BE (German Edition)
getraut. In Hollywood akzeptiert jeder, dass dich Studio Executives wie ein Stück Scheiße behandeln. Ich hatte schon für Dino De Laurentiis und Sidney Pollack gearbeitet. Und ich konnte mich einfach nicht daran gewöhnen, dass man als Produzent in Hollywood so erniedrigt wird. Bernd hat das Hollywoodprotokoll nie so wirklich in den Griff bekommen, aber er hat sich auch nicht angepasst.«
Schließlich reduzierten sich die Verhandlungen auf zwei Kandidaten: Paramount und Warner Bros. Über einen Zeitraum von fünf Tagen spielte Bernd Poker mit beiden Interessenten. Er erzählte Warner Bros., Paramount wolle den Film haben, und Paramount erzählte er, dass Warner Bros. ein Angebot gemacht hätte. Dabei betonte er immer wieder: »Ich stecke mitten in den Dreharbeiten. Ich muss diese Sache klären und zurück ans Set!« Schließlich rief Terry Semel von Warner Bros. an und versprach, Bernd noch am selben Tag eine Antwort zu geben. Auch Paramount wollte noch am selben Tag Bescheid geben, ob sie den Film kaufen wollten. Anna hatte einen Bekannten, dem ein riesiges Anwesen in Malibu gehörte. Sie packte einen Picknickkorb mit Bier, Hummer und Marihuana und fuhr mit Bernd in ihrem winzigen Suzuki dorthin. Beide wussten: Vielleicht war dies das letzte Mal, dass sie Hummer essen oder nach Malibu fahren würden. Aber wenn dieser Nachmittag tatsächlich den Untergang bringen sollte, dann wenigstens in einer angenehmen Umgebung. Nobel geht die Welt zugrunde, das war auch immer Bernds Maxime. In Malibu saßen sie in der Sonne und warteten auf die beiden Anrufe. Erst als das Telefon geklingelt und Bernd das »Yes!« von Warner Bros. hatte, erlaubte er Anna, den ersten Joint anzuzünden. »Wir haben geraucht, wir haben getrunken und wir haben auf den Ozean gestarrt … ohne die Zusage wäre alles vorbei gewesen. Aber so … es war ein unvergesslicher Moment, den ich damals mit Bernd geteilt habe«, so Anna Gross. »Es ging immer um alles oder nichts bei ihm. Das hat es anstrengend gemacht, aber auch sehr aufregend. Der Adrenalinpegel war immer extrem hoch.«
Gegen Ende der Dreharbeiten sagte Anna Gross zu Bernd: »Weißt du, wenn Dino De Laurentiis kurz davor war, einen Film abzudrehen, hat er immer das Studio angerufen und behauptet: ›Ich brauche noch eine halbe Million, um den Film zu Ende zu drehen.‹ Das hat immer funktioniert.« Bernds Antwort an Anna war kurz: »Ruf bei Warner Bros. an!« Anna tat, wie ihr geheißen, rief bei Warner Bros. an und erklärte, man brauche noch 300 000 Dollar, um den Film fertigzustellen. Das Geld wurde prompt überwiesen, ohne dass weiter nachgefragt wurde. Warner Bros. hatte schon so viele Millionen investiert, an 300 000 Dollar sollte der Film nicht scheitern.
Schließlich war »Die unendliche Geschichte« abgedreht. Lange Diskussionen zwischen Bernd, Jane Seitz, die Cutterin des Films war, und Wolfgang Petersen folgten. Die drei konnten sich einfach nicht auf eine Schnittfassung einigen. Immer wieder hieß es: »Steven Spielberg würde es so machen!« oder »Spielberg würde so etwas nie tun!« und »Steven Spielberg wüsste jetzt, was zu machen ist!« Spielberg hatte gerade mit »E.T.« einen weiteren Welterfolg gelandet – Wolfgang Petersen und Bernd wollten mit »Die unendliche Geschichte« ebenfalls sowohl Kinder als auch Erwachsene verzaubern. Irgendwann wurde es Bernd zu bunt. Spielberg musste her. Wie üblich rief Bernd: »Anna, tu etwas!« Anna rief in Spielbergs Büro an und erklärte dessen Sekretärin, sie arbeite derzeit mit zwei großartigen Filmemachern. Einer davon sei der Regisseur von »Das Boot«. Diese beiden würden gerne nach Los Angeles kommen und Mr. Spielberg den Rohschnitt ihres neuen Filmes zeigen. Fünfzehn Minuten später klingelte Annas Telefon: »Hallo, hier ist Steven Spielberg. Ich bin ein großer Fan von ›Das Boot‹. Wie kann ich Ihnen helfen?«
Am 15. Dezember 2006, zwei Tage vor unserer Hochzeit, als unser Haus in Los Angeles mit Catering-Leuten bevölkert war und ich immer noch keine Hochzeitsschuhe gefunden hatte, half ich Bernd einen Text für die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu Steven Spielbergs 60. Geburtstag zu schreiben. Meine Arbeit bestand hauptsächlich aus Tippen und gelegentlichem Redigieren. Bernd beschrieb in diesem Text seine erste Begegnung mit Steven Spielberg:
Ich lernte Steven Spielberg 1983 kennen. Wolfgang Petersen und ich hatten einige Divergenzen um den Schnitt von »Die unendliche Geschichte«. Wir einigten uns halb
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