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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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Geschäften, Nippesläden und Menschen. Alle schienen gut gelaunt, die Sonne zog viele Leute auf die Straße. Ich stellte mir vor, die Leute könnten in meinen Gedanken lesen. Was hätten sie wohl gemacht? Wie hätten sie reagiert? Es kam ja sicher nicht oft vor, dass jemand mit einem Dämon befreundet war, einen jungen Geliebten hatte mit einer übersinnlichen Gabe und dazu noch von einer geheimen Regierungsorganisation verfolgt wurde. Es war alles zu grotesk, um nicht real zu sein.
    Ich betrat das kleine, angenehm klimatisierte Café und setzte mich an einen runden Tisch in Fensternähe. Außer mir waren zwei Pärchen dort, in Gespräche vertieft, ein gut aussehender Mann Mitte dreißig saß allein an einem Tisch und las Zeitung; an einem anderen Tischchen saßen vier hübsche, junge Frauen, die den einsamen Zeitungsleser unverhohlen beobachteten.
    Ich erschrak heftig, als mir jemand auf die Schulter tippte. Doch als ich herumfuhr, sah ich, dass es Eve war. Ich stand auf, nahm sie in den Arm und genoss für einen Moment unsere Vertrautheit.
    Sie trug ein hübsches Kleid, in den gerade aktuellen Farben des Herbstes. Ich hatte sie noch nicht allzu häufig in einem Kleid gesehen.
    »Was ist passiert?« fragte sie mich, und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. »Was treibst du in dieser Gegend?«
    Mein Blick verdüsterte sich ohne mein Zutun. »Im Moment bin ich gerade auf der Flucht, wie man so schön sagt. Bitte frag nicht ... Ich möchte dich nicht in Gefahr bringen.«
    Sie runzelte die Stirn. Ich sah, wie es in ihrem Kopf arbeitete.
    »Eve, ich brauche deine Hilfe.« Ich versuchte mein einnehmenstes Lächeln.
    Sie sah mich an. »Wenn ich dein Gesicht so sehe, wirst du mich gleich um etwas Verrücktes bitten.«
    Ich zuckte verharmlosend mit den Schultern und schilderte ihr kurz die Lage, in der wir uns befanden. Nur soviel, wie ich für nötig hielt.
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich bald mit jedem Satz, den ich von mir gab, und schließlich schwankte er zwischen Furcht und Erstaunen.
    »Und du möchtest, dass der Junge so lange bei uns bleibt?« fragte sie noch einmal vorsichtig nach. Sie sah mich zweifelnd an.
    »Eve, bitte. Nur so lange, bis ich wieder zurück kann. Bis ich wieder klar denken und mir etwas anderes einfallen lassen kann. Ihr seid dadurch nicht in Gefahr. – Der Junge hat doch bisher keine Chance gehabt.«
    »Aber vielleicht braucht er psychologische Betreuung«, wandte sie ein.
    »Ja ... natürlich. Vielleicht braucht er die«, gab ich zu. Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar. »Aber in erster Linie braucht er jetzt Menschen, die sich um ihn kümmern, die ihn nicht wie einen Leibeigenen halten und nicht ihre sexuellen Gelüste an ihm befriedigen!«
    Schockiert starrte sie mich an. Ich sah, wie sie mit sich rang, doch schließlich siegte ihre »soziale Ader«.
    »Danke, Eve. Das werde ich dir nie vergessen.« Ich drückte sie herzhaft, bevor wir fuhren. Sie zwinkerte mir zu.
    »Vielleicht stehe ich dann nicht mehr ganz so tief in deiner Schuld?!«
    Wie ließen Neil bei Eve zurück. Phil war sehr angespannt; wir hatten Zeit verloren – und wir hatten uns lange in der Öffentlichkeit bewegt. Unsere Verfolger saßen uns im Nacken, und Phil spürte das wie ein heranziehendes Unwetter. Und wer wusste schon, was Phil noch alles spürte ...

37
CIERAN
     
    Wir waren schon eine ganze Zeit lang gefahren, als wir bemerkten, dass uns ein dunkler Van folgte. Phil sah aus dem Rückfenster des Jeeps, er saß auf der Rückbank.
    »Scheiße.«
    »Und jetzt?«
    Ich sah Falks Anspannung. Der Van kam näher.
    »Gib Gas«, befahl Phil. »Er darf uns auf keinen Fall überholen.«
    Falk trat das Gaspedal bis zum Bodenblech durch und schoss nach vorn. Wir rasten in einem unvorstellbaren Tempo über den Highway. Rechts und links von uns erstreckte sich die Wüste, unterbrochen von kleinen, rotbraunen Felsansammlungen. Ein leichter Wind schob Steppenläufer über den ausgetrockneten Boden. Das alles nahm ich nur am Rande wahr.
    Schweiß tropfte von meiner Stirn. Ich sah zu Falk hinüber – er fuhr völlig konzentriert. Doch ein Blick durch das Rückfenster ließ meine aufkeimende Hoffnung wie eine alte Luftmatratze in sich zusammenfallen. Der schwarze Van hatte weiter aufgeschlossen. Das konnte niemals ein normaler Van sein!
    Falk fuhr mittlerweile 100 Stundenmeilen, auf der Rückbank begann Phil leise zu keuchen.
    Falk warf einen hektischen Blick in den Rückspiegel. »Du musst etwas unternehmen, Phil! Wenn

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