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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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Nicht nur, dass der männliche Protagonist – ein abgehalfterter Kommissar gespielt von Götz George – »Bernie« heißt, nicht nur, dass Mozarts Klarinettenkonzert eins von Bernds Lieblingsmusikstücken war, nein: Corinna trug in »Solo für Klarinette« genau das Kostüm mit Perlenkette, das Bernd von seiner Mutter kannte und das er in zigfacher Ausführung für Katja Flint hatte schneidern lassen. Außerdem spielt Corinna die Rolle der suizidalen Mordverdächtigen so verletzlich, so erratisch und so verführerisch, dass man sich der Assoziationen mit Jane Seitz nicht entziehen kann. Kurzum, der Film traf Bernds Triggerpunkte. Für ihn war klar: Diese Frau wollte er für »Der große Bagarozy« haben.
    Die Rolle des Teufels, der die Therapeutin zum Leben erweckt, besetzte Bernd mit Til Schweiger. Dieser hatte sich mittlerweile von Bernd mit seinem Regie-Debut »Knockin’ On Heaven’s Door« emanzipiert. Nun hatte er seinen zweiten Film »Der Eisbär« gedreht – dieses Mal aber mit der Constantin Film. Mit »Der Eisbär« befand sich Til damals in der Postproduktion, was zur Folge hatte, dass er tagsüber mit Bernd drehte und nachts beim »Eisbär« im Schneideraum saß. Daher schaut Til in vielen der Szenen nicht unbedingt ausgeschlafen aus. Aber das störte Bernd nicht weiter. Schließlich spielte Til ja den Teufel. Und was trägt der Teufel in Bernds Phantasie? Genau das, was Bernd auch trägt: ein blaues Sakko, weißes T-Shirt und weiße Converse-Turnschuhe. In bester Regisseurmanier schuf auch Bernd seinen Hauptdarsteller nach seinem Bilde. Damit machte Bernd sich selbst zu dem, was Michael Endes Frau ihm während der Arbeit an »Die unendliche Geschichte« vorgeworfen hatte: zum Dämon.
    »Der große Bagarozy« hat viel mit Bernd zu tun, und Bernd hat in dem Film viel von sich und seinen Sehnsüchten preisgegeben. Da geht es um die Überkreuzung von Realität und Mythos, vom Leben in der Zwischenwelt. Der Film ist eine Aufforderung, den eigenen Mythos zu leben. Der Film sagt: Sei schön, sei verwegen, lebe deine Erotik, auch wenn es manchmal wehtut oder erniedrigend ist. Lass dich nicht von deinen Ängsten aufhalten. Das Leben ist keine Probe! Entreiße dich selbst der Banalität. Sei etwas Besonderes. Umarme das Dunkle. Liebe deine Dämonen! Gleichzeitig ist da wieder das Pygmalion-Thema, das immer wieder in Bernds Leben auftaucht: Genau so wie die Hure Rosemarie von einem französischen Industriellen zum Edel-Callgirl transformiert wird, entführt der Teufel in »Der große Bagarozy« die vertrocknete Therapeutin in das Abenteuer, sich selbst neu zu erfinden. Er steckt sie in ein türkises Abendkleid und zeigt ihr, wie aufregend es sein kann, Frau zu sein. Sogar auf sein Verhältnis zu seiner Mutter und deren narzisstische Erwartungshaltung an ihren Sohn geht Bernd ein, als er den Teufel sagen lässt: »Ein Kind war ich nie. Eher ein Gedanke.«
    »Der große Bagarozy« hat viele schöne, viele bewegende Momente. Und dennoch: Als Ganzes gesehen funktioniert der Film nicht. Die einzelnen Puzzleteile fügen sich nicht zusammen, sondern hängen unglücklich in der Luft. Die Erzählung treibt ziellos vor sich hin, bis sie irgendwann in Absurdistan landet. Es ist der Versuch einer Liebesgeschichte, doch zwischen Corinna Harfouch und Til Schweiger existiert keine Chemie. Das kann ein Besetzungsfehler sein, aber auch das Drehbuch ist schuld daran. Teufel und Therapeutin spiegeln sich ineinander, aber beide sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass tatsächliche Intimität zwischen ihnen entstehen könnte. Die Liebesgeschichte, die da erzählt wird, ist in erster Linie die Liebesgeschichte einer jeden Figur mit sich selbst.

Eine deutsch-deutsche Beziehung
    DI e Beziehung zwischen Bernd und Corinna Harfouch begann am Set von »Der große Bagarozy«. Ein offizielles Interview für dieses Buch zu führen, mit dem Aufnahmegerät zwischen uns, haben Corinna und ich zwar versucht, aber es fühlte sich falsch an. Viele aus Bernds Umfeld haben diese Beziehung nicht verstanden, weil es ständig gekracht und gescheppert hat. Ich kann die gegenseitige Faszination sehr gut verstehen. Für Bernd waren diese Reibungen und Auseinandersetzungen sehr wichtig in seiner persönlichen Entwicklung. Es war auch Teil des Prozesses, es sich selbst zu gestatten, sich als Künstler wahrzunehmen.
    Bernds Werdegang begann mit dem Schreiben von Geschichten während seiner Schulzeit. Der lange Weg zu sich selbst, der bei

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