe am besten dazu geeignet waren, den Feind unter konzentrierten Beschuss zu nehmen. Auf der Backbordseite und etwas vor den anderen Schiffen flogen die beiden Zor-Schiffe HaDre’e und HaSa’an. Bei der ursprünglichen Planung war man davon ausgegangen, dass sie den mentalen Angriffen durch Vuhl-Fühlende am besten würden widerstehen können. Die Steuerbordflanke bildeten die Turenne und die noch völlig neue Brittany, ein Raumschiff aus der sechsten Generation der Normandy-Klasse, das erst vor acht Monaten bei Mothallah in Dienst gestellt worden war. Hinter ihnen befand sich die Nachhut, der Sheng eine Verstrickung ins Gefecht lieber ersparen wollte. Sollten sie aktiv werden müssen, dann konnte das nur eines heißen: Seine besten Schiffe hatten sich gegen den Feind nicht behaupten können.
Es waren auch keine Transporter und somit auch keine Jäger im Einsatz. Seit der Schlacht von Cicero war klar, dass es keine Möglichkeit gab, sie vor den Schwarm-Schiffen zu beschützen.
Der Plan war simpel. So viel Feuerkraft wie möglich sollte auf die feindlichen Schiffe konzentriert werden, im Idealfall auf eines oder zwei von ihnen. Wenn es die Absicht der Vuhl war, das System einzunehmen, würden sie versuchen, Shengs Linien zu durchbrechen und tief ins Schwerkraftfeld zu fliegen, anstatt einfach nur Schiffe zu zerstören. Shengs Aufgabe war es, sie daran zu hindern oder sie zumindest teuer dafür bezahlen zu lassen, dann zurückzufallen und das zweite Geschwader vorrücken zu lassen. Er würde länger als die Verstärkung mit dem Feind zu tun haben, da seine Geschwindigkeit im Verhältnis zu den eintreffenden Schiffen gering war. Das andere Geschwader müsste erst aus dem Schwerkraftfeld herbeikommen, um den Feind abzufangen, womit diese Schiffe ihr Feuer nicht ausreichend würden konzentrieren können.
»Tun Sie nicht so, als würde es Sie überraschen«, sagte Hesya Stone. »Allerdings muss ich Ihnen gratulieren: Ihr Wissen über die Legenden ist deutlich umfangreicher als bei unserer letzten Begegnung. Aber Sie können nicht den Ausgang dieser Situation beeinflussen. Sie kennen jetzt die wahre Geschichte: Shr’e’a übergibt das Schwert an Hesya und wird dann von der Schmach zerstört, sobald das Schwert aus der Stadt gebracht wird. Es muss aufgegeben werden, sonst kann Qu’u es nicht zurückbringen.«
»Und was ist mit Dri’i?«, fragte Jackie.
»Admiral, bitte.« Hesya/Stone machte eine spöttische Miene. »Die Antwort aufwiese Frage kennen Sie längst. Dri’i ist Fiktion, er hat nie existiert.« Er deutete
Weitere Kostenlose Bücher