BE (German Edition)
Anfangs – noch bevor Bernd in das Projekt einstieg – sollte Glenn Close die Hauptrolle spielen, doch mittlerweile war sie zu alt für Clara geworden. Dass sie dennoch bei dem Projekt blieb und statt die Hauptrolle der Clara die Rolle von Claras Schwägerin Ferula spielte, war von dem CAA-Agenten Fred Specktor orchestriert worden. Schließlich ein großer Durchbruch: Jeremy Irons sagte zu! Kurz darauf erwies sich Meryl Streep als begeistert von dem Buch. Bernd war zunächst misstrauisch. Konnte es sein, dass er zur Abwechslung einmal Glück hatte? Mit Glenn Close und später Winona Ryder hatte er auf einmal einen formidablen Cast zusammengestellt! Doch auch wenn die großen Stars willig waren und alle sich gemeinsam für das Projekt begeisterten, ohne extremen Stress mit Hollywoodagenten ließ sich ein solcher Cast natürlich nicht in einem Film zusammenbringen. Zu Bernds Lieblingserinnerungen an seine Zeit in Los Angeles gehörten Autofahrten mit Martin Moszkowicz, bei denen sie mit Agenten per Autotelefon über Lautsprecher telefonierten. Diese Konferenzgespräche wurden manchmal so wild, die Agenten am andern Ende der Leitung schrien so laut durcheinander, Bernd musste rechts ranfahren und kurz parken, weil er und Martin nicht mehr konnten vor Lachen. Der Level an Hysterie war einfach zu absurd. In Bernds Tagebuch jener Zeit finden sich folgende Einträge:
3. September 1992, Donnerstag (Flug L.A. – London)
Meryl Streep sitzt in der Reihe hinter mir! Nachdem wir den ganzen Tag mit Gagen-Hickhack zugebracht haben – und praktisch nur über sie und Glenn Close gesprochen haben –, sitzt sie plötzlich hier im Flieger. Sie ist wirklich sehr nett, und ihre Augen sagen: Mach dir mal keine Sorgen. Aber so wie ich zurzeit zusammen bin, mach ich mir zunehmend über alles Sorgen.
Dienstag 17. November 1992 (Flug L. A. – München)
Keins der Major Studios hat auch nur angefangen, mit uns über die 8 Mio. Dollar zu verhandeln. Wir bekommen nur Absagen – und zwar ganz klare – eindeutige. Hier ist eine für mich unerklärbare, unheimliche Wand, die ich ratlos staunend betrachte. Was ist los? Wie kann ich mich in »meinem« Urteil so irren?
Weiter: Das Lager der »independents« außerhalb der USA reagiert etwas positiver. Patrick (Anm.: Wachsberger) ist jetzt bester Stimmung, was den Auslandsmarkt betrifft.
Ich entschließe mich, nach Mailand zum Filmmarkt zu fahren, um dort selbst zu sehen, was los ist.
25. November 1992
qPatricks Verkaufserwartungen bestätigen sich nicht! Man ist zwar interessiert, aber hat kein Geld oder Vertrauen.
Weiter: Eine Möglichkeit ergibt sich mit Miramax, einem kleinen Independent-Verleih, für USA abzuschließen. Jeder warnt mich. Aber was soll ich machen? Sie zahlen 6 Mio. Dollar plus 2 Mio., wenn wir 18 Mio. Box Office in den USA gemacht haben. Das ist der beste und einzige Deal, den ich im Moment bekommen kann. Diesmal pokere ich nicht! Jetzt oder Nie.
Nach einem weiteren Trip durch die dunklen Täler der Verzweiflung hatte Bernd schließlich das Geld für den Film zusammen. Der Cast war und ist immer noch einzigartig in der Filmgeschichte: MerylStreep, Glenn Close, Jeremy Irons, Winona Ryder, Armin Müller-Stahl, Vanessa Redgrave und der noch unbekannte Antonio Banderas.
Bille August erzählte mir in einem Interview 2011:
Wie hast du Bernd kennengelernt?
BA: Ich steckte gerade in der Post-Produktion zu »Die besten Absichten«, dem Film, den ich mit Ingmar Bergman gemacht habe. Bernd kam zu mir nach Stockholm und meinte »Bille, hast du mal fünf Minuten?« Wir hatten natürlich den ganzen Tag für dieses Gespräch bereitgestellt, aber das war Bernds Art sich auszudrücken. Wir haben uns also hingesetzt und haben den ganzen Film durchdiskutiert. Ich hatte vorher noch nie von ihm gehört. Er war mir auf Anhieb sehr sympathisch. Als Mensch, aber auch als Produzent. Wir hatten sehr ähnliche Vorstellungen vom Filmemachen. Sein Herz schlug dafür, große Filme zu machen. Natürlich war er auch Geschäftsmann, aber das hat er mich nie spüren lassen. Die ganze geschäftliche Seite blieb in unseren Unterhaltungen außen vor. Damit hat er seine Regisseure nicht belastet. Nach »Das Geisterhaus« erzählte er mir, dass die Constantin kurz vor dem Bankrott stand. Davon habe ich nie etwas mitbekommen. »Das Geisterhaus« war ein wahnsinnig schwieriges Projekt. Ohne Bernd und seine Leidenschaft wäre es nie zustande gekommen. Er hat einfach
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