Bd. 3 - Der dunkle Stern
drückt den ihm unterstellten Abteilungen stets seinen eigenen Stempel auf- Dienstpläne, Gefechtsbereitschaft, Schiffsdisziplin –, und Okome hatte genau das getan und sich damit rasch den Respekt und das Vertrauen der anderen Offiziere und der Crew erworben. Es war eine gute Wahl gewesen, auch wenn er sie lieber gar nicht hätte treffen müssen … aber sein letzter »Erster« war leider ein …
Denk lieber nicht darüber nach, alter Mann, ermahnte er sich.
»Stimmt was nicht, Captain?«, fragte sie.
Ihm wurde klar, dass sein Gesichtsausdruck etwas verraten haben musste, und er zwang sich zu einem Lächeln. »Nein, alles in Ordnung, Commander. Alles sieht bestens aus.«
»Sprung minus eineinhalb Minuten, Skip«, meldete sein Navigator, ohne sich zu ihm umzudrehen.
»Alle Abteilungen: Meldung.«
»Maschinenraum meldet grün.«
»Kom meldet grün.«
»Ruder meldet grün, erwarte Normalraum-Kontrolle.«
»Navigation meldet grün. Sprungziel innerhalb von null-Komma-null-null-null-drei des vorgesehenen Zielgebiets.«
»Waffen aktiv und bereit, Captain«, fügte die neben ihm stehende Okome an.
»Gut.« Das Ganze war eine reine Formalität. Er wäre längst gewarnt worden, wenn irgendeines der Systeme Abweichungen zeigen würde, aber der Bericht kurz vor Sprungende war Teil der Vorschriften, die insbesondere in Kriegszeiten zu befolgen waren.
Angesichts all der Dinge, die um sie herum geschahen, waren Vorschriften zumindest eine Konstante, auf die sie sich verlassen konnten. »Weitermachen.«
Der Countdown lief weiter, und wie immer machte sich auf der Brücke Anspannung breit. Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit hatte man noch längst nicht perfekt im Griff, und es bestand immer die Gefahr, den Sprung in einem Schwerkraftfeld oder in einer Atmosphäre zu verlassen – oder überhaupt nicht mehr aufzutauchen. Die Tatsache, dass sich das Imperium im Krieg mit einem Feind befand, dessen Stärke niemand kannte, bedeutete auch, dass man in einem System eintreffen konnte, in dem der Feind bereits anwesend war. Das steigerte die Anspannung umso mehr.
Niemand an Bord der Pappenheim hatte bis vor ein paar Wochen Kriegshandlungen miterlebt. Kurz vor dem Abflug von Corcyra hatte Maartens den Befehl erhalten, mit seinem Geschwader nach Thon’s Well zu springen, einem kleinen Außenposten, der fünfzehn Parsec von Adrianople entfernt war, ihrem ursprünglichen Ziel. Es musste eine Entscheidung gefällt werden, aber genau das wollte Georg Maartens nicht.
»Halbe Minute, Skip.«
»Abwehrfelder aktiviert und bereit zum Hochfahren, Sir.«
Maartens nickte Okome zu. Die Abwehrfelder würden das Schiff schützen, sobald der Sprung vollzogen war.
Die letzten Sekunden verstrichen. Der Navigator, der grünes Licht erhalten hatte, begann mit dem Wechsel in den Normalraum. Die absolute Dunkelheit wich silbernen Streifen, die sich schnell zu Sternen zusammenzogen. Das Pilotensystem fing an, die eingehenden Signale zu ordnen, der Kom-Offizier arbeitete in aller Hektik, um die Übertragungen im System zu sortieren.
Umlaufbahn des dritten Planeten: der Transporter Xian Chuan aus der Prince-Rupert-Klasse, zu der auch die Duc d’Enghien gehört; zwei erstklassige Raumschiffe der Mandela- Klasse – die Mandela selbst und die Nasser; vier Raumschiffe der Broadmoor-Klasse: Admiral Anderson, Edgerton, Casian sowie Tsing Liu. Das Kommando hatte Admiral Kevin Stark an Bord der Mandela. Er war der ranghöchste Offizier, und die Gibraltar schien sich nicht im System Thon’s Well zu befinden.
Umlaufbahn des vierten Planeten: vier Raumschiffe der Emperorian -Klasse – die Emperor Cleon, Emperor Alexander, Empress Patrice und Empress Louise. Dies war der neueste Schiffstyp der sechsten Generation, der in den Mothallah-Werften gebaut wurde und die meisten Schiffe der Klassen Broadmoor, Malaysia und Wallenstein ersetzen sollte. Die meisten, aber nicht alle, überlegte Maartens. Die Pappenheim war ein Schiff der Wallen stein-Klasse. Die Emperor Ian war das Schiff von Erich Anderson, dessen Urururururgroßvater der berühmte Admiral Kerry Anderson gewesen war, der während der Sechsweltenrevolte bei Aldebaran gesiegt hatte.
Umlaufbahn des fünften Planeten: drei Schiffe der Hang- Klasse – Xun Hang, Su Hang, Fei Hang – und ein halbes Dutzend Zor-Schiffe. Maartens erkannte deren Klasse nicht, aber die Tonnage-Angaben rückten sie in die gleiche Größenordnung wie die Raumschiffe der sechsten Generation. Die Fei Hang trug die
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