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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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ein wenig angespannt. Insofern war der Traum nun auch nicht allzu ungewöhnlich.
    Ich nahm mein Buch und mein Skript und verließ das Schlafzimmer. Schon auf der Treppe roch ich das Aroma des frisch aufgebrühten Kaffees.
    Bei einem anständigen Frühstück würde es mir sicher nicht schwerfallen, mich wieder zu entspannen.
    Mrs McPherson war bereits dabei, den Frühstückstisch zu decken.
    »Guten Morgen, Mr Arthur.« Sie lächelte mir freundlich entgegen.
    »Guten Morgen.« Ich legte mein Skript auf den Tisch.
    »Sie sind früh auf heute.«
    Ich nickte ein wenig gequält. »Ja, ich habe nicht besonders gut geschlafen.«
    Sie nickte verständnisvoll. »Dann hoffe ich, dass mein Frühstück sie wieder auf die Beine bringt.«
    »Davon bin ich überzeugt.« Ich setzte mich, und bald hatte ich den merkwürdigen Traum vergessen.
       
    Am Nachmittag hatte ich mich in mein Arbeitszimmer zurückgezogen, um weiter an meinem Skript zu arbeiten. Doch als Gordon eintrat, legte ich es zur Seite. Sein merkwürdig erzwungenes Lächeln bedeutete nichts Gutes.
    »Lisa Webb ist hier, sie möchte mir dir sprechen.«
    Er hatte noch nicht ausgesprochen, da drängte sich Lisa schon an ihm vorbei, wobei sie ihn zur Seite schieben musste, da Gordons kräftige Gestalt den ganzen Türrahmen ausfüllte. Sein aufgesetztes Lächeln wurde zu einem amüsierten, breiten Grinsen. Er wusste schon, warum Lisa hier war, ohne dass sie den Grund ihres Besuches genannt hatte.
    Ihr langes Haar zu einem strengen Knoten zurückgenommen, in ein schlichtes dunkelblaues Kostüm gekleidet, sah Lisa aus wie die typische Psychologin. Doch ihr Gesichtsausdruck verriet, dass es nicht um einen Klienten ging – sie war nicht in der Lage, ein kühles, professionelles Lächeln aufzusetzen.
    »Lisa, schön dich zu sehen.« Ich sah sofort, wie aufgeregt sie war; ihre Lippen bebten. »Was ist los?«
    »Hallo Falk«, sagte sie, sichtlich darum bemüht, sich zu beruhigen. »Wo ist Cieran? Ich muss mit ihm sprechen.«
    »Ist irgendetwas passiert?« fragte ich.
    Sie sah mich lange an. »Geht es ihm gut?« fragte sie misstrauisch.
    Ich runzelte die Stirn. »Heute Morgen beim Frühstück machte er einen ganz gesunden Eindruck. Was ist denn los?«
    Sie sah mich mit einem merkwürdigen Blick an. »Mir sind da einige Sachen zu Ohren gekommen, Falk.«
    Ich grinste. Was hatte sie wohl über mich gehört?
    »Um was geht es denn?« fragte ich unschuldig.
    Sie zögerte kurz, sah nach draußen aus dem Fenster. Einen Moment lang dachte ich, sie würde es nicht schaffen, aber sie war Psychologin, das durfte ich nicht vergessen.
    »Ich habe gehört«, sagte sie schließlich betont langsam, »dass du darauf abfährst, dir junge Männer als Sklaven für deine sadistischen Spielchen zu halten.«
    Ich lachte leise. »Mit wem hast du gesprochen?«
    »Das tut wohl nichts zur Sache.« Lisa funkelte mich an. »Du leugnest es nicht einmal?«
    Ich setzte mich lässig auf den Schreibtisch und sah sie neugierig an. »Du sorgst dich um deinen Bruder, nicht wahr? Es geht ihm gut, Lisa. – Sag mir, wer dir das erzählt hat – Florian oder Stuart?«
    Nur mühsam unterdrückte sie ihre Empörung. »Er ist zu jung für so etwas, Falk. Wenn ich gewusst hätte, dass ... dass du ein homosexueller Sadist bist, hätte ich ihn dir nie vorgestellt.«
    Sie war sehr hübsch in ihrer Sorge und Wut. Ich betrachtete sie wohlwollend, doch sie bemerkte meinen Blick.
    »Glaub nicht, dass du mich damit einfangen kannst«, sagte sie ruhig.
    »Lisa«, beschwichtigte ich sie. »Ich hol dir Cieran her, dann kannst du selbst mit ihm sprechen. Er ist in Ordnung. – Aber was du tust, ihn so zu bemuttern, das ist nicht besonders gut für ihn. Er ist erwachsen, er muss lernen, allein zu entscheiden.«
    Ihre hübschen Augen feuerten eine Salve rot glühender Blitze auf mich ab. »Du weißt nichts über ihn, Falk. Ich war so töricht ...«
    »Was meinst du, weiß ich noch nicht über ihn?«
    Sie sah mich abschätzend an. »Hat er dir von seiner Gabe erzählt? Von seinen Ahnungen?«
    Ich zog die Augenbrauen nach oben. Was meinte sie? »Bitte?«
    »Er hat dir nichts davon erzählt, nicht wahr?« Sie schnaubte herablassend. »Cieran ist nicht so wie andere! Er hat eine besondere Gabe, einen siebten Sinn für Gefahren. Er fühlt auch ganz anders als andere Menschen ...«
    Ich versuchte, meine Überraschung zu verbergen. Eine übersinnliche Begabung? Mir fiel das Gespräch mit Sue wieder ein – und Cierans auffallende

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