BE (German Edition)
Versenkung verschwunden. Er hatte offiziell gar nichts mehr mit der Constantin Film zu tun
Wieder waren dem Film gewaltige Steine in den Weg gelegt worden. Bernd warnte: Wenn ihr das Boot noch mal bombardiert, wird es sinken. Tom Tykwer gab er zu verstehen: »Vergiss alles andere, konzentriere dich darauf, einen Hauptdarsteller zu finden. Und zwar mit dem Schauspieler, mit dem du diesen Film machen willst. Egal, ob das nun ein Star ist oder nicht.« Zu diesem Zeitpunkt machte ein junger Schauspieler mit seiner Darstellung von Hamlet in London Furore. Tom Tykwer sah sich die Inszenierung an und hatte seinen Grenouille gefunden: Ben Whishaw. Ausgerechnet Hamlet, Bernds ewiges Conundrum, hatte ihnen Grenouille gebracht.
Tom fuhr mit Probeaufnahmen zurück nach München. Dort stellte er seinen Grenouille Bernd, Fred Kogel und Bernds altem Freund Patrick Wachsberger von Summit Entertainment vor, der eigens für dieses Meeting nach München geflogen war. Bernd würde Patrick dafür immer dankbar sein, dass er diesen langen Weg auf sich genommen hatte, denn wenn er es nicht getan hätte, wäre sehr wahrscheinlich »Das Parfum« nie gedreht worden. So aber sah Patrick Wachsberger die Aufnahmen von Ben Whishaw und erfuhr, dass Tom Tykwer Dustin Hoffman und Alan Rickman für Nebenrollen hatte gewinnen können. Kurzum, er sah das ganze Packet und meinte: »Top, die Wette gilt. Diesen Stoff mit dieser Besetzung kann ich euch in die ganze Welt verkaufen!« Und genau das tat er dann auch. Das Geld reichte trotzdem immer noch nicht. Dadurch dass Bernd keinen Deal mit einem US-Studio abschließen konnte, fehlte ein Batzen Geld. In diesem Moment der Verzweiflung betrat Bernhard Burgener die Bühne. Bernd hatte zwar immer noch seinen Highlight-Tinnitus, aber mittlerweile hatte Fred Kogel es geschafft, das Verhältnis zwischen Burgener und Bernd zu kitten. Burgener hatte eine Idee. Er kannte eine Schweizer Milliardärin, von der er sich vorstellen konnte, dass sie in »Das Parfum« investieren würde. Bernd zögerte. Er kannte solche Milliardäre. Die trafen sich gerne mit Filmleuten, spielten mit dem Gedanken, in einen Film zu investieren, aber letztendlich kam nie etwas zustande. Als Bernhard Burgener ihm dann auch noch sagte, er solle diese Milliardärin im Fußballstadion treffen, weil ihr der Fußballverein Basel gehöre, war Bernd überzeugt: Das war reine Zeitverschwendung. In seiner Zeit als Filmproduzent hatte er schon viel erlebt, aber in einem Fußballstadion hatte er bisher noch keinen Deal abschließen können. Aber Bernhard Burgener ließ nicht locker. Also überwand Bernd seine Angst vor Massenaufläufen und machte der Milliardärin seine Aufwartung. Die Milliardärin bewies, dass man nach all den Jahren auch noch einen Bernd Eichinger überraschen konnte. Ja, sie wollte »Das Parfum« mitfinanzieren! Am liebsten hätte sie den Vertrag dazu gleich im Fußballstadium unterschrieben. Bernd war von den Socken. Gisela »Gigi« Oeri kam wie Jesus über das Wasser und rettete »Das Parfum«.
Der reine Tor
DE r Intendant der Berliner Staatsoper hatte Bernd angeboten, eine Wagner-Oper zu inszenieren. Bernd, der schon als Kind von seinem Vater häufig des Nachts mit Wagners Werken malträtiert worden, so gesehen mit Wagner aufgewachsen war, hätte gerne »Tristan und Isolde« inszeniert. Er wusste, dass er seinem Vater keine größere Freude hätte bereiten können. Doch seinem Vater ging es nicht gut. »Tristan und Isolde« hätte Bernd erst 2006 inszenieren können. Bernd hatte das Gefühl, dass sein Vater es bis dahin nicht packen würde. Also entschied er sich, »Parsifal« für Ostern 2005 zu inszenieren. Zwar sah Bernd »Parsifal« immer als wirres Alterswerk Richard Wagners, das seiner Ansicht nach keinen richtigen Sinn ergab, aber wenigstens bestand so die Chance, dass sein Vater seine Inszenierung miterleben würde. Und es war ja letztendlich nur für seinen Vater, dass er dieses Angebot annahm. Leider sollte Bernd mit seinem Gefühl recht behalten: Sein Vater starb noch früher, als Bernd es erwartet hatte und sollte die Inszenierung seines Sohnes nicht mehr miterleben. Nach dem Tod seines Vaters war Bernd, dem es ja sowieso miserabel ging und der immer noch depressiv war, unsicher, ob er »Parsifal« wirklich inszenieren sollte. Doch dann dachte er sich: Warum nicht? So eine Chance bekommt man nur einmal im Leben. Zwar schrien bei der Constantin Film alle auf, als Bernd sich so kurz vor Drehbeginn zu »Das Parfum«
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