BE (German Edition)
Porridge-Schleim. Mein Magen verkrampft sich. Ich weiß, dass ich bei dem, was jetzt kommt, sowieso nicht helfen kann, und gehe ins Schlafzimmer, packe meine Tasche und dusche mich anschließend.
Es ist sonnenklar, der Anwalt will unterschreiben, aber alles tun, um mich durch Verzögerung weichzumachen, dann, wenn ich weich bin, wird er versuchen unter Hinweis auf viele Kompromisse, die er schließen musste, mir einige Hunderttausend Dollar von der Garantiesumme abzuzocken. Ein mieses Spiel, eines der Lieblingsspiele hier in Hollywood.
Es ist 15 Minuten vor 9 Uhr, als ich mit meiner Tasche zurück in den Wohnraum komme. Um 9 Uhr wird mich mein Fahrer abholen.
»Also«, sage ich, »das wär’s dann, entweder ich mache den Reißverschluss der Tasche jetzt zu, ohne Verträge, und der Film ist endgültig bei der Konkurrenz (welcher?), oder wir unterschreiben jetzt, und ich packe die Verträge ein, und der Film ist bei euch.«
George und der Anwalt schauen mich an. Beide überlegen, ob ich bluffe.
Wenn er jetzt nicht unterschreibt, ist der Film nicht finanziert, und meine Bank wird mir auch aus dem Vertrag mit A keinen Pfennig auszahlen! Keinen Pfennig! Ich würde also keinesfalls mit dem Fahrer zum Flughafen fahren, und ich würde keinesfalls heimfliegen können.
Ich würde hierbleiben müssen, vielleicht wochenlang. Und ich weiß nicht, ob dann am Montag überhaupt mit den Dreharbeiten angefangen werden könnte.
Ich weiß auch nicht, ob ich auf die Schnelle eine Zwischenfinanzierung auftreiben könnte oder ob vielleicht das ganze Projekt zusammenbricht.
Der gegnerische Anwalt hat strikte Anweisungen; welche, das weiß ich natürlich nicht – aber eines weiß ich genau, dass ich nicht bluffe.
Es klingelt – mein Fahrer. Er greift automatisch zur Tasche, an deren Reißverschluss meine Hand liegt. Ich schaue den Anwalt fragend an. Pause. Dann sagt er: »Okay, aber meine Änderungen müssen wir noch machen« und beginnt mit der Hand zu schreiben. Dann gibt er George den Entwurf, der nun seinerseits mit der Hand noch einige Änderungen vornimmt. Dann nickt er mir zu. Der Fahrer drängt – wir müssen los! George reicht mir seinen Kugelschreiber, der Anwalt und ich unterschreiben die drei Kopien des Vertrages, das Dossier von George und den handschriftlichen Zusatz. Ich packe die Verträge in meine Tasche und schließe den Reißverschluss.
Frankfurt, 8. November 1985, 13 Uhr. Ankunft mit Verspätung. Ein Produktionsfahrer holt mich ab – ich bin noch etwas benommen vom langen Flug und der Schlaftablette. Ich sage ihm, er soll ja auf die Tasche achtgeben – na klar, sagt er naseweis. Nach einer Stunde Autofahrt treffen wir im Kloster Eberbach, am Drehort, ein. Es ist Freitagnachmittag. Hunderte von fremden Gesichtern – es ist eiskalt und feucht, und mich friert bis auf die Knochen. Oben im großen Saal des Klosters warten etwa 150 Journalisten, Fotografen und Fernsehteams auf die versprochene Pressekonferenz. Ich begrüße kurz J. J. Annaud, den Regisseur, Sean Connery, F. Murray Abraham, Michael Lonsdale, Helmut Qualtinger, Valentina Vargas, Volker Prechtel, die jetzt alle schon ihren kahlen Mönchkopf haben und in ihrer normalen Straßenkleidung grotesk aussehen.
Irgendwie klebt mir das Hirn zusammen, und ich wünsche mir nur, dass ich da schnell wieder rauskomme, denn ich kriege die Situation zwischen deutschen Fragen – englischen Antworten, englischen Fragen – französischen Antworten, französischen Fragen – deutschen Antworten et cetera nicht recht in den Griff.
Heute dauert es etwa zwanzig Minuten, bis die Frage in Deutsch an mich geht, wieso ich eigentlich nur Bestseller-Verfilmungen mache. Wegen der Sicherheit?
Dann ist es Montagmorgen, der 11. November 1985.
Drehbeginn.
Ich sitze zwischen einem Gewirr von Kabeln, Lampen, Containern, Equipment auf einer dieser silbernen Kamerakisten. Vor mir das riesige Gewölbe, das wir zum Refektorium, dem Speisesaal der Mönche, umgebaut haben, ich sitze im Dunkeln und schaue in den von Scheinwerfern hell erleuchteten Saal hinein.
Eine unglaubliche Anzahl von Menschen, etwa 200 Techniker, 150 Schauspieler und Komparsen, drängen sich durcheinander. Seit zwei Stunden wird die Szene für den ersten Schuss des Films eingerichtet. Ich schaue dem Treiben fast unbeteiligt zu, die Anweisungen, Zurufe, Megafondurchsagen, in Deutsch, Englisch, Italienisch durcheinander, höre ich aus
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