be-coming
keine Lust, mich da einzumischen. Cieran musste wissen, was er tat.
Lisa reiste noch am selben Tag wieder ab.
23
FALK
Es war ein angenehmer Tag gewesen, nicht so schwül, mit einer leichten Meeresbrise. Es ging auf den Herbst zu, zwar mit kleinen Schritten, doch unaufhaltsam.
Nachdenklich sah ich Cieran an und lächelte kühl. Phil hatte mich darauf gebracht. Er war wirklich verdorben; aber ich konnte nicht umhin festzustellen, dass er einen gewissen Ideenreichtum in der Hinsicht hatte. Aus irgendeinem merkwürdigen Grund fiel mir der Traum wieder ein, aber er hinterließ kein Gefühl der Angst in mir. Nur, das Bild von Phil, oder diesem Phil-Ding, das ich gesehen hatte, brachte mich auf den Gedanken, dass Phil wirklich teuflisch sein konnte.
Als Cieran sah, was ich vorhatte, begann er zu weinen. Leise, beherrscht. Doch die Tränen rannen unaufhörlich über seine Wangen.
Ich betrachtete ihn. Er hatte nichts mehr zu dem Thema »übersinnliche Begabung« gesagt. Kein Wort. Und – irgendwie nahm ich ihm das ein wenig übel. Vielleicht war es sogar der Grund für das, was ich jetzt tat. Warum sprach er nicht mit mir darüber? Hatte er Angst, ich könne ihm nicht glauben oder mich darüber lustig machen? Und, ja, ich wollte, dass er von selbst damit anfing. Er musste wissen, dass Lisa mir davon erzählt hatte.
Cieran konnte sich nicht rühren; ich hatte ihn mit gespreizten Beinen ans Bett gefesselt. Den winzigen Spielraum, den er noch hatte, würde er nicht nutzen. Seine Augen hingen geradezu an der offenen Klinge des altmodischen Rasiermessers in meiner Hand. Ich sah den Funken Angst in ihnen. Er würde das Risiko einer Verletzung nicht eingehen.
Er konnte nichts sagen, da ich ihm den Mund mit Leukoplast zugeklebt hatte. Er lag einfach da, den Kopf auf zwei Kissen, damit er sehen konnte, was ich tat und starrte mich an.
Als ich schließlich begann, ihn zu rasieren, heulte er Rotz und Wasser. Er war mir so ausgeliefert, dass ich es selbst kaum noch ertragen konnte.
Sein Schluchzen war gedämpft durch das Klebeband – es hielt mich nicht davon ab, mein Werk zu vollenden.
Ich wusste, wie sehr ihn das demütigte, wie sehr er darunter litt. Er war so verletzlich – doch er hatte es sich selbst ausgesucht. Dadurch, dass er Gordon abgelehnt und mich zu seinem Herrn erhoben hatte, hatte er sich für die sexuelle Komponente entschieden. Ich denke, das war ihm klar.
Aber er schämte sich so sehr.
Ich ließ mir Zeit, genoss die Macht, die ich in diesem Moment über ihn hatte, in vollen Zügen. Er befand sich völlig in meiner Gewalt. Und er hatte Angst. Vielleicht, weil es ihm irgendwo, tief in seinem Innern, gefiel, was ich tat. Vielleicht, weil er befürchtete, ich könne ihn verletzen.
Ich lächelte ihn boshaft an. »Was deine Schwester erzählt hat, von Stuart, das stimmt übrigens. Nun, zumindest in weiten Teilen. – Ich war tatsächlich mal mit ihm zusammen ... und ich sage dir jetzt, warum deine liebe Schwester so aufgebracht war: weil ich ihn absichtlich verletzt habe. In einer ähnlichen Situation wie der, in der du dich jetzt befindest.«
Seine Augen wurden riesig.
»Es ist nicht so, dass ich darauf abfahre, wenn Blut fließt«, fuhr ich ruhig fort, »eigentlich mag ich das überhaupt nicht. Allerdings war ich der Meinung, Stuart hatte es nicht anders verdient. – Aber du glaubst doch nicht, dass ich dir richtig wehtun könnte, oder?«
Er schüttelte langsam den Kopf, doch in seinen Augen glomm ein Funken Panik. Klare, saubere Panik.
»Aber Lisa hat es geglaubt; sie dachte, ich würde dich misshandeln.« Ich säuberte ihn vorsichtig, fast zärtlich von dem restlichen Rasierschaum. Beugte mich dann zu seinem Kopf herüber und riss ihm unsanft den Klebestreifen von den Lippen. Er keuchte, seine Tränen waren noch nicht versiegt. Er kämpfte dagegen an, schloss die Augen, versuchte, tief durchzuatmen. Doch sie rannen weiterhin über seine Wangen, fanden die feuchten Bahnen ihrer Vorgänger.
»Aber das tat doch nicht weh, oder?« fragte ich, noch immer boshaft amüsiert.
Er schüttelte den Kopf und presste ein ersticktes »Nein« hervor.
Ich band ihn vom Bett los und wartete, bis er sich aufrecht hingesetzt hatte. Cieran schaffte es nicht, mir in die Augen zu sehen. Er verbarg das Gesicht in seinen Händen.
Ich zog einen Stuhl heran, setzte mich ihm gegenüber und wartete, bis er sich wieder ein wenig beruhigt hatte.
Seine Kiefermuskeln zuckten angespannt. Ich hörte, wie angestrengt er
Weitere Kostenlose Bücher