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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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lehnte mich erschöpft zurück.
    Phil fuhr vom Highway ab und bog in einen etwas heruntergekommenen Durchgangsort auf den Parkplatz eines kleinen Motels mit angrenzenden Apartmenthäuschen, die wahrscheinlich bei dem kleinsten Beben dem Erdboden gleichgemacht würden.
    Viel konnte man in der Dunkelheit auf dem Parkplatz nicht erkennen, aber für eine Übernachtung würden diese Unterkünfte sicher ausreichen. Ich hoffte, dass uns der oft übliche Kampf mit den Kakerlaken erspart blieb. Ich wollte nur noch schlafen, wenigstens für ein paar Stunden.
    Das Innere der Hütte, die Phil für uns gemietet hatte, war erstaunlich geschmacklos eingerichtet. Der Braunton der gemusterten Tapete beleidigte schon allein das Auge, zusammen mit dem Mintgrün des Polyesterteppichs war es kaum zu ertragen. Doch wenigstens keine Insekten.
    Phil warf sich auf das bereits bezogene Bett; eine unbeschwerte Geste. Ich fragte mich, ob er sich tatsächlich keine Sorgen machte. Aber vielleicht machten Dämonen sich einfach keine Gedanken über das Sterben?! Dämonen ...
    »Falk, starr’ mich nicht so ungläubig an.«
    Cieran setzte sich ebenfalls auf eines der Betten und wippte prüfend darauf herum. »Haben wir noch welche von den Schokoriegeln, die wir heute Nachmittag gekauft haben?«
    Ich nickte, suchte in der kleinen Reisetasche, die ich mit ins Haus genommen hatte, und warf ihm schließlich einen eingeschweißten Riegel zu. Er fing ihn geschickt auf, packte ihn aus und verschlang ihn fast in einem Stück. Dann zog er sich den Pullover über den Kopf, rollte sich unter die Bettdecke und schloss die Augen.
    Phil sah ihn amüsiert an. »Du bist doch nicht etwa müde?«
    »Müde ist gar kein Ausdruck«, murmelte er noch.
    Phil und ich lachten leise, doch auch ich fühlte mich erschlagen. Es war die Anspannung, die Ungewissheit, die uns in den Knochen saß. Daher lagen wir etwa eine Viertelstunde später ebenfalls in den leidlich bequemem Betten und löschten das Licht. Ich sehnte mich danach, Cieran im Arm zu halten, seinen warmen Körper zu spüren, seinen angenehmen Geruch einzuatmen. Dass Phil die Hütte noch einmal verließ, bekam weder ich noch Cieran mit.     
    In dieser Nacht gab es ein kleines Beben, dem die Minibungalows erstaunlicherweise standhielten. Wir hörten es erst am nächsten Morgen im Radio.
     
    Phil saß am Steuer des Wagens, als wir am nächsten Tag auf die alte, heruntergekommene Tankstelle abbogen, die Phil mit Sylvie Pralja als Treffpunkt ausgemacht hatte. Sie war schon einige Jahre nicht mehr in Betrieb. Es war unangenehm warm heute, zu warm für einen Tag im Oktober.
    Ein eleganter BMW Z3 stand an einer der Zapfsäulen im Schatten. Sonst schien niemand hier zu sein. Prüfend sah Phil sich um, bevor er und ich ausstiegen.
    Die Tür des BMWs öffnete sich ebenfalls, eine junge Frau stieg aus. Sie war recht hübsch, doch um ihren Mund spielte ein harter, ausgebuffter Zug. Sylvie Pralja war zweifellos osteuropäischer Herkunft. Sie hatte dunkelblondes, streng zurückgekämmtes Haar, blasse Haut, ausgeprägte Wangenknochen und schmale Augen. Ihr schlichtes, beigefarbenes Kostüm betonte sowohl ihre Zartheit als auch ihre Kälte. Um ihren Hals hing ein großes, silbernes Kreuz, das nicht zu ihrem Outfit passte. An ihrer Seite war ein schmächtiger, blonder Junge von vielleicht zehn Jahren.
    Als Phil näher kam, bekreuzigte sie sich. Er quittierte das mit einem irritierten Lächeln. Machte es ihm etwas aus?
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte er statt einer Begrüßung.
    Sie starrte ihn an. »Mein Vater sagte mir, dass ich mit dem Teufel persönlich sprechen werde. Ich treffe nur Vorsorge. – Du hast dich verändert, Philippe Darrin.«
    Sie sprach mit einem harten Akzent.
    Er nickte und deutete auf den Jungen. »Warum hast du ihn mitgebracht?«
    Angsterfüllt starrte der Junge erst Phil, dann mich an. Doch der jungen Frau war die augenscheinliche Panik des Kindes offensichtlich gleichgültig.
    »Für den Notfall. Er ist ein Pfand – du kannst ihn haben, wenn du möchtest.« Sie lächelte maliziös.
    Phil runzelte die Stirn. »Was meinst du, sollte ich mit einem Kind anfangen?« fragte er scharf.
    Doch sie erwiderte seinen kalten Blick. »Was immer dir beliebt. Du kannst ihm meinetwegen die Seele aus dem Leib saugen – oder das Blut.«
    Ich bekam eine Gänsehaut, doch Phil lachte spöttisch.
    »Ihr seid so abergläubisch.«
    Ich sah auf den Jungen hinunter, er zitterte merklich. Er war so schmal und hilflos, so

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