Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
Vom Netzwerk:
warte.
   Das könne ich mit ihm nicht machen, sagt er, er wisse genau, dass ich in vier Tagen anfange zu drehen. In drei, sage ich. Eben, meint er, den Vertrag brauchte ich, sonst fielen mir die Kosten des Films auf den Kopf, und ich wäre tot (finished). Ja, sage ich, vielleicht – aber das sei ausschließlich mein Problem, sein Problem wäre, seinen Bossen zu erklären, dass es wegen seiner Sturheit keinen Film »Der Name der Rose« gäbe. Jedenfalls nicht in seiner Firma.
   Er geht aus dem Raum. Ich habe keine Ahnung, ob er wiederkommt. Wir warten. Es dauert lange. Dann kommt er wieder, seine Krawatte ist nun am Kragen etwas offen, er nimmt die Brille ab, wischt sich mit der Hand über die Augen und sagt zu mir: »Bernie, you got it.«
   Als er die Hand von den Augen nimmt und mich anschaut, sehe ich deutlich, dass er sich freut – für mich. Das ist eben auch Amerika.
   Als George und ich mit dem unterschriebenen Vertrag im Beverly Hills Hotel ankommen, ist es 4.30 Uhr. Einen Vertrag habe ich jetzt also. Aber der eine allein nützt mir nichts, denn Geld bekomme ich erst, wenn beide Verträge unterschrieben sind, denn erst dann ist der Film voll finanziert.
  Ich habe George noch auf ein Sandwich und ein Bier eingeladen. In zweieinhalb Stunden kommen die Anwälte von B wieder, um die mündlichen Änderungen schriftlich zu fixieren. Dann werden wir sehen.
   Ich kann weder ein Sandwich noch ein Bier auftreiben. So hocken George und ich stumm auf der Couch in meinem Zimmer, zu müde, um zu reden; aus dem Geschenkfrüchtekorb auf dem Tisch reiche ich ihm eine Orange, ich esse einen Apfel, den ich halb angenagt liegen lasse. Dann steht George auf und sagt, er möchte noch in sein Büro, die Änderung für den Vertrag mit B tippen. »Okay«, sage ich, »pass bloß auf, dass du pünktlich um 7 Uhr da bist.« Ich begleite ihn zur Tür des Bungalows, draußen wird es hell, der Himmel ohne eine einzige Wolke – wie meistens hier. Ich bin 22 Stunden auf den Beinen.
   Los Angeles, 7. November 1985, 7 Uhr morgens. Die Türglocke läutet, aber es ist nicht George, es ist der Anwalt von B.
   Ich weiß nicht, ob es gute oder schlechte Nachrichten bedeutet, dass er alleine kommt. Aber sicher will er verzögern. Wenn ein wichtiger Punkt aufkommt, wird er sagen, er könne das nicht alleine entscheiden.
   Er erklärt mir auch gleich, er wäre gestern Abend nicht mehr dazu gekommen, die Vertragsänderungen zu diktieren – aber das sei sowieso nicht so ganz einfach –, ob ich denn nicht noch einen Tag bleiben könne. Ich erkläre ihm, dass morgen die offizielle Pressekonferenz für unseren Drehbeginn ist, mit Regisseur und allen Darstellern, und ich schon deswegen unbedingt wegmüsste, außerdem seien mir die Zigaretten ausgegangen, drittens sei doch längst alles besprochen.
   »Ja schon«, sagt er, »besprochen schon, aber nicht auf Papier ausformuliert« – wie gesagt, er wäre gestern nicht dazu gekommen, sorry. Ich wüsste ja, die Familie. »Nein«, sage ich ärgerlich, »weiß ich nicht, ich habe keine Familie.« »Oh«, sagt er und schaut mich über seine Brille an, als hätte ich etwas Obszönes gesagt.
   Weil ich ohne George nicht anfangen mag, bestelle ich erst einmal Frühstück: Kaffee, Spiegeleier, Porridge, Grapefruitsaft, Milch, Corn-flakes, eben alles, was sich Leute hier am frühen Morgen schon alles reinschieben. Das wird ihn eine Weile beschäftigen. Es ist kurz vor 8 Uhr, als George endlich kommt. Rasiert, frisch federnder Schritt. In der Hand hat er seine dünne Lederaktentasche, aus der er, noch während er sein »morning« sagt, drei Exemplare eines fein säuberlich getippten Dossiers herauszieht.
   Zu mir und dem Anwalt sagt er, das seien die Änderungen, man könne sie einfach dem Vertrag anfügen, beides unterschreiben und fertig. »Tja«, sagt der Anwalt überrumpelt, »mal sehen, was da drin steht.« Ich überfliege den Text: einfach und klar – keine Tricks; ein Papier zum Unterschreiben. Der Anwalt zuckt beim Lesen bedenklich, brummt vor sich hin, legt das Papier schließlich fast angeekelt auf den Tisch vor sich und sagt, das müsse er erst noch länger prüfen. Ich sage, ich verstehe nicht, was er da prüfen will, das sei genau das, was wir gestern besprochen hätten. Ja schon, sagt er, aber die Formulierungen. George sagt, wenn ihn etwas an der Formulierung stört, könnten wir das mit der Hand ändern. Ich schaue auf den Rest Rührei und den

Weitere Kostenlose Bücher