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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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ausgestattet ist. Aber – das hier war mein Haus! Es gab keinen Grund für mich, Angst zu empfinden. Oder doch?
    Ich tastete mich weiter auf dem Flur entlang. Ein Summen erreichte mein Gehör. Ein eigenartiges, leises, unmenschliches Summen – wie vielleicht von einer Maschine verursachte. Was konnte das sein?
    Mein Herz klopfte; ich bemühte mich um Rationalität. Nun, was konnte es schon sein in meinem Haus? Warum war ich so überreizt, dass ich gleich etwas Unheimliches vermutete? – Wahrscheinlich lag es daran, dass dieses Geräusch in der Tat unheimlich war.
    Es kam aus dem Westflügel. Phils Zimmer lag im Westflügel ...
    Jetzt war ich kurz davor, das Licht anzuschalten, tat es dann aber doch nicht. Wenn sich ein Einbrecher Zutritt verschafft hatte, wollte ich den Überraschungseffekt auf meiner Seite haben!
    Ich folgte dem Summen, und je näher ich kam um so bedrohlicher wirkte es. Mir standen die Haare zu Berge. Ich hatte noch nie etwas Ähnliches gehört. Als ich um die Ecke bog, war es völlig klar: Das Geräusch kam aus Phils Zimmer. Ich atmete tief durch. Was hatte das zu bedeuten?
    Mit schweren Schritten, aber gleichzeitig wie magisch angezogen, trat ich näher. Ich sah den Lichtschimmer unter der Türritze. Phil schien noch wach zu sein.
    An dieser Stelle des Ganges fiel ein wenig dunkles Nachtlicht durch die großen Fenster. Der Mond hielt sich versteckt. Wohlweislich? – Ich schalt mich selbst einen Narren. Was war los mit mir? Phil war vielleicht nicht besonders erbaut darüber, dass ich in der Nacht durch das Haus schlich, aber er war mein Freund. Warum also zögerte ich, endlich nachzusehen, was um alles in der Welt dieses verdammte Geräusch fabrizierte?
    Vorsichtig klopfte ich an Phils Tür. Das hohle Klopfen hallte durch den Gang. Doch nichts passierte. Nur – das Summen verstummte abrupt.
    Ich wartete noch ein wenig; vielleicht geschah noch etwas anderes? Vielleicht war die Idee anzuklopfen auch nicht die beste gewesen?
    Als nach ein paar Minuten immer noch nichts geschehen war, nahm ich allen Mut zusammen – und kam mir auch schon ziemlich lächerlich vor – und öffnete die Tür. Doch was ich sah, verschlug mir augenblicklich die Sprache. Phil saß mit verschränkten Beinen auf dem Boden, in einem Kreis von kleinen Kerzen. Die Kerzen waren in einer merkwürdigen Anordnung – sie ergaben ein Symbol. Ansonsten war alles dunkel.
    Ich räusperte mich. Konnte kaum glauben, was ich sah. »Phil?« Meine Stimme klang rau.
    Phil drehte sich zu mir um. Er sah mir direkt ins Gesicht, und ich erschrak heftig. Er sah vollkommen verändert aus! Irgendwie düster und so gar nicht nach Phil. Aber das erschreckendste waren seine Augen. Sie glommen in der Dunkelheit wie schwarz glühende Kohlen. Das konnte doch nicht sein!
    Phil erhob sich langsam. Mein Gott, das konnte doch nicht Phil sein! Er trat aus dem Kreis heraus auf mich zu. Ich hob die Hände, wie, um ihn abzuwehren. Ich keuchte. Das konnte nicht sein, das konnte ... alles wurde schwarz. Ich fiel und fiel ...
     
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich in meinem Bett. Ich brauchte einen Moment, um mich zu orientieren. Ja, in der Tat – mein Bett. Ich spürte das schmerzhafte Klopfen meines Herzens. Es war mittlerweile hell draußen. Hatte ich geträumt? Ich setzte mich auf und stellte zu meiner Überraschung fest, dass ich nackt war. Sollte ich wirklich alles geträumt haben? In meinem Kopf hämmerte es unangenehm, als hätte ich einen Kater. Aber – ich hatte doch gestern gar nichts getrunken.
    Ich setzte mich auf die Bettkante und fuhr mir mit beiden Händen durchs Gesicht. Das war mit Abstand der unheimlichste Traum, den ich je gehabt hatte. Noch immer sah ich Phils Gesicht vor mir, mit den glühenden Augen. Doch dieses Bild verblasste rasch – wie alle Traumbilder. Ich warf einen Blick auf meinen Wecker. Es war kurz nach sieben. Sollte ich mich noch einmal hinlegen? – Aber dafür war ich jetzt nicht mehr müde genug. Dieser Traum hatte mich wirklich aus dem Konzept gebracht.
    Ich stand auf, um erst einmal zu duschen. Es war alles so real gewesen – mit Ausnahme der Tatsache, dass Phil so verändert gewesen war. Ich hatte diese Angst tatsächlich gefühlt.
    Als ich aus der Dusche stieg und mich abtrocknete, sah ich das Ganze schon ein bisschen weniger angespannt. Ich zog mich an. Es war zwar schon länger her, dass ich derart intensiv geträumt hatte, aber zugegebenermaßen war die Situation, in der ich mich augenblicklich befand, auch

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