Bd. 3 - Der dunkle Stern

hohes Maß an vulkanischen Aktivitäten auf, daher kommt es zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Gab es vielleicht irgendein … keine Ahnung … irgendein tektonisches Ereignis?«
    »Nicht in diesem Zeitrahmen. Die Imperiale Große Aufnahme hat Corcyra zuletzt vor zwanzig Jahren erfasst. Tektonische Platten verschieben sich in zwanzig Jahren um höchstens ein paar Zentimeter, selbst wenn eine Welt so instabil ist wie diese hier. Außerdem haben über zwei Millionen Menschen auf dieser Welt gelebt. Die hätten mit Sicherheit bemerkt, dass sich ihre Kontinente mit extrem hoher Geschwindigkeit bewegten.«
    »Irgendein Hinweis auf sie?«
    »Auf die Menschen?« Pyotr sah nach unten aufs Deck. »Nichts. Es ist so, als wären sie niemals dort gewesen.«
    »Das ist unmöglich. Es muss irgendetwas geben, irgendeinen Hinweis …«
    »Hier.« Pyotr zeigte auf das Display. »Sehen Sie selbst.«
    Als er zehn Minuten später Maartens Bericht erstattete, teilte Dan Pyotrs Ansicht.
    »Nichts. Sehen Sie sich die Scans an, Captain. Da unten gibt es nur Einöde.«
    »Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich einige Zeit in der Forschung verbracht habe, McReynolds?« Ein vager Umriss des Bereitschaftsraums der Pappenheim war in der Nähe von Maartens’ Holo zu sehen, das in einer leeren Ecke auf der Brücke der Damsel erschien. Der Mann lehnte sich nach hinten, sein Gesicht war recht ausdruckslos. »Vor fünf oder sechs Jahren war ich im Rahmen der Großen Aufnahme außerhalb des Imperiums unterwegs. Auf Corcyra wurden die gesammelten Daten ausgewertet. Ich war bestimmt zehnmal hier gewesen. Es gab Labore, Fabriken, Häuser, Restaurants, Bars … Das war eine belebte Welt, McReynolds. Ich kann mich genau daran erinnern. Vor hundert Jahren konnten Menschen in unserem Job sehen, was geschah, wenn die Zor Welten der Menschen angriffen: Sie verbrannten und zerbombten sie, und sie töteten die Menschen. Aber sie hinterließen Spuren. Fundamente der Gebäude, zerstörte Straßen, Leichen … Sie hinterließen Beweise, McReynolds. Aber das hier hat nichts mehr mit dem zu tun, was die Zor gemacht haben. Vermutlich haben wir die Bastarde, die das hier angerichtet haben, noch gesehen, als sie gerade zum Sprung ansetzten. Aber stellen wir mal die Frage nach dem Wie zurück. Das müssen Geheimdienstler und Wissenschaftler klären. Was ist mit dem Warum?«
    »Sie wollen meine Meinung hören?« Dan McReynolds regte sich nicht und hielt dem Blick seines Kommandanten stand. Innerlich wand er sich jedoch, da er krampfhaft überlegte, worauf der ältere Mann hinauswollte.
    »Sicher«, antwortete Maartens. »Lassen Sie mich Ihre Meinung dazu wissen.«
    »Nun … indem sie alle Spuren verwischen, die uns erkennen lassen könnten, wie sie vorgingen, und die Welt dabei sozusagen in ihren natürlichen Urzustand zurückversetzen, ist es für uns umso schwieriger, entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.«
    »Klingt überzeugend.« Maartens notierte etwas auf einem Computer vor ihm. »Was noch?«
    »Die Zor waren eher daran interessiert, Menschen zu töten. Ihnen ging es nicht darum, Anlagen und Ähnliches zu zerstören. Sie nutzten jede Gelegenheit, um sich zivile Ziele auszusuchen. Während dieser Kriege wurden wir an Orten wie Alya und Pergamum ausgeplündert. Hier ist nichts mehr, was man noch plündern könnte. Aber ich glaube nicht, dass es aus diesem Grund geschehen ist, Sir.«
    »Also gut, McReynolds. Warum dann?«
    Dan legte die Hände gefaltet in den Schoß und atmete tief durch. »Sie wollen uns Angst machen, Captain. Sie wollen uns wissen lassen, dass sie dazu in der Lage sind.«
    »Aber was …«
    »Überlegen Sie doch, Sir.« Dan ließ den Blick zur Landkarte wandern, die sich langsam auf dem Pilotendisplay drehte. Sie zeigte keine Städte, keine Straßen, keinerlei Bauwerke. »Das da unten ist Corcyra. Aber es könnte auch New Chicago, Mothallah, Shipley oder Dieron sein. Oder Terra. Der Feind will uns wissen lassen, dass er uns so vollständig vernichten kann, als hätte es uns nie gegeben. Diese Angst will er in uns wecken.«
    Der Shuttle begann sich langsam auf die Landebahn herabzusenken. Der Ozean schimmerte in einem satten Blau, hier und da waren Schaumkronen zu sehen, soweit er über den Rand von Molokai hinausblicken konnte. Links von ihm war der lang gezogene Streifen des Shipwreck Beach auf Lanai zu sehen, während der Blick durch das Fenster die hundert Stockwerke hohen Arkologien – selbstversorgende Städte mit hunderttausend und