Bd. 3 - Der dunkle Stern
Maartens, während er Platz nahm. Okome blieb neben ihm stehen, einen Computer griffbereit in der Hand. »Welchem Umstand verdanke ich die Ehre, mit dem Hohen Lord reden zu dürfen?«
»Sie verfügen über … über Wissen, was unsere momentane Situation angeht.«
»Ich wüsste nicht, was das sein sollte.«
»Ich bin mir sicher, Sie wissen es«, gab T’te’e HeYen zurück und brachte seine Flügel in eine andere Haltung. Er saß auf einer ausgefahrenen Sitzstange am anderen Ende des Konferenztischs, die übrigen vier Zor bildeten so etwas wie eine Ehrengarde und standen hinter ihm. »Sie haben ein gewisses Maß an Erfahrungen mit den esGa’uYal gemacht.«
»Sie meinen die Vuhl.«
»Ja.«
»Gut«, sagte Maartens und legte die Hände flach vor sich auf den Tisch. »Ich werde Ihnen helfen, soweit ich das kann.«
»Das Hohe Nest weiß Ihre Kooperation zu schätzen.«
»Vielleicht können Sie mir eine Frage beantworten: Warum wurden wir ins Thon’s Well-System beordert?«
»Das ist leicht zu beantworten: Der Hohe Lord ist zu dem Schluss gekommen, dass die esGa’uYal die Flotte hier angreifen werden, se Captain. Nach vielen Monaten der Skepsis hat sogar die Imperiale Admiralität begonnen, solchen Aussagen Bedeutung zuzumessen.«
»Warum sollte der Feind an Thon’s Well interessiert sein, ha Kämmerer? Nichts hier lohnt einen Angriff.«
»Im Moment sehr wohl, se Captain: etliche Achtmale Schiffe.«
»Die sind nur hier, weil der Hohe Lord und der Imperator sie hergeschickt haben. Wären sie nicht hergekommen, gäbe es keinen Grund für einen Angriff.«
»Oder …«, gab der Hohe Kämmerer zurück, fuhr kurz seine Krallen aus und zog sie rasch wieder zurück, als sei es ihm gerade erst aufgefallen,»… der Grund dafür, dass sie hier angreifen werden, ist der, dass wir ihnen einen Grund gegeben haben.«
Maartens atmete tief durch. »Sie wollen sie ins offene Messer laufen lassen.«
»Wir locken sie an diesen Ort, wenn Ihre Metapher das aussagen soll. Ja, das ist richtig. Und es ist Teil einer Struktur, die der Hohe Lord versteht, aber ich nicht. Die Acht Winde wehen, wohin sie wollen, se Captain. Ich kann sie nicht beeinflussen, und Sie können es auch nicht.«
»Das nicht, Sir. Aber ich kann Ihnen sagen, dass ich das für eine völlig verrückte Idee halte. Wir würden besser daran tun, irgendetwas zu verteidigen …« – er machte eine fahrige Geste -»… irgendetwas wie eine Flottenbasis.«
»Wie zum Beispiel Adrianople?«
»Ja, zum Beispiel Adrianople«, stimmte Maartens ihm zu.
»Adrianople ist den esGa’uYal in die Hände gefallen, se Captain. Die Mauern dieser Festung genügten nicht, um die Invasoren aufzuhalten. Vor fünf Tagen traf dort ein Geschwader ein und wäre fast nach Ur’ta leHssa geschickt worden.«
T’te’e HeYen ließ ihn das erst einmal verarbeiten. Der menschliche Captain war im Sprung gewesen, als die Flotte von Admiral Hsien bei Adrianople beinahe vom Feind geschlagen worden wäre. Offenbar hatte dieser Mann bislang nichts davon gewusst, dass die Station erobert worden war.
Zu wissen, wozu der Feind in der Lage war, konnte kaum ein Trost sein. esLi war gnädiger mit den Unwissenden, die nicht erfahren mussten, wie sie sterben würden … Doch dieser naZora’e war nicht von der unwissenden Sorte: Er hatte sich den esGa’uYal mit dem Avatar von Qu’u gestellt.
Es war nicht zu übersehen, dass der Captain darüber nachdachte, welche Konsequenzen die Einnahme von Adrianople durch die esGa’uYal nach sich zog. Wenn Adrianople nicht in der Lage war, sich gegen den Täuscher zu schützen, musste er jetzt denken, welcher Ort sollte es dann sein?
»ha Kämmerer«, sagte Maartens nach einer Weile und legte die Hände gefaltet auf den Tisch. »Ich kann nicht hoffen, alle Zusammenhänge zu begreifen, aber ich bin bereit, hier und überall sonst meine Pflicht zu tun, wohin mich Seine Imperiale Hoheit auch schicken mag. Aber verzeihen Sie mir meine Neugier.«
»Neugier ist eine Eigenschaft, die esLi liebt, se Captain.«
»Dann wird es Ihnen wohl nichts ausmachen, mir noch die eine oder andere Frage zu beantworten, ehe ich mich mit dem Hohen Lord treffe.«
»Das ist Sinn und Zweck meiner Anwesenheit auf der Pappenheim«, erwiderte T’te’e und hoffte, den Namen des Schiffs korrekt genug ausgesprochen zu haben, damit niemand beleidigt sein konnte. Allerdings wusste er auch, dass Menschen auf solche Dinge weit weniger Wert legten als sein Volk.
»Hervorragend«, sagte der
Weitere Kostenlose Bücher