be-coming
lenkte die Stute vorsichtig neben mich.
»Komm schon, hoch mit dir«, befahl er streng.
Ich stemmte meinen zitternden Körper hoch. Die zusammengebundenen Hände erschwerten das Aufstehen erheblich.
Als ich endlich wieder stand, saß er ab und kam zu mir. Er streckte langsam die Hände nach mir aus und öffnete meine Hose. Ich wollte zurückweichen, doch ich widerstand dem Drang.
Meine Hose fiel zu Boden. Der Wind bildete zusammen mit dem Schweiß eine unangenehme Mischung auf meiner Haut. Falk starrte mich an, als könnte er in meinen Gedanken lesen. Doch die waren im Moment zu wirr, als dass er damit etwas hätte anfangen können. Ich schämte mich, war bereit, in Grund und Boden zu versinken. Ich wusste, dass mir die Tränen in den Augen standen – weil mir die Situation derart peinlich war.
Falk nahm meine Hose an sich, saß wieder auf, und ich hatte das zweifelhafte Vergnügen den Rückweg splitternackt zurückzulegen. Ich spürte, wie meine Scham sich in Zorn wandelte, in einen roten, flammenden Zorn, der heftiger wurde mit jedem verfluchten Stolpern. Und Falks Augen schienen mich zu durchleuchten wie Röntgenstrahlen, wann immer er mich belustigt beobachtete.
Vor dem Stall übergab er die Stute an Gordon, der gerade im Stall ein Pferd sattelte. Gordon grinste und ließ seinen Blick wohlwollend über meinen Körper gleiten. Ich dachte, ich müsste sterben! Falk zog mich unsanft hinter sich her ins Haus. Heiße und kalte Schauder liefen über meinen Rücken, meine Kehle war wie zugeschnürt.
Es war nicht fair, dass er mir so etwas antat. Ich heulte vor Wut. Wieder hatte er mich dazu gebracht, dass ich die Beherrschung verlor. Er löste die Fesseln an meinen Handgelenken. Sie hinterließen rote, aufgescheuerte Haut. Meine Beine waren wie Gummi, als ich hinter ihm herstolperte ins Badezimmer. Mein Herz raste noch immer.
Ich hätte nicht übel Lust gehabt, ihn von hinten anzufallen. Aber stattdessen bemühte ich mich, mein zorniges Schluchzen zu unterdrücken. Ich war so gedemütigt. War das etwa, was ich mir wünschte? Wollte ich wirklich beherrscht werden?
Falk drehte sich zu mir um und musterte mich vom Kopf bis zu den Füßen. Wieder dieser neugierige, alles durchdringende Blick.
»Los, schwimm ein paar Runden, Junge. Sonst wirst du morgen vor Muskelkater nicht aus dem Bett kommen.«
Langsam, zitternd setzte ich mich auf den Rand des Schwimmbeckens und ließ meine Beine ins warme Wasser baumeln. Der Hass auf Falk löste sich langsam in undefinierbare Nebelschwaden auf, und ich wusste, dass er bald verpuffen würde. Vorsichtig ließ ich mich ins Wasser gleiten und genoss die Kraft, mit der es mich umfing und augenblicklich trug. Falk ließ es zu, dass ich mich ein bisschen treiben ließ. Er trat an den Beckenrand und beobachtete mich eine Zeit lang.
»Schwimm ein paar Bahnen. Entspannung gibt es gleich noch.«
Ich setzte mich in Bewegung. Falk würde mich gleich noch massieren, zumindest meine Beine, denn mein Rücken wartete eher auf eine etwas sanftere Behandlung, nach der Tortur, die ich am Morgen über mich ergehen lassen musste.
Warum nur ließ ich das alles mit mir machen? Warum? – So sehr ich auch grübelte, ich fand einfach keine Antwort.
20
FALK
Ein merkwürdiges Geräusch ließ mich hochschrecken. Ich konnte es gar nicht beschreiben, geschweige denn einordnen. Ich legte mein Buch zur Seite und stand auf.
Mittlerweile war es schon nach Mitternacht. Ich war so versunken gewesen; mir war nicht aufgefallen, wie die Zeit vergangen war. Cieran war schon lange im Bett. Er war erschöpft gewesen – physisch und psychisch. Manchmal überlegte ich, ob das alles ihn nicht überforderte. Aber ich war egoistisch genug, diese Gedanken zu verdrängen. Ich wollte, dass er bei mir war.
Wieder das Geräusch, ein Seufzen vielleicht. Ein Stöhnen? Ich wusste es nicht. Aber es machte mich neugierig.
Ich verließ mein Zimmer, auf dem Flur war es bereits dunkel. Sicher waren alle bereits zu Bett gegangen. Ich verzichtete darauf, das Licht anzuschalten; doch aus irgendeinem Grund machte mich die Dunkelheit nervös. Nun, es gab eine Menge Möglichkeiten, wie dieses merkwürdige Geräusch zustande kam ... aber ich mochte nicht weiter darüber nachdenken. Ich wollte die Ursache erforschen.
Dass mich die undurchdringliche Dunkelheit ein wenig ängstigte, nahm ich irritiert zur Kenntnis. Natürlich, eine Urangst des Menschen ist die Dunkelheit, da er mit so schlechten biologischen Möglichkeiten
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