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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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Situation, bei der alles auseinanderzufallen droht. Die Aufgabe des Produzenten ist es, nicht aufzugeben und Wege zu finden, dieses Nadelöhr zu überwinden. Die Entstehung der »Unendlichen Geschichte« ist wie ein Parcours an Nadelöhren, und dieses war ein ganz besonders kleines. Die Überwindung dieses Nadelöhrs sah folgendermaßen aus: Mit Hilfe von Tom Sternberg, der damals als Executive für Francis Ford Coppola arbeitete, holte Bernd einen jungen amerikanischen Drehbuchautoren ins Boot. Mit diesem setzten sich vormittags Bernd, Herman und Wolfgang Petersen zusammen und am Nachmittag desselben Tages schrieben der Drehbuchautor und Herman das Drehbuch um. Alle Männer stritten sich furchtbar, und die Arbeit war alles andere als harmonisch. Aber zum Schluss kam dabei eine Drehbuchfassung heraus, mit der Bernd, Petersen und Herman zufrieden waren.
    Als Michael Ende diese Drehbuchfassung zu lesen bekam, knallten bei ihm die Sicherungen durch. Er fühlte sich hintergangen und ausgetrickst. Im März 1983 schrieb er eine bitterböse Presseerklärung, in der er sich von dem Drehbuch sowie dem Filmprojekt distanziert. In Endes Presseerklärung heißt es unter anderem:
     
    In einer Zeit, in der jeder sich daran gewöhnt hat (…), dass schlechthin alles, auch das Intimste und – soweit überhaupt noch vorhandene – Sakrosante erbarmungslos vermarktet wird, ist es meinen Büchern gelungen, ohne jeden Reklamerummel, ohne jede Spekulation auf Marktlücken und ohne Hinschielen auf Publikumserfolg einen sehr großen Leserkreis zu erreichen – sogar gerade deswegen! (…) Im Falle eines Films, der nun gemacht werden soll, wird versucht, dieses überraschende Phänomen eines Erfolges, der gerade auf Nicht-Vermarktung basiert, total zu vermarkten, und zwar mit den professionellsten und imponierendsten Mitteln. Würde ich diesem Vorgehen zustimmen, dann müsste ich meine Leser wissentlich und willentlich betrügen.
     
    Mit anderen Worten, Ende wollte einen Matinee-Film, der sanft und bloß nicht profitorientiert durch Mund-zu-Mund-Propaganda sein Publikum findet. Bei einem Film wie beispielsweise »Pink Floyd – The Wall« war das möglich, weil der finanzielle Einsatz mit 1,3 Millionen Mark relativ gering für die Constantin war. Bei einem Mammutunternehmen wie »Die unendliche Geschichte« war der finanzielle Einsatz viel zu hoch, die kommerzielle Realität viel zu belastend, um ein solches Vorgehen zu gewährleisten. Ende verglich das Schreiben eines Buches, das zunächst einmal nur den Arbeitseinsatz einer einzelnen Person erfordert, mit dem Produzieren eines Filmes, welches per se eben auch ein industrieller Vorgang ist. Er verschloss sich der Tatsache, dass Film im besten Fall eben beides ist: Kunst und Kommerz. Und dass der Kommerz bei einem Einsatz von Dutzenden von Millionen nicht beiläufig, quasi versehentlich abgehakt werden kann. Endes Anwälte versuchten, die Produktion zu stoppen. Ohne Erfolg. Ende musste eine Stillhalteerklärung unterzeichnen, dass er von nun an nicht mehr gegen die Verfilmung seines Buches wettern oder vorgehen würde. Erst wenn er den fertigen Film zu sehen bekommen würde, hatte er wieder ein Einspruchsrecht. Das Damoklesschwert schwebte also weiterhin über Bernd, aber fürs Erste verdrängte er das Problem. Über diese Brücke würde er gehen, wenn er vor ihr stand.
    Die Dreharbeiten konnten also beginnen. Die Sets waren gebaut und die Hauptrollen – Bastian, Atréyu und Die Kindliche Kaiserin – waren besetzt: Barret Oliver, Noah Hathaway und Tami Stronach. Bernd war begeistert von seinen Hauptdarstellern! Gerade Barret Oliver und Tami Stronach hatten es ihm angetan. Sie waren solch liebenswerte Kinder, ihm ging jedes Mal das Herz auf, wenn er sie sah. Oft kam er nur ans Set, um ihnen zuzuschauen, denn dann ergab all der Ärger, die Anspannung und der Stress, die ihm dieser Film verursachte, wieder Sinn. Und doch gab es ein Problem mit Tami Stronach. Alle Make-up-Tests waren gescheitert. Die Visagisten schafften es einfach nicht, dem Mädchen ein natürliches Make-up zu geben. Egal, wie sie Tami schminkten, sie sah danach immer aus wie eine Kinderprostituierte. Bernd war außer sich. Tamis Haut war vom vielen Abschminken schon ganz roh und begann, sich zu schälen. Was nun? Bernd hatte ja schon die besten Filmvisagisten, die es in Deutschland gab, geholt. Über seine damalige Assistentin Kirsten Hager ließ Bernd also in der Werbe- und Modewelt nach einem Visagisten suchen. Egal,

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