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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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mich zurück, mein Kopf schmerzte heftig. Ich nahm mich noch einmal zusammen, um Phils Puls zu fühlen. Vorsichtig legte ich zwei Finger an seine Halsschlagader, sein Herzschlag war langsam und gleichmäßig.
     

38
    FALK
     
    »Cieran?« Ich schüttelte ihn unsanft. Er war weiß wie Kreide.
    Phil stand hinter mir und sah mir über die Schulter. »Er hat sich bestimmt den Kopf gestoßen.«
    Cieran schlug die Augen auf. »Mir ist schlecht.« Er kippte aus dem Wagen und stolperte ein paar Schritte bis zum nächsten Baum. Dort stützte er sich mit einer Hand gegen den nassen Stamm und übergab sich.
    Ich folgte ihm langsam und wartete, bis er sich wieder aufrichtete.
    »Geht’s wieder?«
    »Na ja«, sagte er.
    »Bist du mit dem Kopf irgendwo gegengeschlagen?«
    »Hm.« Er befühlte vorsichtig die linke Seite seines Schädels und verzog dann schmerzerfüllt sein Gesicht. Er sah sehr mitgenommen aus. Im Gegensatz zu Phil, der sich erstaunlich schnell von seinem Anfall erholt hatte.
    »Komm mit rein, du hast bestimmt eine Gehirnerschütterung.« Er ließ sich von mir mitziehen, und gemeinsam betraten wir das kleine Holzhaus.
    Es war recht kühl innen, aber soweit ich auf den ersten Blick beurteilen konnte, gemütlich eingerichtet und einigermaßen gepflegt.
    Ich brachte Cieran zu einem schmalen, braunen Sofa hinüber und zwang ihn, sich darauf zu legen.
    »Wie lange sind wir gefahren?«
    »Zwei bis drei Stunden«, sagte Phil.
    »Bist du sicher, dass sie uns hier erstmal nicht aufspüren können?« fragte ich Phil.
    Phil sah mich lange an. »Es gibt keine Sicherheit. Aber es wird eine Weile dauern, bis sie uns hier gefunden haben. Vielleicht reicht die Zeit aus ...« Er grinste vielsagend. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Seine Andeutungen raubten mir den letzten Nerv.
    Ich schaute mich um. In der Küche stand ein großer Kühlschrank, der einen recht neuen Eindruck machte. Ein kleiner Herd in der Ecke, eine Mikrowelle. Im Schrank fand ich eine Kaffeemaschine älteren Modells, außerdem Filter und eine Dose mit Kaffee.
    »Möchte außer mir jemand Kaffee?«
    Phil war mir gefolgt. »Ich.« Er warf einen Blick in den leeren Kühlschrank. »Wir brauchen was zu essen – und zu trinken. Ich fahr eben in den Ort und kaufe ein. Außerdem muss ich den Wagen wechseln .« Er überlegte mit gerunzelter Stirn. »Du bleibst am besten bei deinem Liebsten .«
    Ich wirbelte herum und starrte ihn an. »Was hast du gesagt?«
    Doch er grinste nur.
    »Bin in spätestens einer dreiviertel Stunde zurück«, sagte er und drehte sich um.
    Ich hielt ihn am Arm zurück. »Was hast du da eben gesagt?«
    »Meinst du, ich bin blind?« fragte er, noch immer grinsend, und entzog mir seinen Arm. »Du liebst ihn, dieses magere Kerlchen.« Seine Mundwinkel verzogen sich spöttisch. »Du vergötterst ihn.« Dann ließ er mich einfach stehen.
    Nachdenklich machte ich mich daran, den Kaffee aufzubrühen. Liebe ... dieses Wort hatte es zwischen Phil und mir niemals gegeben. Ich setzte mich auf einen der schlichten Korbstühle und wartete. Es gab so vieles, über das ich mir klar werden musste zur Zeit.
    Meine Augen wanderten über den Kühlschrank, die Arbeitsplatte, das kleine Fenster mit der schmalen Fensterbank. Das Holz war bereits ziemlich angegriffen, an einer Stelle war ein ganzes Stück abgebrochen.
    Der Kaffee lief durch den Filter und verbreitete ein angenehmes Aroma in der kleinen Küche. Ich suchte nach Tassen und Zucker.
     
    Es regnete wieder. Der Regen trommelte auf das Holzdach der Hütte. Wahrscheinlich hörte es in den nächsten Tagen nicht mehr auf zu schütten. Ich seufzte leise.
    Phil war bereits seit einer halben Stunde unterwegs. Ich hatte Hunger. Warum nur nahm ich das alles auf mich? – Oh, ich kannte die Antwort.
    Ich starrte aus dem kleinen Fenster. Hinter dem Häuschen begann undurchdringlicher Wald. Wahrscheinlich war diese Hütte nie von Holzfällern bewohnt gewesen – sie diente wohl nur als Wochenenddomizil gestresster Manager, die in Ruhe angeln wollten. Etwas Natur erleben. Vielleicht lag ich mit meinen Vermutungen ja auch völlig daneben. Vielleicht diente diese Hütte hauptsächlich als Unterschlupf – für Leute auf der Flucht.
    Ich sah mich um. Wer garantierte dafür, dass hier keine Wanzen, keine Videokameras installiert waren?
    Ich erschauderte leicht bei diesem kurzen Anfall von Paranoia.
    Der Regen beruhigte mich ein wenig. Wie lange würden wir wohl auf der Flucht sein? Und was konnte Phil wirklich tun?

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