Bd. 3 - Der dunkle Stern
hatte den Eindruck, dass sie tatsächlich auf irgendetwas zu warten schienen.
»se Elar«, wandte sich Jackie an den Anführer. »Wenn Sie einverstanden sind, kann mir se Ch’en’ya Ihr Ule zeigen.« Und diese Begegnung ohne Zuschauer fortsetzen, fügte sie im Geist an.
Elar neigte den Kopf. Die Versammlung begann sich aufzulösen, während Dan Jackie fragend ansah.
Schulterzuckend meinte sie zu ihm: »Vielleicht können sie dir ja ihre Werkstätten oder so was zeigen.«
Ch’en’ya schien einen Moment lang bestürzt zu sein. Dann brachte sie ihre Flügel in die Pose der Hochachtung gegenüber esLi und ging zum Rand der Klippe, Jackie blieb auf gleicher Höhe.
»Das ist eine schöne Welt«, sagte Jackie zu ihr.
»Es ist die Einzige, die ich kenne«, erwiderte Ch’en’ya. »Seit meiner Geburt bin ich zum Leben auf dieser Welt verdammt, ha Gyaryu’har. «
»Wieso sagen Sie, dass Sie ›zum Leben verdammt‹ sind?«
Ch’en’ya blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Die Flügel verrieten, welche Wut sie erfasst hatte. »Warum? Ich bin eine erwachende Fühlende, ha Gyaryu’har, die Talentierteste auf diesem Planeten. Aber ich bin nicht genügend ausgebildet, um andere zu erreichen, und ich habe keinen Zugang zum Sanktuarium. Niemand ist hier, der mich unterweisen könnte. Aber ich kann den Schatten der Schwinge von esGa’u lesen, und deshalb ist das Schiff hier gestrandet.«
»Die Schwinge von esGa’u«, wiederholte Jackie. Mit einem Mal schien ein eisiger Wind über die Anhöhe zu wehen. »Glauben Sie wirklich, der Lord der Schmach hat Sie hergebracht? Glauben Sie, er hat ein besonderes Interesse an Ihnen?«
»Ja. Schon länger als ich lebe. Er verdrehte den Verstand meiner Mutter. Er brachte sie dazu, ihr hsi auf meinen Vater zu übertragen, und als sie mich dann hier in Ur’ta leHssa zur Welt brachte, besaß sie nicht mehr genug hsLi um diese Erfahrung zu überleben. Wenn ich jemals meinem Vater begegnen sollte …« Sie legte ihre Hand auf das Heft ihres chya.
»Auf Ihren Vater zu übertragen?«, begann Jackie und verstummte abrupt. Die Erkenntnis traf sie mit solcher Wucht, dass sie fast hingefallen wäre. »Ich … ich weiß, wer Sie sind«, sagte sie. Und ich weiß, warum ich hier bin, fügte sie im Geiste hinzu.
Ch’en’ya antwortete nicht, sondern sah nur fort von Jackie.
»Ihre Mutter war si Th’an’ya, Ihr Vater war si Ch’k’te. Hierher kam sie also, als sie wusste, dass sie fortgehen würde.«
»Sie kannten meine Mutter?«, fragte Ch’en’ya und wirbelte zu ihr herum.
»Und Ihren Vater.« Jetzt musste Jackie den Blick abwenden, da ihr Tränen in die Augen traten. »Sie können sich beruhigen, se Ch’en’ya. Er ist bereits tot.«
»Wie …«
»esGa’us Schwinge«, gab Jackie zurück. »Er starb, als er mir das Leben rettete. Und was Ihre Mutter angeht, ihr hsi war …«
»Was war es? Warum war es nicht für mich da?« Frustriert und verärgert hob sie die Flügel an, als hätte sie ein Leben lang darauf gewartet, diese eine Frage stellen zu können: »Was war so wichtig, dass meine Mutter ihr Leben aufgab und ihre Tochter an diesem elenden Ort zurückließ?«
Jackie nahm das gyaryu vom Gürtel ab und legte es vor sich auf den Boden.
»Sie tat es für mich, se Ch’en’ya, und dafür.« Sie zeigte auf das Schwert im Gras. »Vor elf Jahren sah si Th’an’ya esGa ’us Schwinge herabkommen, und irgendwie erkannte sie, dass ein neuer Gyaryu’har losgeschickt würde, um das Schwert zurückzuholen. Diese Person wäre auf si Th’an’yas Führung angewiesen. Also übertrug sie einen Großteil ihres hsi auf si Ch’k’te – Ihren Vater, meinen Freund. Als die Not am größten war, wurde es auf mich übertragen. Als niemand sonst da war, auf den ich mich verlassen konnte, hatte ich das hsi Ihrer Mutter hier, hier in meinem Kopf.« Sie berührte ihre linke Schläfe. »Und als ich das gyaryu hatte, gab ich deren hsi an esLis Goldenes Licht frei.«
»Sie …«
»Ja, richtig. Wollen Sie jetzt Ihr chya benutzen? Das hsi, das nicht für Sie da war, war für mich da. Als ich meine Aufgabe erledigt hatte, setzte ich es frei. Hätte ich gewusst, dass Sie hier sind …«
Ch’en’ya zog blitzschnell ihr chya, während Jackie sich zwingen musste, reglos stehen zu bleiben, obwohl jeder Instinkt von ihr verlangte, nach dem gyaryu zu greifen oder sich zur Seite zu werfen. Sie machte weder das eine noch das andere. Ch’en’ya stoppte ihr Schwert, kurz bevor es Jackies
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