BE (German Edition)
(Melies, Eisenstein) und seinen Anti-Vorbildern (Riefenstahl, Hollywood), von der deutschen Romantik und vor allem von Wagner und seiner Musik«. In der öffentlichen Rezeption warf »Hitler, ein Film aus Deutschland« sicherlich die Schatten für Bernds »Der Untergang« (2004) voraus: im Ausland hoch gelobt und von der Kritik gefeiert, in Deutschland jedoch weitgehend mit Verachtung vom Feuilleton abgestraft.
Als ich Bernd kennenlernte, war vor allem eine Sache an ihm für mich absolut elektrifizierend: Ich fühlte mich von Bernd gesehen . Es war, als würde er in mich hinein blicken und mich so sehen, wie ich mich selbst wahrnehme – nicht, wie mich der Rest der Welt wahrnimmt. Irgendwann im Leben hat man sich eben auf eine Rolle eingeschossen, die man einigermaßen gut spielen kann. Dann hat man entweder nicht mehr den Mut oder die Energie zu zeigen, was noch so alles in einem steckt. Bernd konnte durch diese Rollen hindurchblicken und sehen, was noch alles in einem schlummerte. Und seine Gegenwart hat einem den Mut gegeben, die alten Muster hinter sich zu lassen und zu bisher brachliegenden Aspekten seiner selbst zu finden. Für mich war das eine großartige Erfahrung. Für andere war sie oft auch schmerzhaft, weil Bernd – wenn es ihm wichtig war – auch vor gewissen brachialen Methoden nicht zurückgeschreckt hat, um Leute aus ihren gewohnten Rollen herauszuholen. Seine Präsenz ist auch ein Grund, warum viele Regisseure mit Bernd ihren erfolgreichsten Film gemacht haben. Diese besondere Gabe ermöglichte Bernd aber auch, dass er Menschen zusammenführen und Freundschaften stiften konnte. Es war ein Talent, das Bernd schon in den Siebzigern hatte und das sich perfekt an dem Beispiel zeigt, wie er Edgar Reitz mitdem Kameramann Gernot Roll zusammenführte. Die beiden sollten daraufhin vierzig Jahre zusammenarbeiten. Der Film, für den Bernd die beiden zusammenbrachte, hieß »Stunde Null« aus dem Jahr 1977. Darüber sprach ich mit Edgar Reitz 2011:
Wie kam das zustande, dass Bernd und du zusammengearbeitet habt?
ER: Unsere Büros lagen nah beieinander in Schwabing. Wir haben beide immer bei demselben Italiener in der Tengstraße unten im Keller gegessen. Also, ich habe Bernd beim Abendessen kennengelernt. Wie er das Drehbuch zu »Stunde Null« in die Hände bekommen hat, weiß ich nicht mehr, aber er war auf jeden Fall begeistert und wollte das produzieren. Ich hatte zu der Zeit aber schon einen Vertrag mit dem WDR, d. h. ich wollte selbst produzieren. Bernd meinte: »Ich mach das für dich! Ich mach die gesamte Herstellung, ich wickele alles für dich ab, sogar die Filmvorführungen, wenn der Film fertig ist – alles was dazugehört.« So ein Angebot hatte mir davor noch niemand gemacht. Ich hatte immer alles selber machen müssen. Bernds Argumentation war: »Das ist für euch Regisseure überhaupt nicht gut, dass ihr selber produziert, denn da geht sehr viel kreative Energie in den falschen Kanal.«
Ergibt auch Sinn, oder?
ER: Ja, da hatte er recht. Und dann kam etwas sehr Entscheidendes: Ich war auf der Suche nach einem Kameramann, als Bernd mich plötzlich anrief und auf eine für ihn typische Art und Weise meinte: »Komm mal rüber, ich hab den Kameramann, der zu dir passt.« Also ging ich rüber in Bernds Büro. Der saß da mit Gernot Roll, der sehr zurückhaltend war. Und der Bernd sagte immer nur: »Ihr werdet sehen, ihr zwei passt zusammen!« Wie ein Heiratsvermittler. Dabei passten wir vom Renommee überhaupt nicht zusammen. Der Gernot galt als Technikfreak, sehr handwerklich orientiert. Und ich galt als der Intellektuelle, der vom Literarischen und Philosophischen an einen Film herangeht. Dabei hat das überhaupt nicht gestimmt – für uns beide nicht! Bernd hat meine praktische Seite und Gernots theoretische Ecke erkannt. Wir sind dann in mein Büro in der Agnesstraße gegangen, wo sich eine 35 Millimeter Projektion befand. Ich wollte Gernot einen meiner früheren Filme zeigen, damit wir uns so kennenlernen. Als ich dann selbst den Film aus der Kiste holte und in den Projektor legte, war Gernot schon erstaunt, dass ich das überhaupt konnte. So extrem war unsere gegenseitige Prägung durch unsere Vorurteile. Bernd hat nur abgewartet, bis das zwischen Gernot und mir lief, und dann ist er gegangen. Ich bin gerade dabei, wieder ein Filmprojekt mit Gernot vorzubereiten. Bernd hat da eine Beziehung auf Lebenszeit gestiftet.
Und wie waren die Dreharbeiten?
ER: Wir haben an der Grenze zur
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