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Bd. 3 - Der dunkle Stern

Bd. 3 - Der dunkle Stern

Titel: Bd. 3 - Der dunkle Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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unterbrechen versuchte, neigte sie ihre Flügel. »Wir müssen herausfinden, warum dieser esGa’uYe hier ist. Vielleicht hat er irgendeine Botschaft für uns.«
    »Vielleicht lautet seine Botschaft: ›Ich will Ihren Tod‹«, gab Jackie zu bedenken.
    »Dann ist es an Ihnen, das zu verhindern.« Der Hohe Lord wandte sich ab und flog weiter.
    Das Gefühl wurde noch viel stärker, als sie den zentralen Platz erreichten. Die Gruppe landete in der Nähe der Platzmitte, die durch einen flachen Zaun von den Gehwegen ringsum abgetrennt war. Jackie nahm ihre gewohnte Position rechts vom Hohen Lord mit einer Flügelspanne Abstand ein, das gyaryu hielt sie in den Händen, die Spitze zeigte zum Boden.
    Eine Reihe ritueller Floskeln wurde mit dem Hohen Lord in der Hochsprache ausgetauscht. Jackie erkannte die Geschichte, es war die übliche Version von seLi’e’Yan – mit nur einem Widersacher und dem bekannten Ausgang.
    Der zentrale Platz erschien ihr beunruhigend vertraut. Obwohl sie von hunderten Angehörigen des Volks umgeben war, kam sich Jackie allein vor. Die Sonne brannte von einem wolkenlosen Himmel herab, Staub wurde von der leichten Brise mitgetragen. Die rituellen Phrasen der Stadtvertreter und des Hohen Lords klangen wie aus weiter Ferne, fast so, als sei sie nur eine Zuschauerin.
    Auf einmal nahm sie von jenseits des Platzes etwas wahr, etwas schrecklich Verkehrtes, das ihren Magen dazu brachte, sich zu verkrampfen.
    Sie wollten es wissen, sagte eine Stimme in Jackies Kopf.
    Der Staub wirbelte um sie herum, doch die anderen in der Gruppe schienen davon nichts wahrzunehmen.
    Sie wollten es wissen.
    Das gyaryu hielt sie weiter in den Händen, doch der Staub stach ihr in die Augen und nahm ihr die Sicht. Die Szene veränderte sich. An die Stelle des überlaufenen Platzes trat ein von Leichen übersäter Hügel – Vuhl, viele von ihnen verstümmelt. Ihr Exoskelett reflektierte die grelle Sonne. Mitten in dieser erschreckenden Umgebung stand ein Mann in einer Art Rüstung. Er wirkte ruhig und gelassen, als würde ihm das Blutbad nichts ausmachen.
    Neben ihm stand Ch’en’ya, ihr ehya in den Händen, die Flügel in einer zufriedenen Haltung, als hätte sie eine Aufgabe gut erledigt. Sie war etwas älter und erwachsener, aber es war eindeutig sie. Es schien sie nicht zu überraschen, dass sie von Toten umgeben war. Aber es war nicht einmal klar, ob sie sich überhaupt dafür interessierte.
    Der Mann hatte seinen Blick von Jackie abgewandt, doch ganz langsam drehte er sich nun zu ihr um. In seinen Augen war enGa’e’Li zu sehen, die Kraft des Wahnsinns. Das hatte sie schon einmal gesehen: bei Owen Garrett. Der Zorn des Fremden wirkte nur mühsam beherrscht, als wollte er ihn gleich gegen sie richten.
    Er streckte eine Hand nach ihr aus, als er genau in ihre Richtung blickte: ein Signal, ein Befehl, vielleicht auch eine Einladung …
    Sie wollten es wissen, wiederholte die Stimme und verhallte, von Gelächter begleitet.
    »se Jackie.« Die Vision war verschwunden, vor sich sah sie das Gesicht von Sa’a, die ihre Flügel in eine besorgte Haltung gebracht hatte.
    Sie schaute auf ihre Hände und stellte fest, dass sie das gyaryu in die Scheide geschoben hatte. Die Zeremonie schien vorüber zu sein. Vier Zor-Würdenträger standen mit Sa’a zusammen und machten alle einen besorgten Eindruck.
    »Sie hatten ein sSurch'a«, sagte Sa’a. »Was sahen Sie?« »Den Zerstörer«, antwortete sie so leise, dass hoffentlich nur der Hohe Lord sie verstehen konnte. »Ich sah den Zerstörer. Der esGa’uYe zeigte ihn mir.«
    »Sie sahen die Tochter von si Ch’k’te?«, wiederholte Sa’a. Sie hielt einen zerbrechlichen Kelch mit h’geRu fest. Sie saßen beide in einem Aircar, einige hundert Kilometer von Sharia’a entfernt.
    »Sie stand neben ihm.«
    »Neben dem Zerstörer?«
    »Ich glaube, ja. Sie stand neben ihm, als würde sie zu seinem Gefolge gehören. Sie war älter.«
    »Also ein sSurch’a der Zukunft. esLi hat Ihnen gezeigt, was kommen wird.«
    »Oder esGa’u …« – Sa’a brachte ihre Flügel in eine Pose der Ehre gegenüber esLi, als Jackie den Namen aussprach – »… oder vielleicht der Täuscher selbst hat mir diese Vision gezeigt, weil er andere Absichten verfolgt.«
    »Es ist möglich. Aber ein esGa’uYe führte Sie doch ursprünglich zu Ch’en’ya, nicht wahr? Nach der Schlacht von Josephson erhielten Sie die Koordinaten, die Sie an jenen Ort führten, an dem Th’an’yas Schiff abgestürzt

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