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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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Service an – der Regisseur sollte sich auf das kreative Filmemachen konzentrieren, Bernd würde ihm den Rücken freihalten und die Produktion durchziehen. Sein erster »Kunde«, wenn man so will, war ein junger Regisseur, den Bernd noch von der Filmhochschule kannte und der mit »Alice in den Städten« gerade seinen großen Durchbruch gehabt hatte: Wim Wenders.
     
    Wim, wie kam das zustande, dass Bernd »Falsche Bewegung« für dich produziert hat?
WW: Dadurch dass Der Filmverlag der Autoren sich auf Verleih eingeschossen hatte, saß ich auf einmal da und hatte keine Produktionsgesellschaft mehr. Und auch noch nicht den Mut, selbst eine Produktionsfirma aufzuziehen. Das war mir auch zu kompliziert. Dann hab ich mit Bernd und Peter Genée gesprochen, und die haben gesagt: »Wir machen das für dich.« Das war ganz unkompliziert. Es gab keine Verträge! Wir haben alles nur mit Handschlag gemacht, dass Bernd und Peter das produzieren würden und dass mir, wenn der Film fertig ist, die Rechte gehören würden. Also, an der Produktion sollten sie schon verdienen, aber der fertige Film würde, das war ich vom Filmverlag so gewohnt, dem Verursacher Wim Wenders gehören. Da hatten beide kein Problem mit. Die saßen ja noch oben unterm Dach in so ’ner Bude und wollten mit ihrer Firma überhaupt erst mal auf den Markt kommen. Die brauchten erst einmal Volumen. Deswegen sind sie auf meinen Deal eingegangen. Denn das war schon recht ungewöhnlich, vor allem wenn man das überhaupt nicht vertraglich festhält.
Und wie war er so, der junge Produzent Bernd Eichinger?
WW: Bernd war nur ein paar Mal am Set. Er hat hauptsächlich die Finanzierung gemacht. Am Set war meistens Peter Genée. Das Geld kam damals hauptsächlich vom Fernsehen. Außerdem gab’s öffentliche Mittel. Der Filmverlag hat auch eine kleine Garantie gegeben, als deutscher Verleih und auch als Weltvertrieb. Kreativ hat Bernd sich nicht eingemischt. Er war einfach froh, dass »Falsche Bewegung« ein verhältnismäßig einfacher Film war, der kein großes Risiko in sich trug. Wir haben vier Wochen lang gedreht. Filmemachen war so einfach damals. Konntest den Film in ein paar Wochen vorbereiten und dann hast du das gedreht und geschnitten und dann war’s das. Auch unser Team war ganz klein. Wenn ich mir heute die Titelrolle von »Falsche Bewegung« anschaue, denke ich: Wo ist der Rest? Wo sind die anderen? Die zwanzig Namen, das kann’s doch nicht gewesen sein.
Hat sich Bernd im Schneideraum blicken lassen? Der Schnitt war ja immer seine Lieblingsphase beim Filmemachen …
WW: Ja, er hat uns im Schneideraum besucht und hat sich angeguckt, was wir da gemacht haben. Sehr neugierig. Sehr respektvoll. Es ging ja alles so schnell. Wir haben nur vier Wochen geschnitten, denn wir hatten ja gar nicht so viel Material. Peter Genée hatte uns nämlich nur etwa zwanzigtausend Meter Filmmaterial zur Verfügung gestellt. Da kommst du nicht weit. Heute drehen die Leute das locker an einem Tag weg. Bernd war dann auch bei der Premiere, das war sehr schön. Das war das Filmcasino in der Ludwigstraße neben dem heutigen Schumann’s. Das war toll. Wir haben sieben Bundesfilmpreise gewonnen. Für Bernd und seine Solaris war das ziemlich gut. Es war damals sehr ungewöhnlich, dass ein einzelner Film so viele Preise abräumt.
Die Zeit bei der Solaris, das waren Bernds Wander- und Lehrjahre, würdest du da zustimmen?
WW: Die Solaris war in jeder Hinsicht ein Sprungbrett für ihn. Das war auf keinen Fall ein Ziel in sich selbst. Es war immer mein Eindruck, dass die Solaris für Bernd ein Übergang war und dass er größere Pläne hatte, als in einem Dachgeschoss in Schwabing Autorenfilme zu produzieren. Er hat auch keinen Hehl daraus gemacht, dass er andere Pläne hatte. Was genau für Pläne das waren, da hat er sich eher bedeckt gehalten. Aber es war klar, dass er etwas vorhatte. Er dachte immer, dass man das Filmemachen größer angehen müsste.
     
    Wesentlich problematischer als »Falsche Bewegung« verlief eine der nächsten Produktionen, mit der Bernd beauftragt wurde. Als er zu Hans-Jürgen Syberbergs »Karl May«dazustieß, war Syberberg schon arg in die Bredouille geraten und stand als Geschäfts- wie auch Privatmann vor dem finanziellen Ruin. »Karl May« sollte eine Co-Produktion mit dem ZDF werden, und das ZDF hatte Syberberg einen erfahrenen Produktionsleiter zur Seite gestellt. Dieser hatte sich das Budget angeschaut und alle Szenen, Drehorte und Besetzungen, die

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