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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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meinte: »Hans, wir haben noch Geld für eine Woche, mehr ist nicht mehr da.« Geißendörfer brauchte aber mindestens noch zehn, am besten elf Tage, um den Film fertig zu drehen. Aber für elf Tage brauchte Bernd 75 000 Mark. Er hatte jedoch nur 50 000. Sich auf eine Woche zu beschränken, kam für Geißendörfer nicht infrage. Stattdessen meinte er zu Bernd: »Gib mir doch mal 5000 Mark …« Gemeinsam mit Bernd und seinem Hauptdarsteller Bruno Ganz, mit dem Bernd 2003 »Der Untergang« drehen sollte, machte sich Geißendörfer dann auf zum nächstbesten Casino. Da »Die Wildente« in Wien gedreht wurde, fuhr man ins nahe gelegene Baden. Geißendörfer, Bernd und Bruno Ganz setzten sich zu dritt an den Roulettetisch, und Geißendörfer begann zu zocken. Geißendörfer erinnert sich:
    »Bernd und Bruno konnten gar nicht hinschauen. Bernd hat furchtbar gelitten. Er hat auch nicht mitgespielt. Das hätte ich auch nicht erlaubt, denn ich habe ein unverschämtes Glück in meinem Leben. Ich habe das Geld einfach auf dem Roulettetisch liegen lassen. Vier Mal ist die Kugel gerollt. Dann hat Bernd zu mir gesagt: ›Hans, jetzt hör auf! Wir haben die 25 000, die wir brauchen!‹ Ich hatte genügend Geld gewonnen, dass wir den Film zu Ende drehen konnten. Kein anderer Mensch außer Bernd hätte sich je auf so etwas eingelassen. Das war nicht nur, weil er noch sehr jung war, sondern weil er unbedingt den Film machen wollte. Das musste einfach klappen! Aber das war wirklich schrecklich für ihn. Das ging ganz und gar gegen seine Natur!«
    »Die Wildente« war vor allem deswegen ein wichtiger Film für Bernd, weil er zum ersten Mal mit Bruno Ganz zusammenarbeitete. Für Bruno Ganz war das, so Hans W. Geißendörfer, keine einfache Zeit, denn er war erst vor kurzem dem künstlerisch sehr beherrschenden Leiter der Berliner Schaubühne Peter Stein entflohen. »Bruno hat nicht mehr so richtig gewusst, wo er selbst ist, weil Stein ihn total vermanscht hat in die Figuren. Und stand dann zum ersten Mal vor einer 35-Millimeter-Kamera«, erinnert sich Geißendörfer. Bernd erzählte mir, dass dies dazu führte, dass Ganz sich oft nicht nur die Nächte um die Ohren schlug, sondern auch in Faustkämpfe mit den anderen Kneipengästen geriet. Wer Bruno Ganz heute kennt, der wird sich kaum vorstellen können, dass dieser scharfsinnige und bedachte Mann jemand war, für den Bernd nachts die Kneipen abklapperte, um ihn zu finden und ins Hotel zu bringen. Nicht so sehr der Mangel an Schlaf bewegte Bernd dazu, sondern vielmehr die Sorge, sein Hauptdarsteller könne sich bei einem Handgemenge ein blaues Auge oder die Nase blutig schlagen lassen und man würde nicht drehen können, bis die Schwellung abgeklungen war. Das echte Sorgenkind während der Dreharbeiten zu »Die Wildente« war jedoch nicht Bruno Ganz, sondern Jean Seberg. Da Jean-Luc Godards »Außer Atem« immer schon einer von Bernds zehn Lieblingsfilmen war, war es für ihn herzzerreißend mit anzusehen, wie seelisch kaputt und labil seine große Ikone geworden war. Auch ihr damaliger Freund hatte laut Bernd keinen guten Einfluss auf sie. Es war ein Trauerspiel, gegen das er nichts tun konnte. »Die Wildente« ist Jean Sebergs vorletzter Film. Drei Jahre später brachte sie sich um.
    Bernds letzte Produktion mit Hans W.Geißendörfer war die TV-Serie »Theodor Chindler – Die Geschichte einer deutschen Familie«. Bernd hatte seit »Perahim« einen Quantensprung gemacht, auch äußerlich. Die langen Haare, Hippiepelzmantel und Wollmütze, die er noch bei »Perahim« getragen hatte, hatte er gegen kurze Haare, schicke Alain-Delon-Anzüge, Pilotenbrille und schwarze Stiefeletten getauscht. Außerdem rauchte er lange Zigarillos und fuhr einen Porsche. Bernd lief herum wie ein Yuppie, bevor der Yuppie überhaupt erfunden worden war. Geißendörfer schien diese Verwandlung offensichtlich nicht ganz geheuer. Gedreht wurde in der damaligen ČSSR.
    Damals gab es in Prag einen regen Schwarzmarkt für westliche Devisen. Der offizielle Umtauschkurs war wesentlich schlechter als das, was man auf dem Schwarzmarkt dafür bekommen konnte. Wenn man allerdings beim Tauschen auf dem Schwarzmarkt erwischt wurde, waren die Strafen streng. Um zu vermeiden, dass das Filmteam und die Darsteller ihre tägliche Cash-Zuweisung beziehungsweise ihre sogenannten »per diems« auf dem Schwarzmarkt umtauschten, gab Bernd ihnen das Geld nicht zum offiziellen, sondern zum Schwarzmarktumtauschkurs. Vielleicht lag es

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