Bd. 3 - Der dunkle Stern
mehr Bewohnern – entlang der Hanauma Bay auf Oahu zu erkennen waren. Jenseits von Hanauma befand sich Diamond Head, der inaktive Vulkan, der den Imperialen Palast umschloss.
Randall Boyd hatte nicht oft das imperiale Anwesen besucht, und er war nicht mehr hier gewesen, seit der Hohe Lord Ke’erl HeYen dem Sol-Imperator vom Dunklen Pfad berichtet hatte. Diesmal – dessen war er sich sicher – hatte die Aufforderung, den Imperator aufzusuchen, mit dem Auftritt des Hohen Lords im 3-V zu tun. Der imperiale Botschafter auf Zor’a war einbestellt worden und hatte einen kurzen Bericht über die gesundheitliche Verfassung des Hohen Lords erhalten, doch der Hohe Kämmerer, der sich geäußert hatte, war bewusst sehr vage geblieben, was die tatsächlichen Gegebenheiten anging.
Der Grund dafür war einfach. Sobald die Diplomaten auf Zor’a etwas erfuhren, kochte die Gerüchteküche über. Offenbar glaubte der Imperator, hinter der Geschichte stecke mehr, und er war wohl auch der Ansicht, dass es hier auf Oahu irgendwie geheim gehalten werden konnte. Die Anweisungen des Hohen Kämmerers waren knapp und vage gewesen: »Sagen Sie dem Imperator alles, was er verstehen kann.« Etwas in dieser Art hatte Boyd von T’te’e auch erwartet.
Das Licht über ihm wurde abgeschaltet, was bedeutete, dass der Shuttle sicher gelandet war. Er stand auf und ging mit der Aktentasche in der Hand zum Ausstieg.
Als Boyd der Landebahn entgegenschwebte, schlug ihm die milde, feuchte Luft von Hawaii entgegen, die ein deutlicher Unterschied zum nasskalten Wetter in Genf war, das er hinter sich gelassen hatte. Auf dem Rollfeld wartete Mya’ar HeChra auf ihn, der esGyu’u (wörtlich: »Kralle«, übersetzt dagegen »Botschafter«) des Hohen Lords am Hof des Imperators.
»Mein alter Freund«, sagte Boyd, dann folgte eine rituelle Begrüßung in der Hochsprache. Mya’ar streckte die Krallenhände aus, um Boyds Unterarme zu umfassen.
»Ich wünsche Ihnen Gesundheit, se Randall«, erwiderte Mya’ar als sie zum kuppelförmigen Eingang des Anwesens gingen.
»Also, se Mya’ar, dann bringen Sie mich auf den neuesten Stand der Dinge.«
»Ah.« Der Zor ließ seine Flügel ein wenig flattern. »Wie Sie sich sicher vorstellen können, ist der Imperator höchst besorgt über die Äußerungen des Hohen Lords und über seine …«
»… Indiskretionen.«
»Ich nehme an, dass man es so nennen kann, ja. Die Übertragung wurde sehr genau unter die Lupe genommen, und ein enger Berater des Throns hat eine recht scharfsinnige Beobachtung gemacht, nämlich dass se Sergei unbewaffnet war, als er zum Hohen Nest zurückkehrte. Die Erklärung, die der Hohe Kämmerer dazu abgab, war ziemlich knapp, wenigstens nach waZora’t-Maßstäben. Ich bin mir nicht sicher, aber ich erwarte, dass ha Tte’e seine Gründe dafür hat. Ihr Besuch in Genf und die Aufforderung des Imperators an Sie, hierherzukommen, werden die Unruhe nur noch wachsen lassen.«
Randall lächelte. Mya’ar hatte nicht beabsichtigt, es so sehr nach einem Vorwurf klingen zu lassen. »Es schien nichts von der Art zu sein, dass man senden sollte, damit es jeder mitanhören kann. Darüber hinaus glaube ich, ist es ha Tte’e egal, welche Art von Unruhe er auslöst.«
»Wenn der Imperator Sie öffentlich am Hof empfängt, se Randall, und Fragen stellt, werden die Antworten in wenigen Vierundsechzigsteln einer Sonne im Netz zu finden sein. Ich gehe nicht davon aus, dass der Imperator das machen wird, aber ich bin mir sicher, er wird Sie so eingehend befragen wie mich. Mir wurden detaillierte Fragen zu Commodore Laperriere, si Commander HeYen und zur Angelegenheit Cicero gestellt. Ich hatte nur wenig zu berichten, und mir waren auch keine ausdrücklichen Befehle gegeben worden, welchen Weg ich fliegen sollte. Ich nehme an, Sie sind besser informiert.«
»Ich habe die ganze Geschichte«, erwiderte Boyd und berührte dabei seine Aktentasche.
»Was werden Sie ihnen sagen? Der Imperator wird Sie bitten, ihm alles mitzuteilen, immerhin sind Sie in erster Linie ein Mensch und erst dann ein Diener des Hohen Nests.« Mya’ars Flügel veränderten die Haltung und ließen eine Spur Ironie in seiner Bemerkung erkennen.
Boyd lächelte. »Es wird ihnen nicht gefallen, was sie zu hören bekommen.«
»Wird sich das darauf auswirken, was Sie erzählen, mein Freund?«
»Nein, ich glaube nicht. Jemand muss dem Imperator sagen, was wirklich los ist. Dafür gibt es den Gesandten.«
»Und den esGyu’u.«
»Und
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