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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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Wir Kinder vom Bahnhof Zoo«, bei dem Uli Regie führte, wieder an »Canossa« denken: »Damals hatte Bernd gerade die Constantin Film übernommen und hatte viele Sorgen. Einmal kam er wieder ans Set, und ich fragte ihn ›Was ist denn mit der Constantin los?‹ Seine Antwort werde ich nie vergessen: ›Wenn ich da nicht durchkomme, dann besorg’ ich mir ein Maschinengewehr und mäh’ sie alle nieder.‹ Natürlich kam mir ›Canossa‹ in den Sinn. Da wurde mir schon etwas mulmig.«
    Uli nahm seine Rolle als Regieassistent bei »Canossa« so ernst, dass es bei den Dreharbeiten zu einem kleinen Unfall kam. Bernd hatte immer Hemmungen, mit Schauspielern zu reden. Dies ging Jahre später während der Dreharbeiten zu »Das Parfum« so weit, dass Alan Rickman sich pikiert erkundigte, warum Bernd denn kein Wort mit ihm spreche, geschweige denn ihn zum Essen einladen würde. Ein so kauziges Verhalten war er von einem Produzenten nicht gewohnt! Diese Ladehemmung in Sachen Schauspieler hatte Bernd schon als Filmstudent und bat deswegen seinen Freund Uli um Hilfe. Uli, muss man dazu sagen, hatte vor der Filmhochschule zwei Jahre Theaterwissenschaften studiert und war Mitglied der Schauspielgruppe »La MaMa Theater« gewesen. »Deswegen war ich – typisch arroganter Filmstudent – total davon überzeugt, dass ich als einziger Schauspieler inszenieren kann«, so Uli. »Naja, und da gab es diesen wirklich müden Vogel. Und Bernd meinte zu mir: ›Der muss mehr Ausdruck im Gesicht haben, mach doch mal was!‹ Und ich nicht faul, hab dann in den Drehpausen mit ihm Gesichtsübungen gemacht. Ich hab ihm gezeigt, wie er das ganze Gesicht anspannen soll und dann so tun, als würde er die Haut an den Seiten packen und über den Kopf zurückreißen und dann wieder nach vorne schieben. Also ständig die Gesichtshaut anspannen und alles aufreißen und wieder zurück. Immer ins Extrem … das war für mich die Stanislawski-Methode und ich war überzeugt, dass die hilft.« Die vermeintlichen Stanislawski-Übungen, so trug Uli dem »müden Vogel« auf, sollte er auch nach Drehschluss zu Hause vorm Schlafengehen und gleich wieder beim Aufstehen machen. Dies hatte zur Folge, dass der Darsteller am nächsten Tag ans Set kam und sein Gesicht überhaupt nicht mehr bewegen konnte. Die erste Klappe fiel, Bernd sagte »Action« und der »müde Vogel« verzog nur schmerzhaft das Gesicht. Er hatte sich von Ulis Ausdrucksübungen einen solchen Muskelkater zugezogen, dass sein Gesicht gewissermaßen eingefroren war. Bernd drehte sich entsetzt zu Uli um. Dem war das Ganze furchtbar peinlich, aber jedes Mal, wenn er die Geschichte zum Besten gab, mussten Bernd und er schrecklich lachen.
    Innerhalb der Filmhochschule ging es auch um Selbstdefinition und Abgrenzung von den anderen Studenten. Mit »Canossa« wollte Bernd gegenüber seinen Kommilitonen auch dadurch ein Zeichen setzen, dass er sich für eine Szene das längste Zoomobjektiv besorgte, das er auftreiben konnte – es war ein Zoom speziell für Sportveranstaltungen –, und damit eine Szene mit einer extrem langen Zoomfahrt drehte. Ganz abgesehen von der Freudianischen Symbolik dieser Geste, über die Bernd und ich oft lachten, war diese Zoomfahrt eine totale Provokation. »Zoom war immer so eine riesige Diskussion bei uns. Das war eine ideologische Frage damals, ob man Zoom benutzen darf. Denn das Auge hat nun mal keinen Zoom, und außerdem hat ein Zoom etwas emotional Manipulatives«, erklärt Herman Weigel. Dieser Ideologiediskussion widersetzte sich Bernd, indem er einfach die größte Zoomfahrt aller Zeiten in der Filmhochschule veranstaltete. Und das Erstaunliche: Niemand regte sich auf, und alle fanden es prima. Während des Drehs zu »Der Baader Meinhof Komplex« flammte die Zoomdiskussion erneut auf. Das war nicht verwunderlich, denn schließlich war der Film eine Zeitreise zurück in die Jahre, als Bernd und Uli Film studiert hatten und damit auch eine Rückkehr zu den ideologischen Diskussionen von damals. Rainer Klausmann, der Kameramann von »Der Baader Meinhof Komplex«, weigerte sich, einen Zoom zu benutzen, weil er – wie er immer wieder betonte – »ehrliche Bilder« machen wollte. Bernd schüttelte nur den Kopf, als er davon hörte, und murmelte »Stimmen aus der Gruft«. Aber eingemischt hat er sich nicht. Das Thema Zoom hatte er 1971 schon abgehakt.
    In Ulis erstem Film schrieb wie auch später Herman Weigel die Dialoge, und Bernd leitete die Produktion. Dabei hatte er

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