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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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zu erzählen. Das ging ohne Punkt und ohne Komma. Jeder kam mit irgendeiner Geschichte, und das war dann immer sehr schön und immer sehr ungewöhnlich. Natürlich haben wir uns auch beharkt, denn wir hatten fundamental unterschiedliche Sichtweisen, was das Kino betraf. Aber immer mit sehr großem Respekt. Ich habe Bernd immer gesagt: »Was du hier machst in der Constantin ist zwar sehr erfolgreich – all die Filme, die auf großen internationalen Bestsellern beruhen. Aber dieses Kochrezept beschränkt die Erzählfreude, die wir ja beide besaßen. Erfinde deine eigenen, unabhängigen Geschichten, die noch keinen erfolgreichen Vorläufer haben! Die eben noch nicht als Buch vorgekaut und als Bestseller bewertet wurden. Du beschränkst damit doch die erzählerischen Möglichkeiten. Das ist verkehrt.
Wie war da seine Reaktion?
WH: Er hat das akzeptiert, obwohl er anderer Ansicht war. Er sagte: »Ich will erfolgreiches Kino machen. Ein Kino für das Publikum.« Darauf hab ich entgegnet: »Der Erfolg gibt dir ja auch recht. Aber das hat auch bestimmte Nachteile auf die gesamte Situation des deutschen Films.« Es ist für mich auch nicht eine Frage der Kommerzialität. Für mich liegt das Problem viel mehr in der Einschränkung der Phantasie durch bereits existierende, im internationalen Feuer bereits erprobte Bestsellergeschichten. Es war immer eine sehr respektvolle Diskussion. Tief innendrin hatte Bernd ja ein Herz, das war weich wie ein Butterbatzen. Ein ganz lieber Kerl.
Finden Sie denn, dass Sie oder auch Bernd eine Verantwortung gegenüber der deutschen Filmkultur haben?
WH: Letztendlich würde ich sagen: Ja. Auch wenn ich nun schon seit langem in den USA lebe und arbeite. Ich gehöre zu denjenigen, die das eigene Land verlassen haben und rund um die Welt gedreht und gearbeitet haben. Aber ich habe nie meine Kultur verlassen. Und eigentlich ist meine Kultur mehr bayerisch als deutsch. Ähnlich wie bei Fassbinder und auch wie bei Bernd, die ja beide sehr bayerisch waren. Flapsig gesagt war Bernd dieser barocke Kerl aus der bayerischen Provinz, der daherkam und wüste Phantasien hatte, die er aber diszipliniert umsetzen konnte!
In Sachen Disziplin und Arbeitsethos waren Sie sich ja auch nicht unähnlich …
WH: Man braucht Disziplin, wenn man längerfristig Kino macht. Eine gewisse Art von Disziplin, die dann auch alles, was davongaloppiert und was die Leinwand verlässt bzw. die Leinwand sprengt, wieder zurückbringt auf die Leinwand selbst. Dass wieder alles produktiv wird. Stimmt, da waren wir uns ähnlich, und das hat er an mir geschätzt. Bernd war ein harter Arbeiter und strategisch denkend. Und auch mutig. Wir hatten beide Achtung vor dem Mut des anderen.
Warum haben Sie nie einen Film zusammen gemacht?
WH: Das hat nie wirklich im Raum gestanden, weil meine Filme doch zu entfernt von dem waren, was Bernd bei der Constantin gemacht hat. Aber das hat uns auch nie gestört. Das hat der Freundschaft keinen Abbruch getan. Nächstes Jahr hätten wir vielleicht eine gemeinsame Produktion machen können. Ich kann mir vorstellen, dass sich unsere unterschiedlichen Linien hätten treffen können. Aber jetzt ist er nimmer da. Er fehlt mir.
     
    »Ich und Er« wurde gedreht. Bernd durfte nicht ans Set, schaute sich aber jeden Abend gemeinsam mit Anna Gross die Muster an. »Mich hat er nicht in Doris’ Nähe gelassen, denn er hatte Angst, dass ich sie erwürgen würde. Wir haben die Tage dann so verbracht, dass wir erst sehr spät aufstanden, die Nachmittage bei Petrossian (Anm.: russisches Kaviar-Restaurant in New York) herumsaßen und uns dann die Muster anschauten. Danach hatten wir keine andere Wahl, als uns zu betrinken«, erinnert sich Anna Gross an die Dreharbeiten. Als diese abgeschlossen und der Film geschnitten war, wusste Bernd endgültig, was er schon geahnt hatte:
    Es war kein guter Film. Die erste Hälfte war lustig und die zweite Hälfte nicht. Für Columbia Pictures war »Me & Him« ein großer Reinfall, der unter der Ära Puttnam abgehakt wurde. Durch eine wirklich gute Marketingkampagne funktionierte der Film in Deutschland und spielte der Constantin – dadurch dass er mit Hollywoodgeldern finanziert worden war – viel Geld ein. Aber Bernd war der Film immer peinlich. Er schlug der neuen Chefin von Columbia Pictures, Amy Pascal, sogar vor, ein Remake des Stoffes zu machen, stieß dabei aber auf kein Interesse. Ich selbst habe es nie geschafft, mir den Film bis zum Ende anzusehen.
    Ein missglückter

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